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Veranstaltung des Landkreises für Eltern mit Migrationsbiografie

Limburg-Weilburg. Frau C. lebt seit 2020 zusammen mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Elz. In 2021 wurde der zweitjüngste Sohn der Familie in der Theodor-Heuss-Schule in Limburg eingeschult. Er besucht dort eine Intensiv-Klasse. Über die Einladung zum Informationsnachmittag mit dem Thema „Das deutsche Bildungssystem und Bildung und Teilhabe“ hat sich Frau C. sehr gefreut, denn das Bildungssystem in Deutschland unterscheidet sich sehr von dem in ihrer Heimat. Als Mutter möchte sie sich aktiv an schulischen Angelegenheiten beteiligen, aber die fehlenden Deutschkenntnisse verursachen bei ihr eine gewisse Unsicherheit und Zurückhaltung im Umgang mit den Lehrkräften und der Schule. Daher ist sie dankbar, dass sie im Alltag Hilfe und Unterstützung vonseiten ihrer Schwägerin bekommt, so auch bei der Anmeldung der Kinder in der Schule.

Für die Bildungsbenachteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Flucht- und Migrationsbiografie gibt es mehrere Gründe und Ursachen. Dazu zählt beispielsweise die Uninformiertheit mancher Eltern bezüglich des deutschen Schulsystems und der Fördermöglichkeiten für die eigenen Kinder. Vor diesem Hintergrund organisierte Negat Hassen, die Sprach- und Integrationsmittlerin des Sozialamtes der Kreisverwaltung Limburg-Weilburg, in Kooperation mit Martina Dehm, einer engagierten Lehrerin der Theodor-Heuss-Schule, während der Interkulturellen Woche eine Veranstaltung mit dem Thema „Das deutsche Bildungssystem und Bildung und Teilhabe“. Ziel der Veranstaltung war es, Eltern den Zugang zum Bildungssystem zu erleichtern, sie über das Bildungspaket „Bildung und Teilhabe“ zu informieren und die Zusammenarbeit zwischen ihnen und der Schule zu verbessern.

Martin Simon-Knierim, der stellvertretende Schulleiter der Theodor-Heuss-Schule, eröffnete die Veranstaltung, begrüßte alle anwesenden Mütter und Väter herzlich und machte auf die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler in der Theodor-Heuss-Schule aufmerksam, die aus insgesamt 35 unterschiedlichen Nationen stammen. Martina Dehm und ihre Kolleginnen Eva Dietrich, Rebecca Haupt, Odeta Weser, Zehrija Bubic sowie Anja Ludwig schufen gemeinsam mit den Eltern eine tolle Basis für einen gemütlichen Austausch und Informationsnachmittag mit internationalem Gebäck, Tee und Kaffee. An der Veranstaltung nahmen Eltern aus insgesamt 14 Ländern teil. Um für eine bessere Verständigung untereinander zu sorgen, wurden auch Sprachmittlerinnen aus dem Sprachmittler-Pool des Sozialamtes Limburg-Weilburg eingesetzt.

Hendrik Pfeffer vom Staatlichen Schulamt für den Lahn-Dill-Kreis und den Landkreis Limburg-Weilburg, der als Referent eingeladen war, erklärte den Eltern, dass Kinder, die kein Deutsch sprechen, bevor sie in die Regelklassen kommen, zunächst sogenannte Intensiv-Klassen besuchen, in denen sie speziell von Deutsch-als-Zweitsprache-Lehrkräften Sprachförderung erhalten. Weiterhin informierte er darüber, dass die Grundschule vier Jahre lang dauert. Je nach Interesse und Begabung, können die Eltern danach allein oder gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern entscheiden, welche der weiterführenden Schulen am geeignetsten für ihr Kind ist. Er ergänzte, wie wichtig daher der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und den Bildungseinrichtungen sind. Die Ausführungen über das einzigartige deutsche duale Ausbildungssystem mit seinen zwei Lernorten Betrieb und Berufsschule wurden ebenfalls interessiert aufgenommen.

Mandy Uber, Mitarbeiterin des Sozialamtes der Kreisverwaltung Limburg-Weilburg, informierte die Eltern, dass Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen mit den Leistungen für Bildung und Teilhabe bessere Möglichkeiten bekommen, um sich persönlich zu entfalten. So werden bei einem Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II, Sozialhilfe, Wohngeld, Kinderzuschlag oder dem Asylbewerberleistungsgesetz Angebote wie Ausflüge und mehrtägige Fahrten, ein Schulbedarfspaket, Lernförderung, gemeinsames Mittagessen und die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben entsprechend gefördert beziehungsweise unterstützt.

Zum Schluss verteilte Martina Dehm die sogenannten Elternhefte, auch bekannt als Mitteilungshefte, und erklärte den Eltern, dass damit eine bessere Kommunikation zwischen Eltern sowie Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern geschaffen und gewährleistet werden soll. Frau C. fand es sehr beeindruckend, dass sich Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Bereichen und Institutionen wie der Theodor-Heuss-Schule, dem Schulamt, dem Sozialamt sowie Sprachmittlerinnen zusammengefunden haben, damit sich Eltern mit einer Flucht- und Migrationsbiografie Informationen und Wissen über das sehr komplexe deutsche Schulsystem aneignen können. Sie wünschte sich, dass sich die Lehrkräfte nicht vorrangig auf die Schwächen – das Nicht-Beherrschen der deutschen Sprache –, sondern auch auf die individuell vorhandenen Stärken und Potenziale der Schülerinnen und Schüler konzentrieren und diese fördern. © Landkreis Limburg-Weilburg