Investieren und Durchatmen ist angesagt für den Haushalt 2026 der Stadt Limburg. Den Entwurf des Zahlenwerks hat Bürgermeister Dr. Marius Hahn nach den Beratungen im Magistrat am Montagabend, 17. November, der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt. Danach plant die Stadt Investitionen in Höhe von 24,5 Millionen Euro und kommt weiterhin mit stabilen Wasser- und Abwassergebühren aus, auch die Grundsteuer bleibt unverändert. Mit 41 Millionen Euro werden die Einnahmen aus der Gewerbesteuer veranschlagt, das ist damit die höchste Einnahmequelle der Stadt.
Durchatmen deshalb, da eine Zuweisung vom Land in Höhe von 1,1 Millionen Euro im laufenden Jahr die Startsituation für das neue Jahr verbessert. Durchatmen auch deshalb, weil damit Zeit gewonnen wird für Haushaltsjahre, die ohne Steuererhöhungen und/oder Kreditaufnahmen nicht auskommen. „Wir müssen Investitionen tätigen, die sich mit unseren bisherigen Einnahmen und Steuern nicht stemmen lassen, ich denke hierbei an den Neubau der Hauptfeuerwache, unseren Anteil an der Sanierung des Oranienbads oder auch die notwendige Sanierung unseres Parkbads“, so der Bürgermeister.
Die Liste lässt sich noch fortführen: Generalsanierung der Stadthalle, dauerhafte Unterstützung der Stadtlinie für den erweiterten Betrieb auf die ganze Stadt, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Sanierung von Wohnungen, Straßen und Kanälen. „Wir haben das Investitionsvolumen für die Jahre bis 2029 mit 60 Millionen Euro angegeben. Wenn wir in längeren Zeiträumen denken, sind wir schnell bei 200 Millionen“, so Hahn. Die erwarteten Auszahlungen aus dem Sondervermögen des Bundes könnten da durchaus helfen.
Mit dem Etatentwurf für 2026 richtet sich der Blick zunächst einmal auf die nahe Zukunft. Und die sieht in Limburg haushaltstechnisch recht gut aus: Der Entwurf weist im ordentlichen sowie im außerordentlichen Ergebnis einen geringen Überschuss von 100.000 Euro aus. Die wichtigsten Einnahmequellen der Stadt sind die Gewerbesteuer mit 41 Millionen Euro, der Anteil an der Einkommenssteuer mit 24,3 Millionen Euro sowie die Mittel aus dem kommunalen Finanzausgleich in Höhe von sechs Millionen Euro, die im laufenden Jahr noch bei 9,67 Millionen Euro liegen.
Den Einnahmen stehen Ausgaben gegenüber. „Mit 41,5 Millionen Euro, die wir an Kreis- und Schulumlage überweisen, tragen wir ganz erheblich zur Finanzierung des Landkreises bei“, verdeutlicht Hahn. Die Umlagen lagen im Jahr 2024 noch bei 36,4 Millionen Euro und sind spürbar gestiegen. Die Personal- und Versorgungsaufwendungen der Stadt summieren sich im neuen Jahr auf rund 30 Millionen Euro. Die an das Land zu zahlende Gewerbesteuer- und Heimatumlage liegt bei rund sechs Millionen Euro. Zusammen mit den Aufwendungen für die Tageseinrichtungen für Kinder mit rund 16,7 Millionen Euro kommen somit rund 94 Millionen Euro zusammen, das entspricht etwa 74 Prozent der ordentlichen Aufwendungen.
Kredite nimmt die Stadt nicht auf, ganz im Gegenteil, im kommenden Jahr werden noch einmal Schulden gesenkt. 738.000 Euro sind an Tilgung vorgesehen, der Schuldenstand beträgt Ende des kommenden Jahres 3,36 Millionen Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung rund 94 Euro. „Das ist mit Abstand die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis. Das kommt den Bürgerinnen und Bürgerinnen neben den niedrigsten Gebühren für Wasser und Abwasser durchaus direkt zugute, denn wir investieren in Infrastruktur und haben nur geringe Zinsen zu zahlen“, verdeutlicht der Bürgermeister.
Immer mehr Geld wird für die Kinderbetreuung benötigt. Im kommenden Jahr summieren sich die Betriebskostenzuschüsse der Stadt auf rund 15,6 Millionen Euro, davon bleibt die Stadt auf 14,5 Millionen Euro sitzen. „Kein Zweifel, das Geld ist gut investiert, schließlich sichern wir damit rund 1800 Kindern einen Betreuungsplatz. Die Entwicklung der Kosten gibt jedoch zu denken“, verdeutlicht Hahn. 2017 lag das von der Stadt zu tragende Defizit noch bei 6,9 Millionen Euro, 2022 bei 8,4 Millionen Euro. Neben den Zuschüssen bei den Betriebskosten kommen für die Stadt noch Investitionskosten für die Einrichtungen hinzu. Der Neubau in Ahlbach wird in 2026 abgeschlossen, die Kita Krümmelkiste, das Kinder- und Familienzentrum an der Zeppelinstraße sind die nächsten Projekte, wobei der Neubau der Kita St. Marien sowie die Gruppenerweiterung in Eschhofen auch schon in der Warteschleife stehen.
In eine ganze andere junge Altersgruppe investiert die Stadt in Blumenrod, wo der Sportpark und das Jugendzentrum entstehen. Die Arbeiten haben begonnen und für beide Projekte stehen im kommenden Haushalt 2,84 Millionen Euro zur Verfügung. Die Stadt kann dabei auf Fördermitteln von Land und Bund in Höhe von 1,85 Millionen Euro bauen.
Auch für die Verbesserung der Sicherheit nimmt die Stadt wieder Geld in die Hand. Zufahrtsschutzanlagen sollen auf der Plötze, dem Bischofsplatz und dem Domplatz gebaut werden. Mit dem Ausbau der Videoüberwachung im Parkhaus Galeria und dem Altstadtparkhaus soll dem Aspekt der Sicherheit ebenfalls Rechnung getragen werden und das Galeria-Parkhaus erhält in 2026 auch seinen Außenaufzug.
In den Brandschutz wird die Stadt ebenfalls kräftig investieren. Die Umbauten in Offheim und Ahlbach werden abgeschlossen, der Bau des neuen Feuerwehrhauses in Lindenholzhausen soll beginnen. In 2026 stehen dafür Restmittel in Höhe von 4,3 Millionen Euro zur Verfügung, hinzu kommen noch Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 3,7 Millionen Euro. Deutlich mehr Geld wird für den Neubau der Hauptfeuerwache in der Ste.-Foy-Straße notwendig sein. Hier werden die Planungen fortgesetzt mit dem Ziel, in 2026 einen endgültigen Entwurf vorlegen zu können. In die technische Ausstattung investiert die Stadt im kommenden Jahr 3,5 Millionen Euro zur Anschaffung neuer Fahrzeuge.
Seit Jahren wird im und am Schloss gearbeitet. Das Bauamt setzt die Arbeiten fort, immerhin rund 900.000 Euro sollen dabei in die Ertüchtigung des Stadtarchivs fließen und in die Sanierung der Außenfassade des Renaissancebaus. Über eine Million Euro will die Stadt in die Hand nehmen, um dringende Investitionen in den Wohnungsbestand vorzunehmen, damit sie grundlegend saniert oder modernisiert werden.
Der erste Bauabschnitt für das Baugebiet „Kirberger Weg“ in Linter steht an, Kanal- und Straßenbau schlagen in 2026 und 2027 mit rund 4,5 Millionen Euro zu Buche, für die weiteren Abschnitte 2 und 3 werden dann noch mal sieben Millionen Euro benötigt (Stand 2025). Der Bestand an Straßen und Kanal erfordert immer höhere Investitionen. 1,5 Millionen sind mindestens notwendig. Die Erneuerung fordert weiteres Geld, nach einer Studie rund vier Millionen Euro.
Die Planungen für die Ausweisung des Baugebietes Blumenrod 5 und 6 gehen weiter, im kommenden Jahr sind zudem für die Kampfmittelräumung und bodenarchäologische Arbeiten 250.000 Euro vorgesehen. Die weitere Entwicklung des Gewerbegebietes „Nördlich der Kapellenstraße“ setzt die Klärung der Anbindung voraus. Nach Einschätzung der Stadt geht das nur mit einer weiteren Anbindung an die B49. Hier ist die Unterstützung des hessischen Verkehrsministeriums erforderlich. Deutlich weiter ist der Stand beim Naherholungsgebiet, im kommenden Jahr sind 510.000 Euro für die Umsetzung vorgesehen, weitere 720.000 Euro stehen 2027 zur Verfügung.
Energie- und Klimaschutz sind relativ neue Aufgaben für die Verwaltung. Mit finanzieller Unterstützung des Landes sollen die Gefahrenkarten für Starkregen ebenso fertiggestellt werden wie die Stadtklimaanalyse und die Kommunale Wärmeplanung, das Konzept zur Klimaanpassung soll fortgeführt und 2027 beendet werden. Bevor Maßnahmen aus den Konzepten umgesetzt werden, sind Machbarkeitsstudien notwendig.
Die Planung des Neubaus Bürotrakt für den Betriebshof soll forciert weitergeführt werden (100.000 Euro neu in 2026 sowie noch Restmittel aus 2025), für den Bau stehen dann 920.000 Euro in den weiteren Haushaltsjahren zur Verfügung. Investiert wird zudem in neue Fahrzeuge (E-Kehrmaschine und Radlader mit Hochkippschaufel). In der Verwaltung sind Projekte der Digitalisierung angesagt.
Nachdem die Notwendigkeit einer Südumgehung nun auch von der Landespolitik anerkannt ist, will Bürgermeister Hahn den Vorschlag von Wirtschafts- und Verkehrsminister Kaweh Mansoori aufnehmen, mit den konkreten Planungen zu beginnen, bevor die Umgehung formal in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen ist. Dazu sind jedoch deutliche Signale von der Bundespolitik notwendig. Voraussetzung dafür sind Vorplanungen und eine belastbare Kosten-Nutzen-Analyse. Hier will die Stadt mit Unterstützung von Hessen Mobil aktiv werden. Deshalb sollen auch kurzfristig Mittel in den Haushalt eingestellt werden.
Die Haushaltsentwicklung der beiden zurückliegenden Jahre weist deutlich verbesserte Jahresergebnisse auf, vor allem durch höhere Einnahmen an Gewerbesteuern. In 2024 hat die Stadt 21,2 Millionen Euro investiert, hinzu kommt noch die Schuldentilgung. Der Zahlungsmittelbestand hat sich dadurch um 4,3 Millionen Euro auf 46,5 Millionen Euro verringert. Auch im laufenden Haushaltsjahr zeichnet sich eine Gewerbesteuereinnahme jenseits der 40 Millionen Euro ab, was jedoch zu höheren Umlagen und zu einer erhöhten Kreis- und Schulumlage führt. Aufgrund der bisher getätigten Investitionen werden die Reserven der Stadt weiter sinken.
„Mit dem vorgelegten Entwurf zeigt der Magistrat die Bereitschaft, in die Zukunft der Stadt zu investieren. Das ist ein deutliches Zeichen der Zuversicht und der Verlässlichkeit“, macht der Bürgermeister deutlich. Der Bürgermeister ist überzeugt davon, die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre weiter fortzusetzen. Die Gewerbesteuereinnahmen sind im zweistelligen Millionenbereich gestiegen, die Schulden wurden immer weiter abgebaut, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in der Stadt ist von 23.067 in 2015 auf 26.975 Ende 2024 gestiegen. Der Haushalt wird nun beraten und soll in der Sitzung am 15. Dezember verabschiedet werden.
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