An der Lahn gibt es derzeit nicht nur bunt gefärbtes Laub und herrliche herbstliche Impressionen zu sehen. Unterhalb des Domfelsens haben Jugendliche aus der Kulturenwerkstatt ihre Street Literature angebracht. Auf bunt gemusterten Stoffen sind Zitate bekannter Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Hermann Hesse oder aus Büchern wie Der kleine Prinz zu lesen – Worte, die berühren und zum Nachdenken anregen.
Gemeinsam mit der Kulturenwerkstatt zeigt die Stadt Limburg die Street Literature bis Donnerstag, 30. Oktober, am Lahnufer (Am Steiger). In der Dombibliothek – Öffentliche Bibliothek für die Stadt Limburg im Kulturzentrum (Grabenstraße 37) – wird zudem die begleitende Ausstellung mit Fotos, Texten und Eindrücken aus der Workshopwoche gezeigt.
„Eine tolle Aktion der Kulturenwerkstatt und der jungen Menschen, die wir sehr gerne unterstützen. Viele der Zitate und Sätze der Street Literature stammen aus Büchern, die auch hier in der Dombibliothek ausgeliehen werden können. Ich kann nur alle dazu einladen, einen Spaziergang an der Lahn zu unternehmen und danach hereinzukommen, um sich die Ausstellung in der Dombibliothek anzuschauen“, so Dr. Anna Vössing, Leiterin des Kulturamtes der Stadt.
Ein Zitat, dass viele der Mitwirkenden wichtig finden, ist an einem Baum an der Lahn angebracht:„Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“. Er stammt von Heinrich Heine, der ihn 1821 als Kommentar zu einer frühen Bücherverbrennung beim Wartburgfest 1817 schrieb. Heines Zitat hat sich als erschreckend prophetisch erwiesen. Denn die nationalsozialistischen Bücherverbrennungen waren erst der Anfang. Es folgten Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen, darunter vor allem Jüdinnen und Juden.
Die Auswahl an Street Literature ist so vielfältig wie die jungen Menschen, die sie geschaffen haben. Sedra Sakkal schätzt besonders den Satz aus Jessi Kirbys Buch Dein eines, wildes, kostbares Leben:
„Ich will niemals eine von denen sein, die man erinnern muss. Ich will mutig sein, etwas riskieren und nichts bereuen. Ich will ein Leben voller Schönheit, Liebe und Chancen.“
Amir Salman Yaser, der ebenfalls tatkräftig mitgestaltete, findet sich in dem Zitat: „Das Leben ist zu kurz, um vielleicht zu sagen“ wieder. Es stammt aus dem Buch Die Rebellion der Maddie Freeman von Katie Kacvinsky.
„Das Projekt zeigte einmal mehr, dass junge Menschen bei einem entsprechenden Angebot bereitwillig ihre vermeintliche Komfortzone verlassen, um gemeinsam etwas entstehen zu lassen“, so Projektleiterin Annie Vollmers.
Entstanden ist die Street Literature in der ersten Woche der hessischen Sommerferien. Das alte Kalkwerk zwischen Limburg und Diez diente als Atelier für die vielen jungen Künstler der Kulturenwerkstatt. Vom 7. bis 11. Juli 2025 fand dort der Ferienworkshop Street Literature statt – ein kreatives und interkulturelles Projekt, das Jugendlichen Raum für literarischen, gestalterischen und gesellschaftlichen Ausdruck bot. Täglich nahmen bis zu 40, insgesamt rund 50 junge Menschen im Alter zwischen 16 und 23 Jahren teil.
Organisiert wurde der Workshop von der Kulturenwerkstatt, deren Ferienangebote Jugendlichen kreative, sprachfördernde und gemeinschaftsstärkende Räume eröffnen. Realisiert wurde das Projekt in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V., der Adolf-Reichwein-Schule Limburg und der Kunsthalle Altes Kalkwerk.
Finanziert wurde Street Literature über die „Literanauten“, ein Programm des Arbeitskreises für Jugendliteratur, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die PwC-Stiftung und die Waldemar-Bonsels-Stiftung.
Weitere Informationen zum Projekt, alle Zitate zum Nachlesen und Nachhören sowie Eindrücke aus der Workshopwoche finden sich auf der Website der Kulturenwerkstatt unter www.kulturenwerkstatt.de
Bei künstlerisch-sozialer Street Literature werden literarische Texte – Zitate, Gedichte, eigene Texte – im Stadtraum präsentiert, etwa auf Stoffbannern, Wänden, Straßen, Laternen oder Installationen. Ziel ist, Literatur zugänglich zu machen, Denkanstöße zu geben und kulturelle Teilhabe zu fördern. Oft sind Jugendliche beteiligt, die durch kreative Ausdrucksformen ihre Sicht auf Sprache, Identität und Gesellschaft einbringen.
© Stadt Limburg