Die Extremwetterereignisse seit 2018 haben dem hessischen Wald stark zugesetzt. Um die Aufforstung und Klimaanpassung der hessischen Wälder zu unterstützen, weiht HessenForst nun ein neues Saatgutzentrum beim Forstamt Hanau-Wolfgang ein.
Borkenkäfer lassen den Wald kränkeln. Grund also für das Land Hessen, seine Bemühungen um die Wiederbewaldung und Klimaanpassung der Wälder weiter zu verstärken. Staatssekretär Michael Ruhl eröffnete heute am Forstamt Hanau-Wolfgang das neue HessenForst Saatgutzentrum - Deutschlands modernste Saatgutaufbereitungsanlage. „Die nachhaltige Bereitstellung von ausreichenden Mengen an forstlichem Saatgut ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Umbau des Waldes hin zu stabilen und klimaangepassten Mischbeständen“, so Ruhl.
In Anwesenheit von rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellte der Leiter des Landesbetriebs HessenForst, Michael Gerst, die innovative Technik des Saatgutzentrums vor. Nach einer Bauzeit von eineinhalb Jahren und einer Investition von circa 4 Mio. Euro geht die neue Anlage mit Beginn der nächsten Saatguternte in Betrieb. Neben den üblichen Genehmigungsverfahren war insbesondere die Gewinnung hochspezialisierter Bau- und Maschinenunternehmer sowie die Entwicklung neuer Maschinen eine herausfordernde Aufgabe.
„Insbesondere die neuartige Eichelwaschanlage wird uns in die Lage versetzen, deutlich mehr und höherwertige Eicheln zur Aussaat zu bringen als bisher“, erklärte Gerst. Die Eiche, so der Landesbetriebsleiter, sei eine der Baumarten, von denen sich die Forstleute bei den sich verändernden Klimabedingungen eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit erwarteten. Die neue Technik wird zudem dafür sorgen, dass sich die Pflanzenausbeute aus dem ausgebrachten Saatgut erhöht. Entsprechend zuversichtlich ist der Landesbetriebsleiter: „So werden wir effektiver und können bei der Pflanzenanzucht noch bessere Ergebnisse erzielen.“
Der Bedarf an hochwertigem und herkunftsgesichertem Saatgut wird auch in den kommenden Jahren hoch bleiben. Zwar werden künftig etwas weniger Pflanzen auf den Schadflächen des hessischen Waldes gepflanzt, gleichwohl stehen große Aufgaben beim Umbau der vorhandenen Bestände an.
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Hintergrund
Schon seit 200 Jahren kümmern sich die Forstleute in Hanau um das Saatgut für unsere Wälder. Die Samendarre Wolfgang wurde ab 1826 aufgebaut und setzte in der Vergangenheit immer wieder Maßstäbe in der Aufbereitung von forstlichem Saatgut.
Die Samen jeder Baumart keimen auf unterschiedliche Weise. Reicht es bei der Eichel, diese einfach in den Boden zu stecken, wird es bei anderen Baumarten komplizierter. So benötigen einige Baumarten Frostbedingungen, um keimfähig zu werden. Andere bedürfen einer Vorbehandlung in einem Vogelmagen, um ihre Keimhemmung zu verlieren. Im Saatgutzentrum Hanau-Wolfgang werden diese Prozesse künstlich simuliert (sog. Stratifizierung) und die Baumsamen damit keimfähig gemacht. Weiterhin wird Saatgut eingelagert, um auch in schlechten Saatgut-Erntejahren nachhaltig Vermehrungsgut zum Pflanzen von Bäumen bereitstellen zu können. © Hessen Forst