BGR-Bericht zur Rohstoffsituation in Deutschland: Heimische Produktion sinkt – langsam zunehmende Exploration bei kritischen Rohstoffen

Der Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung spiegelt sich auch in einem weiter sinkenden Rohstoffbedarf der Industrie wider. Bei den mineralischen Rohstoffen markierte die heimische Gesamtförderung nach den aktuellen Zahlen von 2024 mit 475 Millionen Tonnen einen abermaligen historischen Tiefstand. Dies entspricht einer Abnahme der Produktion um rund ein Drittel innerhalb von fünf Jahren. Das geht aus dem neuen Bericht zur Rohstoffsituation in Deutschland hervor, der jetzt von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) veröffentlicht wurde.

Danach waren Sand und Kies (211 Mio. t) sowie gebrochene Natursteine (167 Mio. t) mengenmäßig zwar weiterhin die bedeutendsten heimischen Rohstoffe, insgesamt ging die Förderung der Baurohstoffe jedoch deutlich zurück. Gegenüber 2020 sank sie um ca. 26 Prozent. Auch bei den Energierohstoffen waren die Produktionsmengen sowohl von Erdgas, Erdölgas und Grubengas (insgesamt 4,7 Mrd. m3) mit 3,8 Prozent als auch von Erdöl (1,6 Mio. t) mit 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr jeweils rückläufig. Die Braunkohlenförderung ging im Vergleich zu 2023 um 10 Prozent auf rund 91,9 Millionen Tonnen zurück.

Nach dem bereits deutlichen Rückgang im Jahr zuvor sank der Produktionswert der geförderten heimischen Rohstoffe 2024 weiter auf nun 14 Milliarden Euro (-3,8 %). Wertmäßig hatten Sand und Kies (2,8 Mrd. €), Kali- und Kalisalzprodukte (2,2 Mrd. €) sowie die Braunkohle (1,8 Mrd. €) die größte Bedeutung.

„Die Ursachen für den rückläufigen Bedarf an heimischen mineralischen Rohstoffen und ihren nachgelagerten Produkten liegen in der anhaltenden konjunkturellen Schwäche“, erklärt Prof. Dr. Volker Steinbach, Vizepräsident der BGR und Leiter der Rohstoffabteilung. „Hohe Zinsen, eine anhaltende Inflation sowie erhöhte Energie- und Transportkosten belasten die heimische Industrie und führten insgesamt zu einer geringeren Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen“, erläutert Steinbach.

So gingen 2024 auch abermals die Rohstoffimporte zurück. Mit 288 Millionen Tonnen lagen sie 2,8 Prozent unterhalb des Vorjahres. Dieser Rückgang war maßgeblich durch die verringerten Einfuhren von Energierohstoffen bedingt. Die Importe von Nichtmetallen und Metallen stiegen dagegen im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Insgesamt sank der Wert der Einfuhren auf 193 Milliarden Euro, wofür auch die rückläufigen Rohstoffpreise bei Energierohstoffen und einzelnen Metallen verantwortlich waren.

Die Produktion der deutschen Nichteisen-Metallindustrie stieg dagegen im Jahr 2024 wieder an. Vor allem bei der Produktion der Basismetalle leistet der Einsatz von Recyclingrohstoffen einen wichtigen Beitrag zur Rohstoffversorgung sowie zum Umwelt- und Ressourcenschutz. In der deutschen Raffinade- und Rohstahlproduktion stammten im Berichtsjahr etwa 72 Prozent des Aluminiums, 62 Prozent des Bleis, 46 Prozent des Rohstahls, 41 Prozent des Kupfers sowie 24 Prozent des Zinks aus dem Recyclingangebot. Bei den meisten anderen Metallen trägt das Recycling bisher allerdings kaum oder gar nicht zur Bedarfsdeckung bei.

„Gesellschaftliche Herausforderungen wie die Transformation des Energiesystems, die Elektromobilität oder die Entwicklung hin zu Industrie 4.0, aber auch der notwendige Wohnungsbau sowie der Ausbau und Erhalt der Infrastruktur sind mit sehr hohen Rohstoffbedarfen verbunden“, betont der BGR-Vizepräsident. „Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und staatlicher Eingriffe in die Rohstoffmärkte sowie einer hohen Marktkonzentration bei zahlreichen Rohstoffen gilt es daher, das Primärangebot kritischer Rohstoffe in der EU zukünftig deutlich zu stärken“, so Steinbach.

Bei den von der EU als kritisch eingestuften Rohstoffen gewinnt Deutschland aktuell lediglich die Industrieminerale Fluss- und Schwerspat, Feldspat und Graphit sowie grobkörnigen Quarz bzw. Quarzkies als mögliche Vorprodukte für die Herstellung von Silizium durch heimische Förderung. Die Mengen reichen allerdings nicht aus, um die heimische Nachfrage zu decken. Aufgrund des hohen Bedarfs und der ambitionierten Ziele des Critical Raw Materials Act der EU finden wieder verstärkt Explorationsaktivitäten in Deutschland statt. Aktuell sind mehr als 150 Projekte und Lizenzen in Deutschland erfasst, die zukünftig einen Beitrag zur Rohstoffversorgung der heimischen Industrie leisten könnten. Viele dieser Explorationsvorhaben fokussieren sich in erster Linie auf Lithium und Kupfer.

„Ein Großteil dieser Projekte befindet sich in einer frühen Phase der Exploration und bis zum Beginn einer möglichen Produktion sind noch beträchtliche Investitionen und Explorationsaktivitäten nötig“, erläutert Sören Henning, Koordinator des BGR-Berichts zur Rohstoffsituation. „Weiter fortgeschrittene Projekte für eine mögliche inländische Lithiumproduktion erhalten aber bereits Unterstützung aus dem Rohstofffonds der Bundesregierung oder wurden von der EU als ‚strategisches Projekt‘ eingestuft“, so Henning.

Die BGR veröffentlicht seit 1980 jährlich den Bericht zur Rohstoffsituation in Deutschland. Für die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft ist der Bericht eine wichtige Informationsgrundlage. So werden für die Ziele der Energie- und Verkehrswende sowie für die Maßnahmen zur Digitalisierung und zum Wohnungsbau in großem Maße mineralische Rohstoffe benötigt.

Weiterführende Informationen:
https://www.bgr.bund.de/rohstoffsituationsbericht-2024

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