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Trinkwasser ist nicht selbstverständlich – Gemeindeparlament informiert sich zur Wasserversorgungssituation in Brechen

Hochbehälter „Schuster-Mattese-Stock“

Brechen. Zwischen 100  und 110 Liter Trinkwasser pro Kopf und Tag beträgt der Verbrauch an Trinkwasser in der Gemeinde Brechen im Jahresmittel. Doch, wo kommt es her und wie gelangt es zum heimischen Anschluss. Hierüber informierten sich die Mitglieder/innen des Gemeindeparlaments im Rahmen einer Sommertour. Mittels Untersagung“ wurde Anfang August seitens des Landkreises Limburg-Weilburg die Entnahme von Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen untersagt. Was sich da noch etwas sperrig lesen mag, wird drastisch klar, wenn man sich den Stand der Gewässer im Augenblick anschaut. Während niedrige Pegelstände auf den Fließgewässern zwischenzeitlich sogar den Güterschifftransport nachhaltig einschränken, hat dies auch Auswirkung auf die Trinkwassergewinnung, informierte Bauamtsleiter Michael Weier im Rahmen des Besuchs im vor 50 Jahren errichteten Hochbehälter „Schuster-Mattese-Stock“.

Grundwasser, Quellwasser, Uferfiltrat und Fluss-, Seen- und Talsperrenwasser sind die Möglichkeiten, wie in unseren Breiten Trinkwasser gewonnen werden kann. Der 1974 errichtete Tiefbrunnen Finkel, der Tiefbrunnen Weyerer Weg aus dem Jahre 1956, der 1980 errichtete Tiefbrunnen in Werschau sowie die Schürfung Stoffel stellen in der Gemeinde Brechen die Gewinnung von Trinkwasser sicher. Doch es tut sich einiges, denn derzeit ist die Schürfung Stoffel trocken gefallen und der Tiefbrunnen Weyerer Weg zur Sanierung vom Netz genommen. Durch die anhaltende Trockenheit der letzten Monate sinkt der Grundwasserspiegel, so dass die Fördermengen nicht in bisheriger Weise erbracht werden können.

Der Weg des Wassers in der Gemeinde Brechen wird durch ein Rohrleitungsnetz von rund 60 Kilometern Länge -exklusiv der Wasseranschlussleitungen- beschrieben. So gilt es, die geförderten Wassermengen von den Tiefbrunnen zu den Hochbehältern zu befördern, um die erforderlichen Leitungsdrücke zu erreichen. Der Hochbehälter „Schuster-Mattese-Stock“ ist der erste, der nun aufwändig saniert wurde. Die bis zu 1.400m³ Wasser werden hier in zwei getrennten Kammern vorgehalten. Die Arbeiten sind aufwändig und werden im laufenden Betrieb durchgeführt, beschreibt Wassermeister Volker Frink die Arbeiten. Nach dem Entleeren wurde die erste Kammer nun mit 800 m² Polyethylen (PE) ausgekleidet. Darüber hinaus wurde die komplette Verrohrung der entsprechenden Kammer, eine neue Filteranlage (Be- und Entlüftung) und arbeitssicherheitsrelevante Punkte erneuert bzw. ausgetauscht. Neben der zweiten Kammer gilt es auch, dem Zustand des Hochbehälters im Dietkircher Weg mit seinen 200m³ Speichervolumen die Aufmerksamkeit zu widmen, ist er doch auch schon aus dem Jahre 1950 und für den Wassertransport HB Werschau – HB „Schuster-Mattese-Stock“ extentiell.

Zur Sicherstellung des notwendigen Wasserdrucks des zuletzt in Niederbrechen erschlossenen Wohngebietes mit den Getreidestraßennamen mit dem liebevollen Namen „Müsliviertel“ betitelt, ist eine Druckerhöhungsanlage erforderlich gewesen, die sich genauso in das Trinkwasserkonzept einfügt, wie die Wasseraufbereitung am Tiefbrunnen in Werschau oder weitere infrastrukturelle Einheiten.

Ein historisch gewachsenes Leitungsnetz, bringt neue Herausforderungen mit sich, beschreibt Bauamtsleiter Michael Weier: So wurden zum Beispiel zuletzt 230m Leitungsnetz in Oberbrechen im Bereich der Lange Straße aufwändig saniert. Leitungsverluste, ein Thema, welches aufgrund des in Brechen vorhandenen über Generationen gewachsenen Leitungsnetzes eine Daueraufgabe bleibt. Rund 20 – 25%, gehen so verloren, Wasser, welches eben auch bei der Trinkwasserversorgung fehlt. Die normalen Bereitstellungen für Löschwasservorräte, Spülvorgänge ist damit nicht gemeint, betont Volker Frink, der mit seinen Kollegen vom Bauhof schon zu den widrigsten Witterungen und Tageszeiten die Rohrbrüche aufgespürt und behoben hat. Neben dem kurz und mittelfristigen Auftrag der Trinkwassergewinnung und Versorgung für die Gemeinde gilt es auch, sich langfristig und weitblickend gut aufzustellen.

Bürgermeister Frank Groos hatte daher im Anschluss an die Besichtigung zum Vortrag von Dipl.-Ing. Markus Jurka vom Ingenieurbüro Lang in Wiesbaden ins FCA-Heim am Sportplatz eingeladen. Seit Jahrzehnten schon betreut das Büro diese Themen für und mit der Gemeinde Brechen und so konnte Markus Jurka zurückblickend auf Unterlagen aus den 80er Jahren der Gemeinde eine umsichtige Planung bescheinigen. Die seinerzeit geplanten und zwischenzeitlich umgesetzten Wasserbevorratungen konnten den bisherigen Gemeindeentwicklungen standhalten und die Bevorratung ist gut aufgestellt. Jedoch fordert das Alter der Gewinnungsanlagen mittlerweile ihren Tribut. Eisen, Mangan und andere Stoffe können die Ergiebigkeit der Schürfungen bzw. Tiefbrunnen einschränken. Ob die trocken gefallenen Schürfung „Stoffel“ saniert werden kann, wird derzeit durch die Gemeinde geprüft.  

Der Umgang mit der Ressource Trinkwasser ist auch in der Gemeinde Brechen ein hochaktuelles und gleichzeitig komplexes Thema – und eine hohe Verantwortung für die aktuelle Gemeindevertretung, stellt sie doch mit ihrer verantwortungsvollen Entscheidung für weitere Investitionen die Trinkwasserversorgung für rund 6.600 Einwohner/innen sicher – für die nächsten Generationen. Ein wachsames Auge auf das bestehende und historische Netz, ein interessierter Blick in die Zukunft, um den technischen Entwicklungen standzuhalten und dabei den Kostenrahmen der Möglichkeiten wahrend. Michael Weier dankte auch Praktikantin Sophie Kremer für die Unterstützung bei der Erstellung der grafischen Vorbereitungen für den Ortstermin. Bürgermeister Frank Groos zollte der Arbeit der Wasserversorgung der Gemeinde größten Respekt, denn ihr Einsatz, rund um die Uhr, das ganze Jahr, bei jedem Wetter, oft im Untergrund und meist kaum wahrgenommen im Hintergrund ist es, die es den Bürgerinnen und Bürgern in Brechen ermöglicht, dann Wasser zu bekommen, wenn sie ihren Hahn aufdrehen. Gleichzeitig appellierte Groos aber auch eindringlich an die Eigenverantwortung eines jedes Einzelnen, sparsam und achtsam mit dem Wasser umzugehen, es ist ein nicht unendlich vorhandenes Gut – jeder Tropfen zählt. © Peter Ehrlich /FOTO-EHRLICH.de

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Großes Interesse der Gemeindevertreter/innen am Thema
Die bereits fertig mit PE ausgekleidete Kammer
Die noch zu sanierende Kammer
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Gemeindevertreter/innen bei Ihrem Besuch
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