Immer wieder kommen Betrüger am Telefon leider zum Erfolg und bringen ihre Opfer teilweise um das gesamte Ersparte. Allein in Mittelhessen waren die Betrüger im August in fünf gemeldeten Fällen erfolgreich und ergaunerten sich dabei mehr als 70.000 Euro. "Hier gibt es wahrscheinlich noch eine Dunkelziffer, denn nicht immer melden sich die Opfer. Schon die vollendeten Taten sind Anlass genug, immer wieder, möglichst frühzeitig und über alle zur Verfügung stehenden Medien über gemeldete Anrufe der Betrüger zu informieren. Nur wer die Maschen der Betrüger kennt und weitergibt, kann sich und andere davor schützen, Opfer dieser Täter zu werden." Die Kenntnis schützte auch einen 82jährigen Marburger. Der clevere Senior trickste am Mittwoch, 16. August, die Betrüger aus und sorgte durch frühzeitige Einbeziehung der Polizei dafür, dass die Handschellen bei den Geldabholern klickten.
An dem besagten Mittwoch, gegen 15.50 Uhr, rief ein angeblicher Polizeibeamter bei dem 82Jährigen an. In einer der üblichen Vorgehensweisen berichtete der Anrufer von der Festnahme von Einbrechern, die einen Zettel mit der Anschrift des Seniors dabeigehabt hätten. Nun fürchte man seitens "der Polizei" eine weitere Tat, einen Überfall oder einen Einbruch zu seinem Nachteil. Damit der Rentner schadlos bliebe, bot man die Sicherstellung seiner Wertsachen an. Der Senior erkannte die Masche sofort, ließ sich davon aber nichts anmerken. Er gab gegenüber den Betrügern an, zur Bank zu gehen um eine wertvolle Münzsammlung zu holen. Stattdessen verließ er das Haus und informierte seinen Sohn und dieser dann die echte Polizei. Während der Senior sich wieder nach Hause begab und eine Tasche mit wertlosem Inhalt vorbereitete, fuhren Kriminalbeamte zu seiner Adresse. Nach erneutem Kontakt mit den Betrügern legte der Marburger die Tasche zur Abholung außerhalb seines Hauses bereit. Als die Abholer kamen, klickten die Handschellen. Bei den Festgenommenen handelte es sich um zwei Anfang 20 Jahre alte Männer aus Nordrhein-Westfalen. Die Ermittlungen dauern hier noch an. Am Freitag, 18. August, kam es in Marburg, Solms und Aßlar gleich zu drei erfolgreichen Taten. Die Betrüger am Telefon nutzten dabei die Masche mit der schockierenden Nachricht der Beteiligung eines Angehörigen an einem schwerwiegenden, tödlichen Unfall und der drohenden Haft, die man nur durch die Zahlung einer Kaution umgehen könne. Die Täter erbeuteten hierbei insgesamt
45.800 Euro.
"Die Maschen der Betrüger sind vielfältig, variabel und nicht abschließend darstellbar. Sie gehen rhetorisch geschickt vor, haben auf alle Fragen eine glaubwürdige bzw. nachvollziehbare Antwort und für jeden Einwand eine plausible Erklärung. Die Betrüger vermischen ihre Maschen und arbeiten nicht alleine. So gibt z.B. der angebliche Polizeibeamte das Telefon zur Untermauerung seiner Glaubwürdigkeit weiter an einen Rechtsanwalt oder Staatsanwalt. Haben die Täter ein potentielles Opfer an der Angel, endet das Telefonat meist erst nach mehreren Stunden und nach Übergabe des Vermögens. Der beste Schutz besteht darin, wirklich niemals und unter gar keinen Umständen mit Geldübergaben oder Überweisungen zu reagieren, wenn es bei einem unvorhergesehenen Anruf irgendwann um Geld oder Wertgegenstände geht! Darüber hinaus sollte sich niemand selbst in Gefahr bringen und versuchen, den Betrügern selbst und ohne Hinzuziehung der Polizei das Handwerk zu legen."
Hinweise zu den vielen verschiedenen Betrugsmaschen stehen auch im Internet u.a.
auf der Präventionsseite der Polizei Hessen unter www.polizei.hessen.de in der Rubik Schutz & Sicherheit oder auf der Internetseite der polizeilichen Kriminalprävention unter www.polizei-beratung.de unter Themen & Tipps.
Hier weiter Hinweise der Polizei
- Handeln Sie nie ohne das Hinzuziehen der Polizei, falls Sie an
Betrüger geraten und die Masche durchschauen. Bringen Sie sich nicht
in Gefahr, informieren Sie sofort die Polizei! - Beenden Sie einfach
das Telefonat, sobald Ihr Gesprächspartner Geld oder Wertsachen von
Ihnen fordert. - Geben Sie keine Details zu Ihren familiären oder
finanziellen Verhältnissen preis. - Übergeben Sie niemals Geld an
unbekannte Personen und überweisen sie nichts auf ihnen unbekannte
Konten. - Bedenken Sie, dass weder Polizei, noch Staatsanwaltschaft
oder Gerichte für das Verwahren Ihrer Wertsachen zuständig sind. -
Informieren Sie sofort die Polizei über den Notruf 110, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt. Die dann folgenden Warnhinweise der Polizei bewahren unter Umständen andere davor, Opfer der Betrüger zu
werden. - Informieren Sie Freunde und Verwandte über die gängigen
Betrugsmaschen und sprechen Sie Verhaltensweisen ab.
Rückfragen bitte an:
Polizeipräsidium Mittelhessen