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Volkstrauertag: Befreiung von Limburg bleibt wichtiger Teil der gemeinsamen Erinnerung

Der Volkstrauertag führte auch in diesem Jahr Bürgerinnen und Bürger am Ehrenmal des Limburger Hauptfriedhofs zusammen. Bei mildem Herbstwetter verliehen einzelne Sonnenstrahlen der zentralen Gedenkfeier einen Moment des Innehaltens – in einer Zeit, die geprägt ist von kriegerischen Konflikten und zunehmendem politischen Extremismus.
In seiner Ansprache erinnerte Dr. Marius Hahn an den 8. Mai 1945. 80 Jahre sind seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vergangen. „Sechs Jahre und zwei Tage dauerte dieser Krieg – 2.194 Tage unermesslichen Leids“, betonte Hahn. Durchschnittlich 1.234 Menschen verloren in jeder Stunde ihr Leben. Für Limburg endeten Krieg und NS-Herrschaft bereits im März 1945 mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen.
Hahn zitierte aus der historischen Rede Richard von Weizsäckers von 1985: „Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.“ Mit Blick auf die Gegenwart appellierte er an die junge Generation und an politische Verantwortungsträger: „Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass. Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“
Pfarrerin Susanne Stock und Pastoralreferentin Katharina Kunkel verlasen Auszüge aus dem Buch Hiob – als Spiegel für den Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit: Krieg, wachsendem Rechtsdruck, Klimawandel und Katastrophen, die bis heute als „Hiobsbotschaften“ in unserem Alltag stehen.
Die Schülerinnen und Schüler Tobias Röhrig und Romy Seifried setzten mit ihren Gedanken zu „Was Frieden bedeutet“ sowie einem Gedicht von Josef Jungbauer einen eindrücklichen Akzent der Hoffnung.
Oberst der Reserve Richard Diehl, erinnerte mit der Geschichte eines im Keller gefundenen, durchgerosteten Wehrmachtshelms an die Vergänglichkeit von Menschen und Erinnerungen. Der Helm stehe für die namenlosen Schicksale jener Zeit und dafür, dass auch Limburg – wenn auch nur kurz – Frontstadt war. „Limburg darf stellvertretend für alle Städte im freien Europa niemals wieder eine Frontstadt werden“, mahnte Diehl.
Wie zerbrechlich Frieden ist und dass seine Verteidigung eine bleibende Aufgabe bleibt, machte Oberst Norbert Wittke, NATO Security Assistance and Training for Ukraine, deutlich. Er verwies auf die anhaltenden Kämpfe in der Ukraine und die tragischen menschlichen Verluste: Rund 53.000 Zivilisten, darunter mehr als 3.000 Kinder, wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs getötet. „Es ist, als wäre eine Stadt wie Limburg ausgelöscht worden“, so Wittke. Gleichzeitig unterstrich er die Bedeutung Deutschlands für humanitäre, finanzielle und militärische Unterstützung.

Seit 1952 wird in Deutschland, zwei Sonntage vor dem 1. Advent mit dem Volkstrauertag an die Opfer von Krieg, Gewalt, Völkermord, Verfolgung und Vertreibung – und an jene, die Widerstand leisteten, gedacht. Er dient dazu, das Leid der Vergangenheit nicht zu vergessen, aber auch den Frieden aktiv zu schützen.

Musikalisch begleitet wurde die Feier vom Gesangsverein „Eintracht“ 1863 und einem Trompetensolo von Johannes Kramer. Die Ehrenwache stellte eine Abordnung der Reservistenkameradschaft Limburg. © Stadt Limburg