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AMTIX-kurz: Prüfung der alternativen Flugrouten zur Entlastung des Darmstädter Nordens ist abgeschlossen

Kelsterbach/Frankfurt am Main, 10.07.2024
• Forum Flughafen und Region hat Prüfung der alternativen Routen zur Entlastung Darmstadts abgeschlossen
• Sicherheitsbedenken aus dem ersten Probebetrieb konnten ausgeräumt werden
• Empfehlung an die Frankfurter Fluglärmkommission zur weiteren Beratung übergeben
• Die Flugroute "AMTIX-kurz" wurde umbenannt in "CINDY S"

Das Forum Flughafen und Region (FFR) hat die Prüfung der Verlagerung der Flugroute AMTIX-kurz abgeschlossen und empfiehlt die Durchführung eines neuen Probebetriebs mit einer alternativen Route, die dicht besiedelte Gebiete von Darmstadt Arheilgen und Kranichstein nördlich umfliegt. Die Sicherheitsbedenken aus dem ersten Probebetrieb, die im Januar 2021 zur Aussetzung des Probebetriebs führten, konnten ausgeräumt werden. Ziel ist es, die bisher stark von Fluglärm belasteten und dicht besiedelten Teile des Darmstädter Nordens von Fluglärm zu entlasten. Die Nordverschiebung der Route ist Teil des vom FFR entwickelten Maßnahmenprogramms Aktiver Schallschutz aus dem Jahr 2018, das die Fluglärmbelastung in der Rhein-Main-Region verringern soll.

Die Abflugstrecke CINDY S (früher AMTIX-kurz) ist eine der meistgenutzten Abflugstrecken am Frankfurter Flughafen. Sie verläuft von der Startbahn West direkt über den Darmstädter Norden, wobei dicht besiedelte Gebiete unmittelbar überflogen werden.
Auf Basis eines vom FFR durchgeführten Konsultationsverfahrens wurde im Jahr 2020 eine alternative Abflugstrecke in den Probebetrieb umgesetzt, der aber aufgrund potenzieller Sicherheitsrisiken Anfang 2021 ausgesetzt wurde. Der Grund dafür war ein Überschießen der Abflüge nach einer Kurve in Richtung Messel. Dadurch kamen die abfliegenden Flugzeuge zu nahe an einen Sektor, der in der Regel für landende Flugzeuge freizuhalten ist.

Seither beschäftigte sich das FFR intensiv mit der Konstruktion neuer Routenvarianten. Die Prüfung von drei Alternativen Flugrouten ist nun abgeschlossen.
Die neuen Konstruktionen verlaufen erneut nördlich von Darmstadt über weniger dicht besiedelten Gebieten zwischen Darmstadt-Wixhausen und Erzhausen. Das FFR spricht nach Abwägung auf Basis objektiver Kriterien und der eindeutig positiven Lärmbilanz für die Region eine Empfehlung der Variante B aus, die mittlere von den drei geprüften Varianten.

Während alle drei Varianten fliegbar und sicher erscheinen sowie Vorteile in Bezug auf Lärm gegenüber der heutigen Route haben, überwiegen im direkten Vergleich die Vorteile von Variante B im Hinblick auf ihre Lärmergebnisse. Darmstadt-Arheilgen und -Kranichstein werden durch alle drei Varianten vollständig entlastet. Variante B führt jedoch in der Nacht zur größten Entlastung der Hochbetroffenen in der Region des Frankfurter Flughafens bei gleichzeitig geringeren Zusatzbelastungen insbesondere für Darmstadt-Wixhausen, Mörfelden-Walldorf und Erzhausen. Bei Betrachtung des Nachtindexgebiets ergeben sich für Variante B in Summe rund 10.000 betroffene Personen weniger im Vergleich zur heutigen Route.

Die potenziellen Sicherheitsbedenken, die zur Aussetzung des Probebetriebs 2021 geführt haben, konnten vollständig ausgeräumt werden. Die betriebliche Prüfung zeigt, dass alle drei Varianten ohne erkennbare Sicherheitsrisiken umsetzbar sind. Das Überschießen in Richtung Messel wird durch die flugverfahrensplanerische Vorgabe, die Kurve früher einzuleiten, verhindert. Um zu verhindern, dass Flugzeuge zu weit in Richtung Messel fliegen, wurde der Wegpunkt PBN01 von einem "Fly-Over" in einen "Fly-By" geändert.
Bei einem "Fly-Over" muss das Flugzeug den Wegpunkt direkt überfliegen, bevor es die Richtung ändert. Bei einem "Fly-by" hingegen muss das Flugzeug die Richtung ändern, bevor es den Wegpunkt erreicht. Diese Änderung erlaubt es den Pilotinnen und den Piloten, die Kurve früher einzuleiten, was ihnen hilft, die gewünschte Route genauer einzuhalten und nicht in Richtung Messel hinauszuschießen.

Den ausführlichen Bericht zur Prüfung und Auswahl der Routen finden Sie auf der Aktiven-Schallschutz-Webseite des FFR.

Das FFR hat der Frankfurter Fluglärmkommission (FLK) die Empfehlung zur Verlagerung der Flugroute AMTIX-kurz auf die Variante CINDY S_B am 10.07.2024 übergeben. "Wir haben uns die Zeit genommen, auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Konsultationsverfahren die in Betracht kommende neue Streckenführung intensiv zu prüfen und alle Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der Routenverlagerung aus dem Weg zu räumen. Ich freue mich, für das FFR nach diesem umfangreichen Prüfprozess eine klare Empfehlung für die Routenverlagerung von AMTIX-kurz aussprechen zu können, um damit für viele Menschen eine Fluglärmentlastung zu bewirken", so Prof. Johann- Dietrich Wörner, Mitglied des FFR-Vorstands.

Die FLK wird das Thema „Laterale Optimierung der Abflugroute AMTIX-kurz“ voraussichtlich in ihrer Oktober-Sitzung beraten. Schließt sich die FLK der Empfehlung des FFR an, folgt die Beantragung des Probebetriebs beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF). Mit einer Umsetzung des Probebetriebs ist dann gegen Mitte/Ende 2025 zu rechnen. Nach Inbetriebnahme erfolgt ein kontinuierliches Monitoring des Probebetriebs durch das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) hinsichtlich der Flugspuren (Höhe, Geschwindigkeit, lateraler Verlauf) und der Lärmwirkung (Vorher/Nachher-Messungen). Die FLK wird nach den ersten sechs Monaten des Probebetriebs über erste Monitoringergebnisse des UNH informiert. Unabhängig davon werden auch das zuständige BAF und die DFS die neu festgelegte Flugroute einer laufenden Evaluierung unterziehen. © Umwelthaus