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Lindenholzhausen: Sieben restaurierte Bildstöcke begleiten die Trauernden

Seit Jahrzehnten oder gar seit Jahrhunderten begleiten die Bildstöcke auf dem Friedhof in Lindenholzhausen die Trauernden bei ihren Besuchen der dort beerdigten Angehörigen, sind Orte der Anbetung, der Trauer und des Trostes. In den Bildstöcken werden die sieben Motive des Sterbens Jesu. Sieben Bildstöcke mit sieben Leidensstationen, die jedoch kaum noch zu erkennen waren. Das ist nun ganz anders.

Der Zahn der Zeit hatte im wahrsten Sinne des Wortes ganz erheblich an den Steinreliefs genagt und dazu geführt, dass die einzelnen Szenen nicht mehr zu erkennen waren. Kein neuer Befund, sondern eine Diagnose von vor über 100 Jahren. Deshalb wurde der Aufenthalt eines aus Kleve am Niederrhein stammenden Malers in Eschhofen genutzt, um Szenen als gemalte Bildtafeln neu zu fertigen. Das war 1901 der Fall und die Bildtafeln mit den Motiven der „Sieben Schmerzen Mariens“ wurden dann vor die damals schon abgängigen Reliefs gestellt.

Doch Wind, Regen, Frost und Hitze setzten auch den Bildtafeln mit der Zeit zu, obwohl sie in den Bildstöcken geschützt standen. Auch die Behausungen aus Stein mit einem Dach zeigten deutliche Zeichen der Verwitterung, so dass vor allem die Dächer ausgetauscht wurden, beschreibt Markus Saal als Denkmalpfleger der Stadt Limburg den Vorgang. Auch der Bewuchs mit Efeu setzte den Bildstöcken zu. Auf jeden Fall verloren die 1901 aufgestellten Bildtafeln ihre Farbe, so dass auch die auf ihnen dargestellten Szenen nicht mehr zu erkennen waren.

1999 wurde der Zustand und die Sanierung der Bildstöcke auf der historischen Friedhofsmauer zum ersten Mal wieder thematisiert. Die Mauer, teilweise noch aus dem Jahr 1684 stammend und mehrmals erweitert, erhielt 1864 im Rahmen einer Erweiterung auch neue Bildstöcke, bei denen, so vermerkt es die Denkmaltopographie für die Stadt, deutlich ältere Deckplatten eines ehemaligen Kreuzwegs von 1713 verwendet wurden. Doch die Sanierung der Bildstöcke wurde nicht umgesetzt.
Fast 20 Jahre später kam dann durch eine Anfrage von Stadtrat Andraes Koch Bewegung in das Thema. In einem ersten Schritt konnten die Bildstöcke, die gemeinsam mit der Natursteinmauer in die Denkmaltopographie der Kreisstadt Limburg an der Lahn aufgenommen sind und damit unter Denkmalschutz stehen, vom umgebenden Efeubewuchs freigeschnitten werden.

Die farblich sehr reduzierten Bildtafeln aus dem Jahr 1901 wurden in diesem Zusammenhang von Restaurator Sven Trommer aus den Bildstöcken entnommen und gesichert. Der Befund der Bildtafeln, Steinreliefs und der Bildstöcke erforderten eine Abstimmung mit dem Bezirkskonservator des Landesamtes für Denkmalpflege, um die weitere Vorgehensweise abzuklären. Im Rahmen eines Termins im Mai 2020 wurde sich darauf verständigt, zunächst einen Bildstock zu restaurieren, um anhand dieses Beispiels die Gesamtkosten ermitteln zu können. Die Sanierung übernahm Restaurator Sven Trommer, das Bleidach wurde von Spengler Udo Herr aus Arfurt ausgeführt.

Anhand der Restaurierung des ersten Bildstocks wurde auch mit fünf weiteren verfahren. Das Mauerwerk wurde ausgebessert, die Bildstöcke erhielten einen einheitlichen Verputz, bei den Dächern gibt es allerdings Unterschiede, denn manche weisen noch ihre historische Natursteinplatten auf, andere später gefertigte Dachflächen aus Beton.

Ein Bildstock musste komplett abgebaut und neu aufgebaut werden. Die dafür notwendigen Materialien stellte die Stadt Limburg zur Verfügung. Freiwillige Helfer aus Lindenholzhausen um Winfried Breser führten die notwendigen Arbeiten aus.

Wie Markus Saal berichtet, galt es zudem die Entscheidung zu treffen, was in den Bildstöcken künftig dargestellt wird. Die 1901 gefertigten Farbtafeln schieden dabei aus, da sie schon quasi eine Ersatzlösung waren. Die historischen Steinreliefs wiederum waren fast alle bis zur Unkenntlichkeit abgewittert. „Wir wollten jedoch an den Reliefs als ursprüngliche Form festhalten, deshalb haben wir uns dafür entschieden, neue Reliefs fertigen zu lassen“, so Saal. In diese Entscheidungsfindung und der damit verbundenen künstlerischen Erarbeitung waren Vertreter von Stadt, Ortsbeirat, Kirchengemeinde und Denkmalbeirat eingebunden.

Der entsprechende Auftrag ging dann im Januar vergangenen Jahres an die Steinmetzin und Bildhauerin Anke Stein aus Diez. Sechs Reliefs wurden von ihr gefertigt, ein Relief mit der Darstellung „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“ ist noch im Original in seinem Bildstock. Die neu gefertigten Reliefs wurden Ende des vergangenen Jahres fertig gestellt. Der Einbau verzögerte sich dann noch etwas, da es dazu keinen Frost geben durfte. Die Kosten für die Restaurierung und Dokumentation liegen bei insgesamt 30.300 Euro und werden von der Stadt Limburg getragen.

Die Reliefs in den Bildstöcken widmen sich von ihren Motiven der Leidensphase von Jesu. Die sieben Bildstöcke zeigen die Motive: „Jesus wird zum Tode verurteilt“ (Bildstock 1), „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“ (Bildstock 2), „Jesus begegnet seiner Mutter“ (Bildstock 3), „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“ in Verbindung mit „Simon von Cyrene hilft Jeus das Kreuz zu tragen“ (Bildstock 4, original von 1713), „Jesus stirbt am Kreuz“ (Bildstock 5), „Jesus wird in den Schoß seiner Mutter gelegt“ mit der Andeutung auf die Grablegung (Bildstock 6) und „Auferstehung Jesu“ (Bildstock 7). In der vorletzten Station hält Maria nach der Abnahme vom Kreuz ihren Sohn in den Armen, es ist das Sinnbild für Leid und Trauer auch auf dem Friedhof in Lindenholzhausen. © Stadt Limburg