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CDU-Kreistagsfraktion diskutiert zukünftigen Energiemix bei Besuch des Walterhofs: Innovationen und Kooperationen im Fokus

Weilburg. Die CDU-Kreistagsfraktion Limburg-Weilburg besuchte kürzlich den Walterhof der Familie Gath in Weilburg. Der Vorsitzende des Arbeitskreises für Umwelt, Energieversorgung, Klima und Landwirtschaft, Tobias Grän, eröffnete den Termin und stellte dem inhaltlichen Austausch, der sich an die Besichtigung der Bio-Gas-Anlage anschloss, die zentrale Frage voran: „Wie sieht der Energiemix der Zukunft aus? Wie kann man dabei die Belange und Interessen von Landwirtschaft und Energieversorgung unter einen Hut bekommen, und zwar erfolgreich?“
An dieser Diskussion beteiligten sich neben zahlreichen heimische Landwirten, der Kreisbauernverband, vertreten durch Jonas Bachmann, Anett-Christin Hochheim, die Leiterin des Amtes für den Ländlichen Raum, Umwelt, Veterinärwesen und Verbraucherschutz, der Kreislandwirt, Jürgen Engel, sowie die Vertreter der regionalen Versorgungsunternehmen, Jörg Korschinsky, Geschäftsführer der Stadtwerke Weilburg GmbH, Jouke Landman, Regionalleiter Nord und Matthias Kramer von der Syna GmbH und von der EVL-Energieversorgung Limburg GmbH, der Geschäftsführer, Gert Vieweg. Eingerahmt wurden die Fachleute durch Landrat Michael Köberle, die beiden Landtagsabgeordneten Andreas Hofmeister und Christian Wendel sowie Bürgermeister Dr. Johannes Hanisch.
Der landwirtschaftliche Betrieb in direkter Nachbarschaft zum Windhof und der Heinrich-von-Gagern-Schule, wird von Holger und Ilka Gath geführt. Auf rund 250 ha Fläche, werden Ackerbau, Milchwirtschaft und Energiepflanzenanbau betrieben. Dabei werden unter dem Einsatz modernster Land-Maschinen im Bereich der Erntetechnik und Gärrestausbringung zusätzlich auch Lohnarbeiten professionell durchgeführt.
Seit rund 17 Jahren betreibt die Familie Gath zudem auf dem Hof eine Biogasanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung. Unter Einbringung der täglich anfallenden Wirtschaftsdünger und Futterreste aus dem Milchviehbetrieb, sowie des jährlich 4. Schnitts der Grassilage und einem Teil der Maissilage, werden pro Jahr in etwa 4.000.000 Kilowattstunden Strom produziert und etwa 2.000.000 Kilowattstunden Wärme verwertet (zur Scheitholz- bzw. Container-Trocknung). Dass sich Bio-Gas noch lange in der Konkurrenz zu Photovoltaik und Windkraft wird halten können, bezweifeln die Brüder Gath jedoch stark. „Das zeigt sich ab dem Jahr 2026“, sind sich die Brüder einig. Dazu beitragen würden die Probleme der Speicher-Technologie. Der Grundlast-Vorteil beim Bio-Gas sei demgegenüber zu gering. „Der Strom, erzeugt mit Bio-Gas, sei dann einfach zu teuer!“, so die Brüder einhellig. „Bislang lohnt es sich noch, weil wir neben Strom und Wärme (hier besteht eine erfolgreiche Kooperation mit der benachbarten Gagern-Schule, die einen Großteil der mit der Bio-Gas-Anlage erzeugten Wärme abnimmt) auch den Gärrest an die umliegenden Landwirte ausbringen, von denen wir Mais für die Bio-Gasanlage zukaufen“, so Gath. Damit entsteht ein doppelter Vorteil, denn beide Akteure, der Walterhof, genauso wie die Abnehmer der Gärreste, erhalten somit die Entlastung bei der Fruchtfolge auf dem jeweiligen Ackerland, das bewirtschaftet wird. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Wendel MdL, erkundigt sich nach der Akzeptanz in der Bevölkerung, werde doch nachhaltig Strom und Gas erzeugt. Holger Gath: Anfangs sei „Bio“ geboomt, auch die Themen „Verkehr und Geräusche“, verursacht durch Transport und Einbringung der Zufuhr für die Anlage, habe man einvernehmlich mit Natur und Umgebung kompensieren können. Daher sei die Akzeptanz in der Bevölkerung hoch.
Anknüpfend daran sieht Kreislandwirt Jürgen Engel jedoch Chancen gerade in dem Mix aus verschiedenen Energieformen: „Im Bereich der Viehhaltung verzeichnen wir im Landkreis Limburg-Weilburg einen starken Rückgang. Die freiwerdenden Grünflächen müssen bewirtschaftet werden!“ Dieses Grünland, so Engel, könne dann genutzt werden, um unter anderem auch die Biomasse für die Gasanlagen zu produzieren. Somit sieht Engel nicht nur die Effizienz einer Anlage, gemessen an der Menge Energie, die erzeugt wird, sondern auch andere Faktoren und verweist auf die erfolgreiche Kooperation mit der Gagern-Schule. In diesem Zusammenhang fordern die Brüder Gath eine klare Aussage der Politik zur Planungssicherheit ab dem Jahr 2026.
Würde man aber auch von Seiten der Politik darüber nachdenken, an den gesetzlichen Rahmenbedingungen des EEG etwas zu ändern, damit sich Strom aus Bio-Gas-Anlagen auch ab 2026 noch lohnt, könnten Bio-Gas-Anlagen auch dann noch einen wichtigen Anteil am Energiemix der Zukunft darstellen. So sieht es auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Marco Hepp.
Landrat Köberle bringt es am Ende der Diskussion auf den Punkt, mit seiner Feststellung: „Es geht darum, gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren, den Landwirten und den Energieversorgungsunternehmen, gemeinsam nach innovativen Lösungen zu suchen, um bezahlbare Energie für die Zukunft zu sichern!“ Dazu erstelle er mit den genannten Akteuren gemeinsam eine Bedarfs- und Potential-Analyse. „Wenn das Konzept schlussendlich vorliegt, können alle, die wollen, einen Beitrag dazu leisten!“, macht Köberle ein Angebot an Landwirte und Energieversorger.
Genau da sieht auch der Landtagsabgeordnete Andreas Hofmeister einen Hebel, wo die Politik werde ansetzen können: „Die Politik wird hierzu Planungssicherheit geben müssen, damit solche gelungenen Konzepte, wie sie der Walterhof mit seiner funktionierenden Kreislaufwirtschaft auch weiterhin erfolgreich einen Beitrag leisten können!“, blickt Hofmeister in die Zukunft. Jörg Korschinsky bringt es stellvertretend für die anwesenden heimischen Energieversorger auf den Punkt: „Wir haben den Auftrag bekommen, zuverlässig, sichere und bezahlbare Energie zu liefern. Dafür ist es aber neben Investitionen, aber genauso wichtig, den Dialog zu führen, mit den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, wie zum Beispiel den Landwirten und der Politik. Wir bedanken uns daher für die Offenheit und das spürbar entgegengebrachte Vertrauen.“ Daher sei ihm als Verantwortlicher vor der gemeinsamen Zukunft nicht bange, so Korschinsky. Der Fraktionsvorsitzende Christian Wendel, sieht einen Zukunftsvorteil zumindest für Hessen, in dem nun CDU geführten Landwirtschaftsministerium: „Wir können Ihnen nicht versprechen, dass wir jedes Ihrer Anliegen am Ende erfolgreich umsetzen können, aber wir versprechen Ihnen, dass wir uns um jedes Ihrer Anliegen vertrauensvoll und engagiert kümmern werden!“ Wir spüren hier vor Ort, bei diesem Termin, einen guten Impuls, um für die Zukunft eine gute Basis für einen erfolgreichen Energiemix und damit eine Vereinbarkeit der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen zur Nahrungsmittelproduktion und der Nutzung auch zur Energieerzeugung sicherstellen zu können“, schloss Wendel. © Tarik Cinar