Darmstadt, 02. Oktober 2025 – Ob Hitze-Hotspots, Bodenbewegungen, Algenblüte in Gewässern oder die Vitalität von Buchenwäldern – vieles lässt sich heutzutage aus dem Weltall beobachten und messen. Die Satellitenfernerkundung ist mittlerweile ein wichtiges Werkzeug zur Erfassung von Umweltdaten und kann in vielen Bereichen von oben unterstützen. Sie birgt noch viel Potenzial, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich – Grund genug für die beiden Landesumweltämter von Hessen und Baden-Württemberg ein gemeinsames Symposium zu veranstalten: Unter dem Motto „Vom Orbit zur Entscheidung – Satellitenfernerkundung in der Landesumweltverwaltung“ hatten das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) heute mit Unterstützung von EUMETSAT in den Raumfahrtstandort nach Darmstadt geladen. Mehr als 80 Fachleute vor Ort und 215 digital Teilnehmende tauschten sich über aktuelle Anwendungen, Chancen und Grenzen der satellitengestützten Umweltüberwachung aus.
Satellitenfernerkundung eröffnet neue Perspektiven für die Umweltbeobachtung, den Naturschutz und Klimaanpassungsstrategien. Durch den Einsatz modernster Sensoren und innovativer Analyseverfahren, darunter maschinelles Lernen, können Umweltmedien wie Gewässer, Böden und Wälder effizienter und umfassender überwacht werden. Die Landesumweltämter setzen die gewonnenen Daten zunehmend ein, um fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Arbeit zukunftsfähig zu gestalten.
Die Themenpalette ist breit gefächert: Vom satellitenbasierten Seenmonitoring bis zur Analyse von Bodenbewegungen wurden zahlreiche Praxisbeispiele vorgestellt. Das HLNUG etwa hat mithilfe der Satellitenfernerkundung Hitzekarten für Hessen erstellt, die eine präzise Analyse der Landoberflächentemperaturen ermöglichen und somit eine Ersteinschätzung der Hitzebelastung in den hessischen Kommunen bieten. Insbesondere im Sommer 2018 wurden extreme Temperaturen verzeichnet, die nun in interaktiven Karten visualisiert und zur Planung von Klimaanpassungsmaßnahmen genutzt werden können. Die Impulsvorträge und Diskussionen zeigten eindrucksvoll, wie aus „Big Data“ aus dem Weltall handfeste Erkenntnisse für Umweltpolitik und -verwaltung gewonnen werden können. Die Veranstaltung bot zudem die Gelegenheit, innovative Anwendungen zu diskutieren und den fachlichen Austausch sowie die Netzwerkbildung zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Praxis zu stärken.
„Die satellitengestützte Fernerkundung ist heute ein unverzichtbares Instrument, um Umweltdaten flächendeckend, aktuell und objektiv zu erfassen. Sie ermöglicht neue Einblicke und verbessert die Grundlage für Entscheidungen in der Umweltverwaltung erheblich“, erklärte Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG. „Gleichzeitig müssen wir die Herausforderungen annehmen, die mit der Integration dieser komplexen Technologien einhergehen, um das volle Potenzial für den Umwelt- und Naturschutz auszuschöpfen,“ ergänzte Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW. Das HLNUG und die LUBW setzen sich weiter dafür ein, die Fernerkundung als leistungsfähiges Instrument in der Landesumweltverwaltung zu verankern und den fachlichen Austausch zu fördern.
Hintergrund
Die Satellitenfernerkundung ist ein wesentlicher Bestandteil moderner Umweltbeobachtung und -bewertung. Sie ermöglicht die systematische, großflächige und kostengünstige Erfassung von Umweltparametern und bietet somit eine wichtige Ergänzung zu traditionellen bodengestützten Messverfahren. Mit der stetigen Verbesserung der Sensorik – etwa durch höhere räumliche, zeitliche und spektrale Auflösung – und der Verfügbarkeit langjähriger Satellitendaten hat sich die Fernerkundung zu einem leistungsfähigen Instrument entwickelt, das vielfältige Anwendungen z. B. in den Bereichen Gewässerüberwachung, Waldmanagement, Bodenbewegungserfassung und Stadtklimaforschung ermöglicht. Gleichzeitig wächst die Komplexität der Datenverarbeitung und -analyse. Neue Technologien wie maschinelles Lernen bieten enorme Chancen, erfordern jedoch auch ein hohes Maß an Fachwissen und eine sorgfältige Validierung der Ergebnisse. Die Herausforderung besteht darin, die Fernerkundung nahtlos in bestehende Umweltmonitoringsysteme zu integrieren und die gewonnenen Erkenntnisse praxisnah und nachvollziehbar für Verwaltung und Politik aufzubereiten.
Weitere Informationen:
hlnug.de/themen/fernerkundung
hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/handlungshilfen/hitzekarten
Veranstaltung und Programm:
https://beteiligungsportal.hessen.de/portal/hlnug/beteiligung/themen/1006185
© Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie