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„Hamsterhotels“ öffnen wieder ihre Pforten

Landwirte sorgen dafür, dass bedrohte Tiere Nahrung und Deckung finden – Interessierte können sich melden

Gießen. Mit dem nahenden Frühling beendet der Feldhamster seinen Winterschlaf. Dann hat er nur noch zwei Dinge im Sinn: Fressen und dann einen Partner finden und für Nachwuchs sorgen. 40 Landwirte rund um Langgöns und Pohlheim helfen ihm dabei. 2018 hat das hessische Umweltministerium hessenweit zehn Feldflurprojekte ins Leben gerufen, um dem gravierenden Rückgang der Tiere entgegenzuwirken. Gemeinsam mit dem Regierungspräsidium Gießen koordiniert die Abteilung für den ländlichen Raum der Landkreise Lahn-Dill und Gießen die Bemühungen aller Akteure – darunter Landwirte, Jäger, Behörden, Naturschutzverbände und Kommunen – im Projektgebiet „Gießen-Süd“. Ziel des Projektes ist die Förderung und Stabilisierung der noch vorhandenen Bestände von Feldhamster, Rebhuhn und Feldlerche.

Dazu setzen landbewirtschaftende Betriebe Maßnahmen im Grünland und auf Ackerflächen um, die auf die Bedürfnisse der Arten angepasst sind. Zum Beispiel lassen sie bei der Ernte Blühflächen und Getreidestreifen stehen. So findet der Feldhamster im Sommer auch nach der Getreideernte noch Nahrung. Damit er das ganze Jahr über Deckung und Nahrung findet, legen die Landwirte zudem das sogenannte „Hamsterhotel“ an. Es besteht aus drei aneinander angrenzenden Flächen, auf denen Getreide, Luzerne und eine Blühfläche angebaut werden. Diese eng aneinander liegende kleinstrukturierte Anbaukombination bietet dem kleinen Nager abwechslungsreiche Nahrung und Schutz vor Beutegreifern und deckt damit all seine Lebensraumansprüche ab.

In den kommenden Tagen und Wochen wird die Frühjahrsbestellung auf den Feldern abgeschlossen. Neben dem Sommergetreide ist auch die eine oder andere Maßnahmenfläche für den Feldhamster dabei. Die Landwirte leisten so einen wichtigen Beitrag, um die Artenvielfalt in der Region zu erhalten. Die Jägerschaft unterstützt das Bemühen um die Feld-Arten im Rahmen ihrer Niederwildhege. Dazu zählen die Anlage von Hecken und Blühflächen wie auch die Reduzierung von Beutegreifern.

Im Rahmen des Feldflurprojektes stehen den Offenlandarten aktuell über 120 Hektar Maßnahmenfläche zur Verfügung. Das Engagement zahlt sich aus. Die Kommunen Langgöns, Pohlheim, Linden, Hüttenberg und die Stadt Gießen sind mittlerweile eine der wichtigsten Regionen deutschlandweit für das Rebhuhn und die Population um Langgöns und Pohlheim beherbergt die stabilsten Feldhamsterbestände in Hessen.

Seit 2020 werden die Tiere als weltweit vom Aussterben bedroht eingestuft. Der Feldhamster ist ein typischer Bewohner der offenen Feldlandschaft. Er benötigt tiefgründige Löss- und Lehmböden. Seine Baue legt er bevorzugt dort an, wo während der gesamten Aktivitätsphase – in Hessen etwa von April bis Oktober – Nahrung und Deckung vorhanden sind.

Interessierte Landwirte, die Flächen im Projektgebiet bewirtschaften und sich beteiligen wollen, können gerne mit den Ansprechpartnerinnen beim RP Gießen, Bettina Schreiner (bettina.schreiner@rpgi.hessen.de), oder bei der Abteilung für den ländlichen Raum der Landkreise Gießen und Lahn-Dill, Annika Werner (Annika.Werner@lahn-dill-kreis.de), in Kontakt treten. © RP-Gießen