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Kunst und Macht im III. Reich – Literatur im Gespräch

Der Literaturgesprächskreis trifft sich am Dienstag, den 08. Juli 2025 ab 19.30 Uhr in den Räumen der Bücherei Niederbrechen zum Austausch über Daniel Kehlmanns Hommage an die Filmkunst „Lichtspiel“

Der in Deutschland renommierte Regisseur Georg Wilhelm Pabst versucht, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten beruflich in den Vereinigten Staaten Fuß zu fassen. Doch seine künstlerischen Ambitionen und die kommerziellen Interessen Hollywoods passen nicht zusammen. Er sucht nacheinander die Schauspielerinnen Greta Garbo und Louise Brooks auf, um mit ihnen einen Film zu drehen. Mit ihnen feierte er in den 1920er Jahren große Erfolge, doch sie wollen oder können nicht mit ihm arbeiten. Bei einer Party des österreichisch-amerikanischen Filmregisseurs Fred Zinnemann wird Pabst von einem für das Regime tätigen Deutschen auf seine Möglichkeiten im Nationalsozialismus angesprochen. Nach einem Aufenthalt in Paris beschließt Pabst aufgrund einer Nachricht über den schlechten gesundheitlichen Zustand seiner Mutter nach Österreich zu reisen.
Zunächst wird die bedrückende Rückfahrt in das an Deutschland angeschlossene Österreich geschildert. Dort besitzt der Regisseur ein schlossartiges Anwesen im Dorf Tillmitsch in der Steiermark. Der Verwalter des Gebäudes ist jetzt Ortsgruppenleiter der NSDAP:ein nationalsozialistisch-kleinbürgerlichen Emporkömmlings. Er behandelt er die Pabsts denkbar schlecht. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs können Pabst und seine Familie Deutschland nicht mehr verlassen.
Bei einem Gespräch mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in Berlin wird Pabst hofiert, dann eingeschüchtert und bekommt schließlich das Drehbuch für den Film Komödianten übergeben. Seine Frau Gertrude nimmt an einem Lesezirkel mit Frauen hochgestellter Personen des NS-Staates teil, sein Sohn Jakob wendet sich der Ideologie zu. Pabst unterstützt seine alte Bekannte Leni Riefenstahl bei ihrem Film Tiefland, erlebt später die Verhaftung des Drehbuchautors Kurt Heuser in seinem Haus. Pabst bleibt bei der UFA, teils aus Furcht um sich und seine Familie, teils weil ihm die Verwirklichung von Filmideen im Gegensatz zu Hollywood ermöglicht wird.
Sodann wird die Uraufführung von Pabsts Film Paracelsus im März 1943 aus der Sicht eines internierten britischen Schriftstellers geschildert. Großen Raum nehmen im Roman die Mitte 1944 in Prag aufgenommenen Dreharbeiten zum letzten während der NS-Herrschaft entstandenen Film Der Fall Molander ein. Der Film wird dann von Pabst bis kurz vor dem Prager Aufstand und dem Einmarsch der Roten Armee fertig geschnitten. Pabst und sein Assistent Wilzek erreichen mit den Filmrollen den letzten Zug Richtung Wien, die Rollen gehen jedoch verloren.
Bei den Dreharbeiten zum Film Geheimnisvolle Tiefe Ende der 1940er Jahre wird Pabst als gebrochener Mann dargestellt, der immer noch unter dem Verlust des Films leidet. Seine Frau Gertrude übernimmt die Dreharbeiten in wesentlichen Teilen. Der Roman beginnt und endet mit jeweils einem Kapitel, in dem der betagte und geistig verwirrte Assistent Wilzek in eine Fernsehshow gekarrt und nach seinen Erfahrungen mit Pabst befragt wird.

Die Teilnehmer des Literaturgesprächskreises treffen sich ca. alle sechs bis sieben Wochen, um sich über das gelesene Werk auszutauschen, die Vorschläge stammen aus dem Kreis der Teilnehmer. Jeder, der für Literatur aufgeschlossen ist, ist als Bereicherung stets willkommen. Allen Interessierten steht die Bücherei Niederbrechen am Sonntag von 9.30 bis 12.00 Uhr, am Mittwoch von 18.30 bis 20.00 Uhr und am Donnerstag von 15.30 bis 16.30 Uhr offen.

Von Jürgen Schühler