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Limburg: Stadtarchiv erhält 1300 Bilder der Limburger Zeitgeschichte

Fotos erzählen Geschichten – von Menschen, Ereignissen und nicht zuletzt von der Zeit, in der sie entstanden sind. 1300 Postkarten und Fotos aus Limburg hat Günter Butzbach, besser bekannt als „Ilo“, seit 30 Jahren von „seinem“ Limburg gesammelt. Zahlreiche Bilder hat er selbst geknipst und einige der Aufnahmen hat er im Internet erstanden. Seine Sammlung übernahm Michael Schuy, Geschäftsführer der Firma Rudolf Schuy in Limburg, der nun die gesammelten Fotos durch seine Tochter Jacqueline Schuy an die Stadt Limburg übergeben ließ.

"Die Fotos, Postkarten und Motive sind ein Schatz für die Nachwelt", sagte Bürgermeister Dr. Marius Hahn beim Sichten der Fotos und bedankte sich herzlich für die Schenkung bei Jacqueline Schuy. Einige der Geschäfte, die sich nicht mehr im Stadtbild finden, jedoch auf den Bildern zu sehen sind, kennt Hahn als Säcker noch.

In den acht Alben finden sich nicht nur Fotos aus unterschiedlichen Epochen Limburgs, sondern auch Anekdoten zu Menschen aus der Stadt und persönlich gefärbte Anmerkungen zur Zeitgeschichte. In Limburg kann keiner so etwas besser in Worte fassen als „Ilo“ Butzbach. Und natürlich kommen dann auch Marius Hahn noch so manche Erinnerungen an Frauen und Männer, die auf unterschiedliche Art und Weise das Leben in der Stadt mit prägten.

Das älteste Motiv dürfte vor 1870 entstanden sein. Es zeigt den Limburger Dom als Schwarz-Weiß-Aufnahme mit einem Verbindungsgang zwischen den beiden Türmen der Westfassade. Diese Verbindung wurde vermutlich zeitgleich mit dem Bau der beiden Südtürme im Jahr 1863/64 abgerissen.

Die Geschichten zu den Motiven und das Leben der Edelsäcker und Säcker in der Limburger Altstadt hat er teils selbst erlebt. Denn der mittlerweile 85-jährige Butzbach ist selbst ein Säcker und, wie er sagt, in der Rosengasse geboren und am Fischmarkt groß geworden. Was er nicht mit eigenen Augen gesehen hat, hat er bei seinen Stammtischbesuchen in der Barfüßerstraße "Im Schlößje" mit eigenen Ohren gehört.

Wortgewandt und amüsant schafft es Butzbach, den Bildern durch seine Geschichten Leben einzuhauchen und die Zuhörer zu fesseln. So berichtet er zu dem Bild der Autobahnbrücke über die Lahn, in der eine riesige Lücke klafft, die ein Überqueren unmöglich macht, dass das imposante Bauwerk von der deutschen Wehrmacht gesprengt wurde. Es entstand nicht nur eine 240 Meter lange Lücke (sieben der 13 Bögen fielen in die Lahn), sondern die gestaute Lahn und der damit am Abfluss gehinderte Emsbach setzten den ehemaligen Ort Mühlen (Eschhofen) unter Wasser. Teile der Bevölkerung mussten damals sogar evakuiert werden. Da das Wasser wochenlang nicht abfließen konnte, ertranken Tiere in ihren Ställen und es fing an zu „stinken“. Die Amerikaner sprengten daher eine Furt in die Lahn. Das führte dazu, dass das Wasser wieder ablaufen konnte. Die 240 Meter lange Lücke wurde 1949 durch eine Notbrücke der Reichsbahn geschlossen.
Auch zahlreiche Limburger „Promis" kannte Butzbach noch persönlich. Wie ein Bild von Peter Schwertel, Säcker, Limburger Original und mehrfacher Hessenmeister im Boxen (Halbweltergewicht und Weltergewicht) zeigte. Dieser wohnte am Roßmarkt und war nach dem Ende seiner aktiven Karriere mit 38 als Maurer nach eigenen Angaben mit dem Aufbau Deutschlands beschäftigt.

Die teuerste Karte, "der kolorierte Kornmarkt", so erzählt Butzbach, habe er für 160 Euro im Bieterverfahren auf einer bekannten Plattform ersteigert. Wie sich später herausstellte, war der einzige Mitbieter ein Bekannter von ihm, der das Gebot stetig in die Höhe trieb.
Ein beliebtes wie bekanntes und auf Foto festgehaltenes Motiv sind die Elefanten vor der Bäckerei Will in der Salzgasse. Damit wollte der Direktor des Zirkus Williams den Bäckermeister Heinz Will überreden, mit ihm als stärkster Mann Europas in Las Vegas aufzutreten. Denn der Bäckermeister konnte mit seinen Zähnen ganze Menschen in die Luft heben. Auch der aktuelle Bürgermeister hatte das Vergnügen, seine Kräfte kennenzulernen.

„So viele tolle Erinnerungen und schöne Geschichten, die gehören ins Stadtarchiv, um sie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen“, zeigte sich Jacqueline Schuy überzeugt. Gemeinsam mit dem Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker will Butzbach die Fotos noch mit den entsprechenden Hintergrundinformationen versehen. So könnte in naher Zukunft eine Ausstellung der Fotos, Bilder und Postkarten mit echten Limburger Geschichten den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zugänglich gemacht werden.  © Stadt Limburg