In der Limburger Innenstadt mit dem Auto schneller zum Parkplatz, das Ziel sollten alle haben, die mit dem Auto in die Stadt kommen und es abstellen wollen. Mit der Einführung eines neuen Parkleitsystems soll’s möglich werden. Heute, Freitag, 15. August, wird es in Betrieb genommen. Schon seit geraumer Zeit stehen große Tafeln an den Einfallsstraßen nach Limburg, die das Schema des Leitsystems verdeutlichen. Auf 30 dynamischen Anzeigetafeln wird nun in der Innenstadt der Weg zum nächsten freien Parkplatz angezeigt.
„Nach der erheblichen Ausweitung des Stadtlinienverkehrs zum 1. Juli auf alle Stadtteile mit Taktverkehr und der laufenden Modernisierung der städtischen Parkhäuser wird jetzt der nächste Meilenstein für eine zukunftsgerichtete Mobilität gesetzt. Wie versprochen richtet sich dieser an die Autofahrer“, betont der 1. Stadtrat Michael Stanke. Er macht allerdings auch deutlich, dass die Vorstellung von einem Parkplatz direkt vor dem Geschäft, dem Arbeitsplatz oder der Wohnung in einer Innenstadt wirklichkeitsfremd ist.
Die Stadt will das Auto in der Innenstadt abschaffen, die Klage ist in der Vergangenheit immer wieder zu hören gewesen. „Das ist völliger Quatsch. Als zentrale Einkaufsstadt sowie mit Tausenden von Erwerbstätigen, die hier auch ihren Arbeitsplatz haben, können wir auf das Auto nicht verzichten“, verdeutlicht Bürgermeister Dr. Marius Hahn. „Wir investieren nun reichlich Geld, damit Autofahrende für ihr Fahrzeug zügig einen Parkplatz finden und sich dadurch die mit dem Parksuchverkehr verbundene Belastung reduziert“, sagt er weiter.
Leitsystem führt zum Parkplatz
Schnell zum Parkplatz, das soll ein neues Leitsystem ermöglichen. Es setzt sichtbare Zeichen mit insgesamt 38 Schilderstandorten, davon leiten 30 dynamische Anzeigentafeln möglichst schnell und umgehend zu den nächsten freien Plätzen. Das Parkleitsystem informiert über die konkrete Belegung von 1800 Stellplätzen in neun Parkdecks, Tiefgaragen und Parkhäusern. Das Leitsystem informiert zudem über sieben weitere Parkbauten mit ihren Stellplätzen, jedoch ohne die konkrete Belegung anzugeben.
Nach einer Studie von INRIX sind Autofahrende in Deutschland pro Jahr rund 41 Stunden damit beschäftigt, einen Parkplatz zu suchen. Gesucht wird meist der freie Platz möglichst nahe am Zielort. In einer Innenstadt, die mit ihrer Schadstoffbelastung immer wieder auch mal die Grenzwerte überschreitet, geht es bei der Parkplatzsuche jedoch nicht nur um Zeit, sondern auch um die Reduzierung von Abgasen.
„Unser Parkleitsystem setzt ganz klar auf Parken in entsprechenden Anlagen und Bauten, das Parken am Straßenrand wollen wir in der Innenstadt reduzieren, da es auch oft damit verbunden ist, durch Ein- und Ausparken den Verkehrsfluss zu stören“, verdeutlicht der 1. Stadtrat Michael Stanke. Um dem neuen Leitsystem eine möglichst hohe Effizienz zu ermöglichen, sind nicht nur Anlagen der Stadtlinie in das System aufgenommen worden, sondern auch Anlagen von privaten Betreibern.
Verschiedene Bausteine
Der Aufbau eines neuen Parkleitsystems ist Bestandteil des Parkraummanagementkonzepts (PMK), welches die Stadtverordnetenversammlung im Dezember 2024 als Leitbild für die Zukunft beschlossen hat. Das Konzept sieht noch weitere Maßnahmen wie die Schaffung von Parkraum südlich der Gleise (Tal Josaphat) vor, gibt die Modernisierung der Zahlsysteme als Ziel vor oder will auch das Bewohnerparken neu ordnen. Das PMK wiederum ist als eine der zentralen Aufgabe im Masterplan Mobilität (beschlossen 2019) definiert worden. Weitere zentrale Aufgaben darin sind zum Beispiel der Ausbau der Stadtlinie (LahnStar und Erweiterung auf die Stadtteile mit Taktverkehr) sowie Konzepte zum Radverkehr und der City-Logistik.
Direkt zu den nächsten Parkbauten mit freien Stellplätzen führen oder in Echtzeit die dort vorhandenen freien Kapazitäten anzeigen, das ist die Grundaufgabe des neuen Systems. Doch es kann noch viel mehr. „Die 30 dynamischen Anzeigetafeln können auch genutzt werden, um auf Staus, Sperrungen, Baustellen oder Veranstaltungen hinzuweisen und damit die Erreichbarkeit von Zielen in der Innenstadt verbessern“, darauf verweist der 1. Stadtrat. In den zurückliegenden Wochen wurde auf den Tafeln zum Beispiel für die Stadtlinie geworben, die seit dem 1. Juli alle Stadtteile anfährt und auf einen engen Takt setzt.
Das Informationssystem
Die Willkommenstafeln informieren bewusst vereinfacht über die wichtigsten Parkflächen: das Krankenhaus wird als zentraler Zielort dargestellt, ebenso der Marktplatz als Parkplatz für Pendler. Zentrales „P“-Ziel ist auch die Innenstadt, wobei das „P“ die Gesamtheit der Parkmöglichkeiten symbolisiert. Wer täglich in der Stadt unterwegs ist, dem ist die Verteilung natürlich bekannt, Gästen und Fremden jedoch nicht.
Die eigentliche Führung zu den Parkbereichen oder direkt zu den konkreten Parkierungsanlagen beginnt anschließend mit den dynamischen Anzeigetafeln, die jeweils die nächsten Parkierungsanlagen mit der jeweiligen Fahrtrichtung aufführen. Auf den Tafeln wird in Echtzeit angezeigt, wie viele freie Plätze in den einzelnen Anlagen jeweils zur Verfügung stehen. Ist die Anlage komplett belegt, wird sie auf der Anzeigetafel nicht mehr aufgeführt und es wird direkt zum benachbarten Parkhaus geleitet.
Die Parkhäuser der Stadtlinie informieren neben der Belegung der „normalen“ Stellplätze auch über die Verfügung stehenden Sonderstellplätze (Behindertenstellplätze sowie Stellplätze zum Laden von E-Fahrzeugen). Im Rahmen einer Parkraumerhebung 2021 und 2022 ergab sich, dass in den Parkhäusern, Tiefgaragen oder auch anderen Parkeinrichtungen in der Innenstadt stets ausreichend freie Kapazitäten zur Verfügung standen, lediglich an Samstagen wurde bei einigen wenigen Anlagen eine zeitweise Auslastung erreicht. Auch aktuelle Zahlen des Systems der automatischen Kennzeichenerfassung in den Parkhäusern bestätigen dies.
Förderung durch den Bund
Das neue Parkleitsystem holt die Parkplatzsuchenden nicht nur mit neuen sichtbaren Informationselementen ab, auch im Backoffice hat sich viel getan. Alle Standorte des alten Leitsystems für Schilder und Tafeln werden weiter genutzt, mussten jedoch mit neuen Fundamenten versehen werden. Bei den neuen Standorten kamen zudem noch Anschlüsse an die Strom- und EDV-Versorgung hinzu. Die neuen Anzeigen kommunizieren über SIM-Karten, dadurch konnte auf umfangreiche Tiefbauarbeiten verzichtet werden. Das neue System kommt zudem ohne einen fest installierten Leitrechner aus, sondern setzt auf einen cloudbasierten Ansatz, bei dem der Zugriff von den Betreuungspersonen über das Internet und das Mobilfunknetz unabhängig vom Standort möglich ist.
Der Auftrag für die Erneuerung des Parkleitsystems hat die Stadtlinie im Mai vergangenen Jahres vergeben, die Auftragssumme umfasst rund 1,4 Millionen Euro. Das alte System war nicht nur in die Jahre gekommen, sondern zeigte immer mehr Ausfälle, da für einzelne Komponenten keine Ersatzteile mehr zu bekommen waren. Die Erneuerung des Parkleitsystems wie auch die Erstellung des Parkraummanagementkonzepts wurden durch das Bundesministerium für Verkehr mit der maximal möglichen Summe in Höhe von rund 335.600 Euro gefördert.
Sowohl bei der Erarbeitung des Konzepts wie auch bei der Umsetzung des Parkleitsystems setzten die Stadt und die Stadtlinie auf Öffentlichkeitsbeteiligung. So gab es zwei Online-Dialogverfahren und einen Workshop im Rahmen des PMK sowie eine Begleitung durch einen Projektbeirat. Die Erarbeitung des Parkleitsystems wurde durch einen Arbeitskreis begleitet, dem alle Parkhausbetreiber angehören.
Angeschlossen an das neue Parkleitsystem mit Informationen über die aktuelle Belegung sind neben Tiefgaragen und Parkhäusern der Stadtlinie (Westliche Altstadt, Galeria, Rathaus/Stadthalle, Limburg-Süd, Friedhof) auch private Anlagen (WERKStadt, „Im Schlenkert“, Cityparkhaus, Parkhaus Mitte); die Einrichtungen der Stadtlinie informieren zudem über die Belegung von Sonderstellplätzen. Informiert wird durch das neue System zudem über folgende Parkbauten, ohne die Belegung anzugeben: Marktplatz Ste.-Foy-Straße, Tal Josaphat, Parkdeck Eisenbahnstraße (Güterparkdeck), Frankenstraße, Krankenhaus, Tiefgarage Kreissparkasse und Parkplatz Cineplex.
Investitionen von vielen Millionen Euro
Die Stadt als Vertreiber des Autos? Für die Modernisierung der Parkhäuser am Rathaus/Stadthalle und der Altstadt wurden in den vergangenen Jahren über acht Millionen Euro investiert, das Stadthallenparkhaus und auch das Altstadtparkhaus sind daraufhin vom ACE beim Parkhaustest als sehr gut bewertet worden. Die jährlichen Unterhaltungskosten (Reparaturen, Versicherungen, Reinigung, Wartung, Lizenzen usw.) für die Parkeinrichtungen, die von der Stadtlinie betrieben werden, belaufen sich auf fast eine Million Euro.
Die Stadt hat zudem das Parkhaus von Galeria übernommen, damit vor einer ungewissen Zukunft gerettet und die begrenzten Betriebszeiten auf einen Betrieb rund um die Uhr erweitert (300.000 Euro für Miete und Nebenkosten pro Jahr). Das Parken in Limburg wurde zudem komplett digitalisiert und vereinfacht – Handy-Parken ist jetzt flächendeckend möglich; die Einführung der Kennzeichenerfassung schlägt dabei mit 200.000 Euro zu Buche. Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen eine App installiert, die freie Parkplätze im öffentlichen Raum anzeigt.
„Alles in allem haben und werden wir eine hohe zweistellige Millionensumme in die Modernisierung der Mobilität, dazu gehört natürlich auch die Stadtlinie, investiert haben. Das zeigt, dass wir auch in Zukunft stark darauf setzen, dass Limburger Bürgerinnen und Bürger innerhalb der Stadt zügig unterwegs sein können und gleichzeitig Menschen aus dem Umland die Innenstadt gut und problemlos erreichen“, resümiert Stanke. © Stadt Limburg