Springe zum Inhalt

Theaterprojekt beleuchtet die dunkle Geschichte des Weilmünsterer Krankenhauses

Schülergruppe der Weiltalschule Weilmünster bringt NS-Vergangenheit in berührendem Theaterstück zum Ausdruck
(WEILBURG/WEILMÜNSTER) - Ab dem 27. Juni widmet sich eine Schülergruppe der Weiltalschule Weilmünster mit großer Hingabe einem der düstersten Kapitel der deutschen Geschichte: den systematischen Morden an Menschen mit geistigen und körperlichen Einschränkungen während des Nationalsozialismus, von den Nazis euphemistisch als "Euthanasie" bezeichnet. Unter der professionellen Anleitung der renommierten Schauspieler Crischa Ohler und Sjef van der Linden vom Theater mini-art e. V. aus Bedburg-Hau (Niederrhein) entwickeln die Schülerinnen und Schüler ein Theaterstück, das auf den Biografien der "Euthanasie"-Opfer der Tötungsanstalt Hadamar und der Hungeranstalt Weilmünster basiert.
Im Rahmen dieses eindrucksvollen theaterpädagogischen Projekts werden die Jugendlichen nicht nur in die Grundlagen des Theaterspielens eingeführt, sondern setzen sich auch auf tiefer emotionaler und intellektueller Ebene mit dem Thema NS-"Euthanasie" auseinander. Sie verfassen eigene Texte, die von den Dozenten überarbeitet und gemeinsam mit der Gruppe weiterentwickelt werden. Aus diesem Material entstehen dann fesselnde Monologe, Dialoge, Szenen und Choreografien.
Crischa Ohler von mini-art erklärt: "Dieses Projekt ermöglicht den Jugendlichen, das Theater als sinnliches Medium der Wahrnehmung, Reflexion, Auseinandersetzung und Darstellung zu erleben. Es fördert nicht nur ihr kreatives Potential, sondern auch ihr Selbstwertgefühl, ihr Verantwortungsbewusstsein, ihr Sozialverhalten und ihre Integrationsbereitschaft."
Die Projektidee stammt vom Verein "Weilburg erinnert", der auch die inhaltliche Verantwortung trägt und die gesamte Organisation und Projektkoordination übernimmt. Das Projekt wurde im vergangenen Jahr mit dem „Hessischen Sozialpreis 2023“ ausgezeichnet.
Das Projekt beginnt am 27. Juni. Zum Start des Projekts führen Markus Huth, Vorsitzender des Vereins "Weilburg erinnert", und Dr. Steffen Dörre vom Hessischen Institut für Landesgeschichte gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern einen ganztägigen Workshop zum Thema NS-Krankenmorde durch. "Wir werden intensiv den historischen Kontext der Idee der 'Vernichtung lebensunwerten Lebens' untersuchen, wie die Nazis diese Idee in die Tat umgesetzt haben und insbesondere welche regionale Bedeutung das Thema hat", erläutert Huth.
Ab dem 1. Juli erfolgt dann die inhaltliche Arbeit mit den Schauspielern von mini-art. Am Ende des Projekts steht eine beeindruckende theatralische Collage, die von den Schülerinnen und Schülern selbst erarbeitet wurde und am 6. Juli und 9. Juli teilweise öffentlich präsentiert wird.
Die öffentlichen Aufführungen des von den Schülerinnen und Schülern entwickelten Stücks mit dem Titel "Protokolle einer Auseinandersetzung mit regionaler Geschichte – Teil III: Die Tötungsanstalten in Weilmünster und Hadamar zwischen 1933 und 1945" finden am 6. Juli um 18:30 Uhr im Blumenhof-Theater in Weilmünster und am 9. Juli um 18 Uhr im Festsaal von Vitos Weil-Lahn in Hadamar statt.
Das Theaterprojekt bietet eine einmalige Gelegenheit, die dunkle Vergangenheit der Region zu reflektieren und gleichzeitig das kreative Potential junger Menschen zu fördern. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich für eine der öffentlichen Aufführungen unter www.theaterprojekt-anmeldung.weilburg-erinnert.de anzumelden. Die Anmeldung ist obligatorisch.
"Die Schülerinnen und Schüler sind äußerst motiviert und freuen sich auf das Theaterprojekt", sagt Huth. Die Zusammenarbeit mit der Weiltalschule, insbesondere mit Schulleiterin Anette Schmittel sowie der projektverantwortlichen Lehrerin Angela Krüger, ist äußerst angenehm. "Das Theaterprojekt im letzten Jahr war eine herausragende Bildungschance für junge Menschen, und es ist großartig, dass es nun fester Bestandteil unseres Jahresprogramms ist. Ich freue mich bereits sehr auf die Projektpräsentation", meint Martina Zimmermann, Schriftführerin im Vereinsvorstand und Ansprechpartnerin des Vereins für die Schulen.
Weitere Informationen zum Projekt finden sich auf der Website des Vereins unter www.weilburg-erinnert.de. Das Projekt wird finanziell gefördert durch die Deutsche Postcode Lotterie und die Zukunft bilden – Andrea & Markus Eisel Stiftung. © Verein "Weilburg erinnert"