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Die Leitstelle ist das Herzstück im Hilfeleistungssystem

Wenn Menschen in einer Notlage sind, zählt jede Sekunde. Mit dem Wählen der europaweit gültigen Notrufnummer 112 beginnt ein exakt abgestimmtes Zusammenspiel vieler Akteurinnen und Akteure. Im Landkreis Limburg-Weilburg ist die Zentrale Leitstelle das Herzstück dieses Systems – sie sorgt dafür, dass Hilfe schnell, koordiniert und effektiv dort ankommt, wo sie gebraucht wird. Dies nahmen Landrat Michael Köberle und Erster Kreisbeigeordneter Jörg Sauer nun zum Anlass, sich einmal vor Ort bei Kreisbrandinspektor Frederik Stahl über die Abläufe zu informieren.

In Hessen gilt im Rettungsdienst die sogenannte Zehn-Minuten-Hilfsfrist: Spätestens zehn Minuten nach dem Notruf soll qualifizierte Hilfe am Einsatzort sein. Die Zeit ist eng getaktet: Innerhalb der ersten Minute nimmt die Leitstelle den Notruf entgegen und fragt gezielt die wichtigsten Informationen ab. Schon während dieses Gesprächs läuft im Hintergrund die Alarmierung der benötigten Einsatzkräfte an. Dank modernster Technik können im Einsatzfall zahlreiche Maßnahmen zeitgleich eingeleitet werden, um eine schnelle und effektive Hilfeleistung sicherzustellen. So werden beispielsweise qualifizierte Ersthelfende der DRK-Ortsverbände als Helfer vor Ort (HvO) oder weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer über die App „KatRetter“ alarmiert, sodass diese noch vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes lebensrettende Maßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen können. Die HvO-Teams werden auch in anderen, lebensbedrohlichen Notfällen mitalarmiert und können ehrenamtlich die hauptamtlichen Strukturen unterstützen sowie den Patientinnen und Patienten frühzeitig Hilfe leisten. Gleichzeitig lassen sich Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutzeinheiten, Notfallseelsorge, Rettungshundestaffeln, Wasserrettung und weitere Spezialkräfte gezielt und bedarfsgerecht alarmieren. Auch die notwendige Koordination mit anderen Dienststellen wie Polizei, Bundespolizei, Deutsche Bahn oder anderen Beteiligten erfolgt unmittelbar und effizient.

Darüber hinaus werden die umliegenden Krankenhäuser in Echtzeit über das System IVENA (Interdisziplinärer Versorgungsnachweis) frühzeitig über die Zahl und den Zustand der ankommenden Patientinnen und Patienten informiert, um eine bestmögliche Versorgung vorzubereiten. Bei Bedarf kann sogar ein Rettungshubschrauber koordiniert und in den Einsatz eingebunden werden – ebenfalls in kürzester Zeit und nahtlos in die Gesamtorganisation integriert.

Die Integrierte Leitstelle ist kein isolierter Bestandteil der Gefahrenabwehr, sondern arbeitet als wichtiger Knotenpunkt in einem landkreis- und teilweise landesweiten Netzwerk eng mit zahlreichen Partnern zusammen. Besonders hervorzuheben ist dabei die enge Vernetzung mit den benachbarten Leitstellen: Durch den Einsatz einer landesweit einheitlichen Leitstellensoftware können Notrufe und Einsatzinformationen nahtlos und ohne Zeitverlust weitergeleitet werden – auch bei Einsätzen an den hessischen Landkreisgrenzen, wo eine reibungslose Zusammenarbeit besonders wichtig ist. Ein weiteres Beispiel für die funktionierende Zusammenarbeit ist der sogenannte Überlaufbetrieb. Bei außergewöhnlich hohem Notrufaufkommen, wie es beispielsweise bei schweren Unwettern oder Großschadenslagen der Fall sein kann, unterstützen die hessischen Leitstellen in Darmstadt-Dieburg und Schwalm-Eder zuverlässig und entlasten so die örtlichen Einsatzkräfte. Darüber hinaus ist die Integrierte Leitstelle eng mit der Informations- und Kommunikationszentrale (IuK-Zentrale) im Landkreis verbunden. Hier leisten im Bedarfsfall ehrenamtliche Einsatzkräfte wertvolle Unterstützung, etwa bei der Bearbeitung von Lagen mit hohem Koordinationsaufwand oder hohem Einsatzaufkommen.

Nicht zuletzt zeichnet sich die Arbeit in der Leitstelle durch eine hohe persönliche Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus: Viele von ihnen engagieren sich nicht nur hauptamtlich im Bereich der Gefahrenabwehr, sondern sind zusätzlich ehrenamtlich in der Feuerwehr, im Rettungsdienst, beim Technischen Hilfswerk (THW) oder in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aktiv. Dieses doppelte Engagement sorgt für eine intensive Vernetzung mit den vor Ort befindlichen Einsatzkräften. Besonders wichtig ist dabei auch die regionale Ortskenntnis der Mitarbeitenden in der Zentralen Leitstelle. Wer die Gegebenheiten des Landkreises kennt, weiß um Besonderheiten bei Straßen, Baustellen, schwer zugänglichen Gebieten oder saisonalen Ereignissen. Diese lokale Expertise trägt dazu bei, dass Einsatzkräfte zielgerichtet zum Notfallort geführt werden und wertvolle Zeit gespart wird – zum Wohle der Betroffenen.

Das System im Landkreis Limburg-Weilburg basiert auf dem Prinzip der dezentralen Verantwortung: Starke, leistungsfähige, ehrenamtliche Strukturen vor Ort sorgen dafür, dass Hilfe schnell bei den Menschen ankommt. Die Leitstelle ist der Taktgeber, der alle Akteure miteinander verbindet – Haupt- und Ehrenamt arbeiten hier Hand in Hand. Gerade bei besonderen Lagen – sei es Starkregen, Pandemie, Gasaustritt oder Ausfall der kritischen Infrastruktur – zeigt sich die Stärke des Systems. Die Leitstelle bleibt auch dann handlungsfähig, wenn andere Bereiche eingeschränkt sind. Im Rettungsdienst sorgt die Leitstelle für die optimale Verteilung der Rettungsmittel, plant kurzfristig Interimswachen, wenn dies nötig ist, und entwickelt die Prozesse kontinuierlich weiter – gemeinsam mit allen Partnern bis hin zu den Krankenhäusern. Im Bereich Katastrophenschutz wurde in den letzten Jahren die personelle und strukturelle Aufstellung des Führungsstabs erneuert. Mit regelmäßigen Übungen – unterstützt durch Programme des Landes Hessen – werden die Strukturen weiterentwickelt und an aktuelle Herausforderungen angepasst.

„Die Integrierte Leitstelle ist mehr als nur eine Telefonzentrale. Sie ist Herz und Knotenpunkt in einem System, das auf Engagement, moderner Technik und klarem Handeln basiert. Nur durch das reibungslose Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt sowie genaue Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten kann schnelle und qualifizierte Hilfe in Notlagen gewährleistet werden. Dafür bin ich allen Akteurinnen und Akteuren sehr dankbar“, so Landrat Köberle in Limburg. © Landkreis Limburg-Weilburg