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‚Job-Turbo‘ zündet im Limburger Handel

. Zehn Arbeitsuchende aus der Ukraine und eine Kurdin qualifizieren sich zu Verkäufern . Jobcenter, BWHW und heimische Unternehmen arbeiten zusammen

700 Arbeitskräfte suchten die Handelsunternehmen in Limburg-Weilburg im letzten Jahr, 260 Stellen im Verkauf sind aktuell unbesetzt. Zehn Arbeitsuchende aus der Ukraine und eine Kurdin haben sich jetzt auf den Weg gemacht, Verkäufer zu werden. Sie nehmen seit letztem Herbst an einer ,Teilqualifizierung für Verkäufer/innen' beim Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) teil. Ins Leben gerufen und finanziert wird die Weiterbildung vom Jobcenter Limburg-Weilburg. Elf Frauen und ein Mann nehmen an der Qualifizierung teil, die schrittweise auf eine Beschäftigungsaufnahme und einen Berufsabschluss vorbereitet. Dabei werden die Schulungen von einem Deutschkurs und praktischen Phasen in Unternehmen flankiert. So sei es möglich, die arbeitsuchenden Menschen schnell und praxisnah in Arbeit zu integrieren, zunächst auch ohne vollwertigen Berufsabschluss, der zu einem späteren Zeitpunkt, sofern alle fünf Module der Teilqualifizierung absolviert wurden, erworben werden kann. Notwendig sei dies jedoch nicht, so die Praxiserfahrung des BWHW. "Die wichtigsten Fähigkeiten und Kenntnisse können in den ersten beiden Modulen erworben werden, so dass bereits nach ca. 6 Monaten eine Arbeitsaufnahme gut möglich ist. Dies bietet den Vorteil für die Teilnehmenden, schnell in Arbeit zu kommen, was vielen sehr wichtig ist", macht Karin Motzkuhn Projektleiterin des BWHW Limburg klar.

Sprache verbessert sich beim Arbeiten schnell Diese Ansicht teilt auch Jannik Zörb, Geschäftsleiter der GLOBUS Markthalle in Limburg. Er bot kurzerhand allen Kursteilnehmern Plätze für deren erstes Praktikum an. "Der Arbeitskräftemangel ist in Limburg angekommen und wir wollen alle Projekte unterstützen, die diese Herausforderung lindern", unterstreicht Zörb, der sich sehr gut vorstellen kann, dass einige der Teilnehmenden bald für sein Unternehmen arbeiten werden. Die Personalleiterin des Marktes, Natascha Schmengler, organisierte die Praktika: "Wir beschäftigen bereits vier Arbeitskräfte aus der Ukraine, darüber hinaus etliche mehr, die Russisch sprechen. Die Muttersprachler gaben den Praktikanten Sicherheit, so dass sie im Kontakt mit Kunden und deutschen Kollegen ihre Sprachkenntnisse verbessern konnten". Die letzten Wochen hätten gezeigt, dass sich die Sprache bei der Arbeit schnell verbessern würde. Alle Praktikanten seien fleißig, freundlich und außerordentlich bemüht gewesen, so die Personalleiterin weiter. Sie hätten sich problemlos in die Teams mit Kollegen aus mehr als zwanzig Nationen eingefügt. Nicht nur der schnelle Spracherwerb, auch die erfolgreiche Anwendung des Gelernten habe den Praktikanten Erfolgserlebnisse beschert.

"Große Chance bald selbst für meinen eigenen Unterhalt zu sorgen"
Im Gespräch mit den Teilnehmenden traut sich Larysa Kostiuk als erste, auf Deutsch ihre Erfahrung zu schildern: "Ich habe hier in der Drogerie gearbeitet und viel gelernt". Die Ukrainerin, die in ihrer Heimat als Bankangestellte gearbeitet hat, sieht die Weiterbildung als große Chance, bald selbst für ihren eigenen Unterhalt zu sorgen. Serhii Chernov, arbeitete in der Ukraine in einem Baumarkt. In diesem Bereich will er auch zukünftig arbeiten. Motzkuhn ist sehr zuversichtlich: "Er hat bislang zwei zielgerichtete Bewerbungen geschrieben und ist direkt von beiden Unternehmen zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden." Anne Fachinger vom Jobcenter Limburg-Weilburg sieht das Projekt auf einem guten Weg: "Wenn wir es geschickt anstellen, hilft uns der ,Job-Turbo' einerseits die Geflüchteten schneller beruflich sowie gesellschaftlich zu integrieren und zeitgleich den Unternehmen qualifiziertes Personal zu vermitteln. Man merkt deutlich, wie die Teilnehmenden mit jedem Tag an Selbstvertrauen gewinnen und sich immer mehr zutrauen." Um den künftigen Verkäufern nach jedem weiteren Modul auch andere Teilbereiche des Handels zu erschließen, bittet Motzkuhn interessierte Arbeitgeber ihr Praktikastellen zu melden (motzkuhn.karin@bwhw.de). Der Hintergedanke, auf diesem Weg selbst eine qualifizierte Verkaufskraft zu finden, sei durchaus legitim, versichert die Projektleiterin abschließend mit einem Augenzwinkern. © Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar