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ZOB-Nord in Limburg: Empfehlung für den Abriss

Seit über 40 Jahren dient der Komplex zum Parken von Autos und als zentraler Omnibusbahnhof (ZOB Nord). Das könnte sich in absehbarer Zeit ändern, denn der Magistrat und die Betriebskommission „Stadtlinienverkehr“ empfehlen der Stadtverordnetenversammlung den Abriss des bestehenden Komplexes. An dessen Stelle soll ein moderner Omnibusbahnhof entstehen. Neue Parkplätze wird es auch geben – unter anderem im Tal Josaphat. Hinzu kommen Stellplätze durch die von der Stadt gewährleistete Öffnung des Karstadt-Parkhauses rund um die Uhr.

„Das Gebäude zwingt uns in seinem jetzigen Zustand, Entscheidungen zu treffen. Entweder eine umfassende Sanierung oder Abriss mit Neubau, wobei ein Neubau die wirtschaftlichste Lösung wäre“, macht der 1. Stadtrat Michael Stanke als Betriebsleiter der Stadtlinie deutlich. Die Stadtlinie ist Betreiber des Parkhauses und natürlich auch des Busverkehrs in der Innenstadt, der mit dem 1. Januar 2025 deutlich ausgeweitet werden soll. Dann erweitert die Stadtlinie ihr Bediengebiet auf alle Stadtteile und verdichtet den gesamten Stadtlinienverkehr auf einen 30-Minuten-Takt.

Das über 40 Jahre alte Gebäude, das haben mehrere Untersuchungen bestätigt, ist von seiner Substanz „abgängig“ und müsste komplett saniert oder gleich neu gebaut werden. Die letzte größere Sanierung fand im Jahr 2001 statt. Ob Neubau oder Sanierung, es kostet viel Geld. Mit einem Abriss kommt ein Neubau, so Schätzungen aus dem vergangenen Jahr, auf rund 20 Millionen Euro. Eine Grundsanierung ohne die eigentlich dringend notwendige Verbesserung der Funktionalität des ZOB schlägt mit rund 5,5 Millionen Euro zu Buche, kommt eine Modernisierung und Optimierung hinzu, sind mindestes noch einmal 1,5 Millionen Euro fällig. Der Schaden an der Bausubstanz kommt vor allem durch den Chloridgehalt im Boden.

„Das ist alles nicht überzeugend“, so Stanke, der zudem darauf verweist, dass das Parkhaus an seinem Standort für den motorisierten Individualverkehr schlecht zu erreichen ist. Das Parkhaus ist heute schon das am schlechtesten ausgelastete Parkhaus der Stadt. Der Abriss würde am Standort auch eine komplette Neukonzeption ermöglichen. Die Fläche soll dann nur dem ÖPNV dienen, was einen großzügig und modern gestalteten zentralen Omnibusbahnhof ermöglicht. Dazu gehören nicht nur gut mit Licht versorgte Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten, sondern auch eine barrierefrei erreichbare Toilettenanlage, ein Kiosk und weitere Sitzgelegenheiten.

„Vor dem Hintergrund, dass wir das Bediengebiet der Stadtlinie ausweiten, wir dann auf zwölf statt auf sechs Linien unterwegs sind und dies natürlich auch ein Mehr an Bussen bedeutet, ist ein Abriss mit anschließendem Bau eines reinen Busbahnbahnhofs die sinnvollste Lösung. Mit der Ausweitung der Stadtlinie werden alle Teile der Stadt inklusive der Stadtteile dann im 30-Minuten-Takt an die Innenstadt angebunden“, ist Stanke überzeugt. Die Kosten für eine solche bauliche Lösung belaufen sich auf rund sechs Millionen Euro nach einer Schätzung aus dem vergangenen Jahr.

Auf die derzeit an dem Standort befindlichen Parkplätze, rund 180 sind es, kann dabei verzichtet werden, denn es gibt Ersatz. Zum einen im Karstadt-Parkhaus, dass im kommenden Jahr in den Betrieb der Stadtlinie übergeht und dann rund um die Uhr und an sieben Tage die Woche geöffnet sein wird. Dieses Parkhaus verfügt über 313 Stellplätze in der zentralen Innenstadt und ist gut erreichbar. Was dort noch fehlt ist ein Aufzug, damit die Parkflächen auch jederzeit barrierefrei erreichbar sind. In dem Karstadt-Parkhaus soll es zudem sogenanntes Quartiersparken für umliegende Anwohner geben.

Weitere Parkplätze sollen im Tal Josaphat entstehen. Nach Angaben von Stanke sind durch eine sogenannte Parkpalette dort zwischen 40 und 50 zusätzliche Stellplätze möglich. Das setzt allerdings auch voraus, dass die dortige Unterführung deutlich aufgewertet wird, also auch barrierefrei und mit mehr Licht und Sicherheitstechnik ausgestattet wird. Es gibt noch weitere Möglichkeiten, auf der Südseite des Schienenstrangs Parkflächen zu schaffen. Dazu zählt auch das Parkdeck am Güterbahnhof. Nach Angaben des 1. Stadtrats wurde Kontakt zur Deutschen Bahn als Grundstückseigentümer aufgenommen. Dabei ging es nicht nur um eine weitere Entwicklung des Parkdecks, sondern auch um die darunter befindlichen Stellplätze und weitere von der Bahn betriebenen Flächen.

Die verschiedenen Möglichkeiten, Parkplätze an anderen Standorten zu schaffen oder umfänglicher nutzbar zu machen, schafft nach Einschätzung von Stanke die Möglichkeit, auf die Parkplätze in der oberen Graupfortstraße dauerhaft zu verzichten. Auch die dort vorhandene Auslastung spricht dafür, denn zu „Spitzenzeiten“ lag die Auslastung im Parkhaus nur bei 55 Prozent, im Durchschnitt ist es zu 30 Prozent ausgelastet. Und von den Nutzern gibt es für das Parkhaus im ZOB auch keine positiven Bewertungen. Es wird als unattraktiv bezeichnet, befände sich in einem schlechten Zustand und sei zudem nur schlecht zu erreichen.

Wenn der Standort künftig dem ÖPNV vorbehalten bleibt, ist nicht nur eine deutliche bessere Gestaltung für Fahrgäste wie Busfahrer möglich, sondern es ist mit einer spürbaren finanziellen Unterstützung zu rechnen. Nach Angaben von Stanke geht es dabei nicht nur um recht hohe Förderquoten, sondern auch um die Vielzahl von Einrichtungen. Gefördert wird demnach der barrierefreie Bau- und Ausbau von Haltestellen, Mobi-Stationen und Umsteigeanlagen, was unter Umständen auch den Bau eines Fahrradparkhaus beinhalten könnte. Gefördert werden darüber hinaus Aufzüge, Rampen, Informationseinrichtungen, Anlagen zum Witterungsschutz und vieles mehr. „In der Gesamtschau macht daher ein Abriss mit künftiger Konzentration auf den ÖPNV an dieser Stelle wirklich Sinn, wenn gleichzeitig in das Karstadt-Parkhaus und in neue Parkflächen im Süden investiert wird“, so Stanke. © Stadt Limburg