Springe zum Inhalt

Vom Krieg in die Kanzlei: Dmytro Levchenkos mutiger Neustart

 Jobcenter Limburg-Weilburg begleitet seit 20 Jahren Menschen erfolgreich in Beschäftigung

Seit Einführung der Grundsicherung für Arbeitsuchende im Jahr 2005 konnten im Landkreis Limburg-Weilburg rund 32.690 Menschen mit Hilfe des Jobcenters Limburg-Weilburg (bis 2012 ARGE LM-WEL) ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beenden. Weitere knapp 90.000 Personen nahmen mit Unterstützung der Jobcenter-Mitarbeitenden an Fördermaßnahmen teil. 46.931 von ihnen konnten ihre Arbeitslosigkeit durch Ausbildung oder Qualifizierung beenden. Hinter diesen beeindruckenden Zahlen stehen persönliche Geschichten - wie die von Dmytro Levchenko, die beispielhaft für Mut, Durchhaltevermögen und gelungene Integration steht.

Vom Juristen zum Rechtsanwaltsfachangestellten - Kein Abstieg, sondern Neustart mit Perspektive Dmytro Levchenko, 44 Jahre alt, Jurist und BWL-Absolvent aus der Ukraine, flüchtete 2022 mit seiner Frau und zwei Kindern vor Tod und Zerstörung nach Limburg. Der Wechsel in ein neues Land bedeutete für ihn einen beruflichen Neuanfang. Trotz großer fachlicher Kompetenz war eine Anerkennung seines Abschlusses und die Ausübung seines Berufs als Jurist in Deutschland nicht möglich. Auch die Enttäuschung über zahlreiche erfolglose Bewerbungen wog schwer - über 60 Absagen und fehlende Rückmeldungen auf seine Bewerbungen musste er verkraften. Der Wendepunkt kam im Sommer 2024: Mit Unterstützung des Arbeitgeber-Services der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Limburg-Weilburg, vor allem aber durch das engagierte Wirken der damaligen Jobcenter-Mitarbeiterin Anita Kicmari, gelang es, eine Berufsausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellter in der Kanzlei von Barbara Hardt in Bad Camberg zu ermöglichen.

Ein Gewinn für alle Seiten
Barbara Hardt, seit 25 Jahren als Anwältin selbstständig, berichtet von zunehmend schwieriger werdenden Bedingungen, geeignete Auszubildende zu finden. "Gerade kleinere Kanzleien sind auf zuverlässige und qualifizierte Fachkräfte angewiesen. Als mir der Arbeitgeber-Service Herrn Levchenko als Ausbildungsbewerber vorstellte, war ich sofort überzeugt. Seine Qualifikationen, seine Bewerbung, sein Auftreten und sein Wille, sich beruflich neu aufzustellen, haben mich förmlich ,überfahren'." Die Entscheidung, ihn einzustellen, fiel nicht nur wegen des hervorragenden Qualifikationsprofils und aus beruflicher Solidarität, sondern auch aus einem persönlichen Antrieb heraus: "Meine Eltern waren selbst Vertriebene. Ich weiß, was es bedeutet, völlig bei Null neu anzufangen." Eine Hürde stellte zunächst die Ausbildungskapazität dar, da laut Kammerregelung aufgrund der Kanzleigröße nur eine Nachwuchskraft gleichzeitig ausgebildet werden durfte - dieser hatte die Anwältin kurz zuvor zugesagt. Die Rechtsanwaltskammer stimmte dann doch noch zu, eine zweite Ausbildungsstelle zu schaffen. "Die finanziellen und eine Vielzahl organisatorischer Herausforderungen wurden durch das Engagement meiner Kollegin Anita Kicmari sowie durch eine Förderung nach dem Qualifizierungschancengesetz erfolgreich gemeistert", berichtet Ardian Shala, der mit seinem Team den Ukrainer seit dem Wechsel seiner Kollegin nach München durch die Ausbildung begleitet.

Ein Vorbild an Integration und Leistung
Dmytro Levchenko überzeugt seither mit seiner juristischen Expertise und seiner Arbeitsmoral. "Im juristischen Denken ist er mir absolut ebenbürtig", betont Barbara Hardt. Die Sprache stellt dabei keine unüberwindbare Hürde dar - auch wenn er beim Verfassen längerer Texte in der Berufsschule noch mehr Zeit benötigt. "Hilfen wie verlängerte Prüfungszeiten oder digitale Übersetzungshilfen lehnt er ab - das ist typisch für seinen Ehrgeiz", so die Fachanwältin für Familienrecht. Im Kanzleialltag glänzt der Auszubildende mit präzise formulierten Schriftsätzen - unterstützt durch ein professionelles Übersetzungstool und ein tiefes juristisches Verständnis. Für seine Chefin ist Levchenko eine "große Bereicherung für das Team" und ein Hoffnungsträger: "Ich traue ihm nach erfolgreichem Abschluss alles zu - sei es die Leitung einer größeren Kanzlei oder eine verantwortungsvolle Position in der Rechtsabteilung eines Unternehmens. Vielleicht wird er sogar künftig als Rechtsbeistand vor einem Amtsgericht auftreten - denn dort ist kein Anwaltszwang gegeben. Vor ihm liegt eine glänzende berufliche Zukunft."

20 Jahre Jobcenter Limburg-Weilburg - mit Blick nach vorn Das Beispiel Dmytro Levchenko zeigt exemplarisch, wie das Jobcenter Limburg-Weilburg in den letzten zwanzig Jahren nicht nur Existenzen sichert, sondern Lebenswege mitgestaltet. Besonders im Bereich der Integration geflüchteter Menschen sowie bei der Berufsausbildung lebensälterer Kundinnen und Kunden hat das Jobcenter wertvolle Erfahrung gesammelt - und Erfolgsgeschichten wie diese ermöglicht. © Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar