Springe zum Inhalt

Neue medizinische Führungsspitze: Stabwechsel in der Ärztlichen Direktion

Der St. Vincenz-Gesundheitsverbund hat eine neue Doppelspitze in der Ärztlichen Direktion: Der Chefarzt der Onkologie, Prof. Dr. Thomas Neuhaus, wurde vom Verwaltungsrat zum Ärztlichen Direktor berufen, zur stellvertretenden Ärztlichen Direktorin wurde die Chefärztin der Gefäßchirurgie, Dr. Patricia Schaub, ernannt. Beide stehen für medizinische Kompetenz wie strategisches Denken und zugleich für eine Kultur der Zusammenarbeit. Im Interview sprechen sie über ihre Ziele, die besonderen Stärken des Verbundes und die Herausforderungen, die das deutsche Gesundheitswesen aktuell prägen.

Was ist Ihnen in Ihrer neuen Rolle als Ärztliche Direktion besonders wichtig?

Neuhaus: Die Funktion des Ärztlichen Direktors geht für mich über die Verantwortung für den ärztlichen Dienst hinaus. Ich verstehe Frau Dr. Schaub und mich als Ansprechpartner für alle Berufsgruppen. Unsere Aufgabe in der ärztlichen Direktion ist es, die Brücke zwischen dem klinischen Alltag, der Geschäftsführung und politischen Vorgaben zu schlagen. Gerade in einer komplexen Gemengelage ist es mir wichtig, die Bedingungen vor Ort so zu gestalten, dass die Arbeit im Krankenhaus attraktiv bleibt und die Menschen mit Freude und Überzeugung im Vincenz tätig sind.

Schaub: Dem kann ich mich definitiv nur anschließen und möchte ergänzen: Unsere medizinische Qualität darf auch in schwierigen Zeiten nicht leiden. Das schaffen wir nur gemeinsam, indem wir menschlich miteinander umgehen, Talente dort einsetzen, wo sie gebraucht werden, und jedem die Nische geben, in der er sich entfalten kann. Strategisch heißt das für mich auch, wirtschaftlich klug zu handeln, damit wir unsere Leistungen dauerhaft auf hohem Niveau anbieten können.

Was zeichnet den St. Vincenz Gesundheits-Verbund aus Ihrer Sicht aus?
Neuhaus: Unsere Stärke liegt in der Vielfalt. Gemeinsam mit den Partnerkliniken im Westerwald können wir ein beeindruckendes Spektrum an Fachdisziplinen anbieten. Besonders in Limburg sind wir für ein Haus unserer Größe ungewöhnlich breit aufgestellt. Durch die Zusammenarbeit von fünf Krankenhäusern in der Region gelingt es uns, Expertise zu teilen und auch dort fachliche Hilfe zu leisten, wo sie sonst nicht verfügbar wäre. Wir sind keine Einzelkämpfer, sondern geben unser Wissen bewusst in die Breite und sorgen so dafür, dass hochwertige Medizin nicht nur in den großen Städten, sondern auch hier in der Region verlässlich angeboten wird.

Schaub: Unsere zunehmende Verzahnung macht es möglich, dass selbst spezialisierte Fachgebiete in der Fläche angeboten werden können. Der Verbund lebt von den Stärken seiner einzelnen Häuser und genau diese Vielfalt sorgt dafür, dass Patientinnen und Patienten jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner finden.

Welche Chancen sehen Sie für den Verbund und wo liegen die größten Herausforderungen?

Schaub: Die größte Chance liegt in der Zusammenarbeit. Doch jedes Netzwerk muss wachsen: Wir müssen die Kolleginnen und Kollegen aus dem Westerwald erst kennenlernen und gemeinsam herausfinden, wo wir unsere Stärken am besten bündeln können und wie wir Kooperationen konkret gestalten.

Neuhaus: Diese Entwicklung findet jedoch in einem schwierigen Umfeld statt. Die Krankenhausreform bringt viele offene Fragen mit sich und sorgt für Unsicherheit. Was wir brauchen, ist eine klare Richtung und verlässliche Perspektiven. Gleichzeitig muss die Politik die nötigen Mittel bereitstellen – das umfasst Landes- und Bundesmittel, aber auch Mittel vor Ort in der Region, die gleichberechtigt und ausgewogen verteilt werden müssen. Nur damit können wir unsere Kliniken zukunftsfähig halten können.

In Ihrer neuen Rolle gestalten Sie nicht nur Prozesse, sondern auch Kultur. Welche Werte sind Ihnen dabei besonders wichtig?

Schaub: Für mich sind Freundlichkeit und gegenseitige Wertschätzung die Basis. Wenn wir miteinander sprechen, zuhören und aufeinander eingehen, entsteht ein Klima, in dem sich jede und jeder gesehen und ernst genommen fühlt.

Neuhaus: Ich möchte das unterstreichen: Wertschätzung ist die Grundlage, und zwar über alle Berufsgruppen hinweg. Kein Bereich im Krankenhaus funktioniert ohne den anderen. Dieses Zusammenspiel macht unsere Arbeit aus. Ebenso wichtig ist eine menschlich zugewandte Versorgung, die zugleich auf medizinisch hohem Niveau stattfindet.

Wie gelingt es, Medizin auf hohem Niveau und der von Ihnen betonten Menschlichkeit miteinander zu verbinden, gerade in Zeiten von Sparzwang und Reformdruck?

Schaub: Medizin auf höchstem Niveau und gleichzeitig Menschlichkeit sollten eigentlich kein Widerspruch sein. Wenn die Zeit fehlt, bleibt jedoch kaum Raum für Nähe. Doch genau das ist entscheidend. Wir brauchen genügend Personal, damit Patientinnen und Patienten nicht das Gefühl haben, nur eine Nummer zu sein. Menschlichkeit ist unser Schlüssel zum Überleben.

Neuhaus: Das Stichwort ist Ressourcen. Junge Kolleginnen und Kollegen müssen mit Zuversicht in ihren Beruf starten, nicht mit dem Eindruck, in einem kaputten System zu arbeiten. Menschlichkeit und Expertise setzen finanzielle Sicherheit voraus. Hier ist, und ich muss mich leider wiederholen, die Politik gefordert. Aber auch wir erfahrenen Ärztinnen und Ärzte tragen Verantwortung: Unser Umgang miteinander, mit Patientinnen und Patienten und unsere Bereitschaft zur Weiterbildung färben auf die junge Generation ab. Wir sind Vorbilder – dem müssen wir uns bewusst sein.

Gesundheitsministerin Warken bittet zum Gespräch, Sie dürfen drei Wünsche äußern: Was würden Sie sich wünschen?

Neuhaus: Mein erster Wunsch wäre Klarheit bei der Krankenhausreform: Wir brauchen Transparenz, Ehrlichkeit und faire Fristen, damit wir wissen, wohin die Reise geht. Darüber hinaus wünsche ich mir eine kritische Reflexion der Preispolitik großer Pharmakonzerne. Forschung ist unverzichtbar, doch die Frage bleibt: Sind die Preise gerechtfertigt? Und könnten Mittel nicht sinnvoller in andere Bereiche der Versorgung fließen.

Schaub: Ich wünsche mir weniger Papierkram und mehr Zeit für die Menschen, die uns brauchen. Patientinnen und Patienten dürfen nicht unter finanziellem Druck leiden. Ebenso wünsche ich mir ein kollegiales Miteinander zwischen den Institutionen, getragen von Respekt und Zusammenarbeit, damit wir gemeinsam die Zukunft unseres Gesundheitswesens gestalten können.

Über die neue ärztliche Direktion:

Als langjähriger Chefarzt der Hämatologie und Internistischen Onkologie steht Prof. Dr. Thomas Neuhaus für eine moderne, ganzheitliche und patientennahe Medizin. Die Etablierung der Palliativstation, seine wissenschaftliche Arbeit zur patientenorientierten Onkologie und sein interdisziplinäres Denken prägen seine medizinische Philosophie und stehen für eine Medizin, die sich am Bedarf der Menschen orientiert und interdisziplinär denkt.

Dr. Patricia Schaub führt seit 2014 die Gefäßchirurgie auf dem Schafsberg und hat die Abteilung innerhalb kurzer Zeit zu einem zertifizierten Gefäßzentrum ausgebaut. Ihre Haltung ist klar: Qualität entsteht im Team, durch Kommunikation, Offenheit und den Blick über den Tellerrand. Sie bringt damit wichtige Impulse für eine kompetenzfördernde und menschliche Führungskultur ein.

 

© St. Vincenz Gesundheits-Verbund

www.st-vincenz.de