Verkehrsminister Mansoori unterstützt/Hohe Entlastung durch neue Straße
Wie lässt sich die Limburger Südumgehung schneller auf den Weg bringen? Das war Thema eines Gesprächs mit dem hessischen Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr, Kaweh Mansoori, im Limburger Rathaus. Damit die Limburger Südumgehung gebaut werden kann, ist eine Einstufung in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans notwendig. Die entsprechenden Beratungen hierzu sollen nach der nächsten Bundestagswahl beginnen, vor 2030 ist damit nicht zu rechnen.
„Aus der besonderen Situation in Limburg resultiert ein großer Handlungsbedarf, die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten. Diese spezielle Konstellation gilt es aufzubereiten und nachvollziehbar zu begründen. Daher müssen wir strukturiert vorgehen, um die Chancen einer Aufstufung der Südumgehung im zukünftigen Bedarfsplan des Bundes zu erhöhen,“ machte der Minister vor Vertreterinnen und Vertretern der Industrie- und Handelskammer, der Bürgerinitiative „Südstadttunnel auf der Alttrasse“ und der Landespolitik deutlich.
Die Unterstützung des Landes sagte Minister Mansoori dem Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn, der Präsidentin der IHK, Julia Häuser, und der Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer ebenso zu wie Dr. Rainer Jüngst, Wolfgang Immel und Stefan Wagner von der Bürgerinitiative zu. Bestärkt wurde die Zusage des Ministers durch die Landtagsabgeordneten Christian Wendel und Tobias Eckert, deren Fraktionen aus CDU und SPD die Landesregierung stellen. Eckert und Wendel machten deutlich, dass es eine breite politische Mehrheit für den Bau der Südumgehung gibt. Auch in der Wirtschaft ist das Thema länderübergreifend unumstritten und wird als absolut notwendig und dringlich eingestuft, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen in und um Limburg zu erhalten, verdeutlichte IHK-Präsidentin Julia Häuser.
Den nächsten Schritt gehen
Wie lässt sich eine beschleunigte Planung umsetzen? „Wir gehen den nächsten Schritt“, machte Bürgermeister Dr. Hahn deutlich. Der nächste Schritt wäre eine konkrete Kostenermittlung für das Projekt. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Stadt entsprechende Mittel zur Verfügung stellt“, sagte Hahn. Bei der Kostenermittlung kann die Stadt auf die Unterstützung durch das Land beziehungsweise Hessen Mobil zählen, versprach Abteilungsleiter Martin Weber aus dem Ministerium, der das Thema Südumgehung schon seit vielen Jahren begleitet.
Weber zollte in dem Gespräch der Stadtverwaltung Anerkennung für die überaus zügig umgesetzten Hausaufgaben, die sich aus einem Besuch von Staatssekretärin Ines Fröhlich Ende Juni ergeben hatten. Aufgabe der Stadt war es, möglichst schnell aktuelle Zahlen der Verkehrsbelastung, eine Prognose für die Situation im Jahr 2040 und die aus dem Bau der Südumgehung zu erwartenden Entlastungen zu ermitteln. Darüber hinaus wurden auch Verlagerungen des Verkehrs in der Innenstadt und ins Umland prognostiziert.
Die vorgelegten Zahlen verdeutlichen die hohe Entlastungswirkung der Südumgehung, die als Verbundprojekt aus der Südumgehung Limburg, dem Anschluss Diez/Holzheim und der inzwischen hochgestuften Umfahrung Flacht/Niederneisen besteht. In Limburg soll die Südumgehung auf der sogenannten Alttrasse teilweise im Tunnel durch Blumenrod mit Anschluss an die B8 umgesetzt werden. Auf diese Trassenführung hatte sich die Limburger Politik im Jahr 2012 verständigt.
Limburger Besonderheiten
Mit der Kostenermittlung und den bereits ermittelten Verkehrsdaten soll im nächsten Schritt das Nutzen-Kosten-Verhältnis der Südumgehung als Kennzahl der Wirtschaftlichkeit berechnet werden. Das ist eine der wichtigen Vorbedingungen, um auf Bundesebene den Versuch zu unternehmen, eine möglichst konkrete Zusage für die Aufnahme des Projekts in den vordringlichen Bedarf des künftigen Bundesverkehrswegeplans und damit eine Zusage der Finanzierung zu erhalten. Der Minister stellte für den Fall eines verbesserten Nutzen-Kosten-Verhältnisses in Aussicht, das verbleibende Risiko einzugehen und bereits als Land in Vorleistung zu gehen. Konkret hieße das: Das Land Hessen startet in die konkrete Planung der Südumgehung – ohne dass die Südumgehung formal schon im vordringlichen Bedarf eingestuft ist. Die Kosten für die Planung belaufen sich nach heutigen Schätzungen auf einen zweistelligen Millionenbetrag.
Wichtig wird es gegenüber dem Bund sein, die Limburger Besonderheit zu verdeutlichen. Die ergibt sich, so der Bürgermeister, schon aus der Situation, dass sich vier Bundesstraßen mitten in der Innenstadt kreuzen und damit für entsprechende Belastungen sorgen. „Wir müssen raus aus den, Big Five‘, der am stärksten mit Schadstoffen belasteten Städte von Hessen“, so Hahn. Das gilt nach seiner Einschätzung vor allem aufgrund der drohenden Verschärfung der Grenzwerte auf europäischer Ebene. „Wir unterschreiten bei der Stickstoffdioxid-Belastung den aktuellen Grenzwert mit erheblichen Anstrengungen“, so der Hinweis von Hahn. Neue Grenzwerte seien nur dann einzuhalten, wenn sich der Verkehr in der Innenstadt deutlich reduziert.
Die Besonderheit Limburgs liegt nach Einschätzung der IHK-Präsidentin Julia Häuser an einem Wirtschaftsraum, der sich auf zwei Bundesländer verteilt. Wenn es nach den zahlreichen Unternehmen in der Region gehe, dann müsste die Umgehung vor dem Neubau der Lichfield-Brücke umgesetzt werden, um einen möglichen Teilausfall der Brücke oder auch der Verkehrseinschränkungen während der Bauzeit auszugleichen. Die Verkehrsbelastung in der Stadt, die durch Unfälle auf der A3 und den damit verbundenen Umleitungsstrecken durch die Innenstadt zusätzlich verstärkt werde, führe schon heute zu erheblichen Einschränkungen.
„Es gibt wohl kein Straßenbauprojekt, dass so gewollt ist und auf eine so breite Zustimmung in der Gesellschaft und der Politik stößt“, verdeutlichte Dr. Rainer Jüngst als Sprecher der Bürgerinitiative eine weitere Besonderheit. Eine Lösung sei jedoch nur in Zusammenarbeit mit der rheinland-pfälzischen Seite zu erreichen, so Jüngst weiter. Er zeigte sich erfreut darüber, dass nun in der hessischen Landespolitik die dringende Notwendigkeit einer Limburger Südumgehung erkannt werde, das sei in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen.
Hohe Entlastungswirkung
In dem Treffen mit dem Minister legte die Limburger Verwaltung die Verkehrsberechnung zur Südumgehung vor. Darin sind neben den lokalen Verkehren auch die überörtlichen Verkehre berücksichtigt, zudem fließen darin Entwicklungen der Gewerbe- und Wohngebiete sowie die Auswirkungen der bereits in Planung befindlichen Ortsumgehungen (Lindenholzhausen, Niederbrechen, Flacht/Niederneisen) ein. Um die Entlastungswirkung der Südumgehung zu verdeutlichen, stellten Eva Struhalla (Leiterin Stadtentwicklungsamt) und Muyessire Laux (Abteilungsleiterin Verkehrsplanung) zwei verschiedene Planfälle vor.
Beim Bau der Südumgehung unter Beibehaltung der bestehenden innerstädtischen Verkehrsabläufe ergeben sich Entlastungen von bis zu 30 Prozent (4700 Fahrzeuge weniger pro Tag) auf der Diezer Straße, von bis zu 75 Prozent auf der Industriestraße (- 7600) und Holzheimer Straße (bis zu - 10.900) sowie von 28 Prozent auf der Schiede (- 9200) und 26 Prozent auf der Lichfield-Brücke (- 8800). Straßen mit einer Zunahme an Verkehr sind die Wiesbadener Straße (bis zu elf Prozent/+1600) sowie die Holzheimer Straße (27 Prozent/+ 800) in Höhe der Landesgrenze. In der Prognose werden in diesem Fall für die Umgehung auf den unterschiedlichen Abschnitten zwischen 11.000 und 28.000 Fahrzeuge pro Tag ermittelt.
Werden neben dem Bau der Südumgehung zusätzlich Veränderungen an der innerstädtischen Verkehrsführung vorgenommen, ergeben sich noch höhere Entlastungen. Auf der Schiede (- 14.300) und der Diezer Straße (- 6600) reduziert sich der Verkehr um bis zu 43 Prozent, auch die Zeppelinstraße (bis zu -2800/-73 Prozent) wird deutlich höher entlastet. Auf der Wiesbadener Straße zwischen Uhlandstraße und dem Schulzentrum (bis zu + 2000) erhöht sich das Verkehrsaufkommen ebenso auf Abschnitten der Holzheimer Straße (+ 500). In diesem Fall werden für die Umgehung Verkehrsbelastungen auf den verschiedenen Abschnitten zwischen 11.000 und 30.300 Fahrzeugen pro Tag prognostiziert.
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