Der Literaturgesprächskreis trifft sich am Donnerstag, den 28. September 2023 ab 19.30 Uhr in den Räumen der Bücherei Niederbrechen zum Austausch über Fjodor Dostojeswskis autobiographischen Roman „Der Spieler“.
Der hoch verschuldete russische General wartet in Roulettenburg im Kreis seiner Familie, einiger Bekannter und Gläubiger auf die Nachricht, dass die reiche Erbtante das Zeitliche segnet und er sie beerben kann. Dies ist seine einzige Chance, die Schulden bei dem arroganten Franzosen de Grieux, dem Kavalier von Polina, der Stieftochter des Generals, zu begleichen. Gleichzeitig würde dieser Geldschub eine Hochzeit zwischen dem General und der ebenfalls nicht unbemittelten Mademoiselle Blanche begünstigen, in die der deutlich ältere General hoffnungslos verliebt ist. Der Hauslehrer des Generals, der Ich-Erzähler Aleksej Iwanowitsch, beobachtet die Intrigen des Franzosen, der sich mit Blanche insgeheim verbündet hat, und buhlt mit ihm um die Gunst von Polina, in die er unsterblich verliebt ist. Sie jedoch nutzt ihn aus, verspottet ihn und straft ihn mit Verachtung.
Plötzlich erscheint statt des erhofften Telegramms vom Tod der Erbtante die resolute Matriarchin selbst auf der Bildfläche. Interessiert am Roulette lässt sie alle Beteiligten ihre Gefühle und Gedanken der Sachlage gegenüber unverhohlen wissen: Der General wird kein Geld von ihr erhalten. Im Gegenteil – weist sie doch ihre ganze Umgebung, besonders ihre Familie, durch ihren unbedingten Herrschaftsanspruch in die Schranken.
Ein paar Tage später ist die Katastrophe komplett: Die Tante hat ein großes Vermögen beim Roulette verspielt und fährt wieder nach Moskau zurück. De Grieux verlässt Polina, Mademoiselle Blanche interessiert sich nicht mehr für den General, der inzwischen, nachdem er Tag für Tag das Verschwinden seines Erbes mit ansehen musste, kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht.
Nun bekennt Polina Aleksej ihre Liebe, der daraufhin sofort zum Casino geht, um das Geld für die Schulden bei de Grieux zu beschaffen. Nachdem ihm dies auch tatsächlich gelungen ist, erkennen Polina und er jedoch, dass sich seine Liebe für sie in Spielsucht verwandelt hat, da ihn der überraschende Gewinn von 100.000 Florins bei Roulette und Trente et quarante vollends dem Spieltrieb und der Gewinnsucht anheimfallen lässt. Polina flüchtet zu Mr Astley, einem kühlen, zurückhaltenden Engländer, der sich ihrer annimmt. Auch zu ihm hat Aleksej eine freundschaftliche Beziehung, die jedoch nicht ins Vertrauliche geht und somit durch Polinas Verbitterung Schaden davonträgt.
Letztendlich zieht Aleksej mit Mademoiselle Blanche nach Paris. Sie behandelt ihn wie ein Schoßtier; eine Behandlung, die auch dem General zuteilwird, nachdem er nachgereist und in Paris eingetroffen ist. Nachdem die Französin die 100.000 Florins mit Prunk und Luxus durchgebracht hat, unter anderem auch durch eine Hochzeit (nur um des Titels willen) mit dem in der Zwischenzeit in den Stumpfsinn abgerutschten General, verlässt Aleksej verarmt Paris und schlägt sich als Lakai in Homburg und Baden-Baden durch. Sobald er Geld verdient hat, trägt er es zum Roulette. Selbst die Nachricht von Mr. Astley, dass Polina ihn wirklich liebt, kann ihn nicht von seiner Spielsucht losreißen, die ihn mittlerweile vollkommen erfüllt.
Dostojewski erforschte als Schriftsteller die menschliche Psyche. Er wurde 1821 in Moskau in einer kleinbürgerlichen Familie geboren und veröffentlichte seinen ersten Roman „Arme Leute“ 1844. 1849 wurde er wegen revolutionärer Aktivitäten zum Tode verurteilt, jedoch begnadigt. In den 1860er und 1870er Jahren entstanden seine berühmtesten Werke wie „Verbrechen und Strafe“, „Der Idiot“, „Die Dämonen“ und „Die Brüder Karamasow“. Er starb 1881 in Sankt Petersburg.
Die Teilnehmer des Literaturgesprächskreises treffen sich ca. alle sechs bis sieben Wochen, um sich über das gelesene Werk auszutauschen, die Vorschläge stammen aus dem Kreis der Teilnehmer. Jeder, der für Literatur aufgeschlossen ist, ist als Bereicherung stets willkommen. Allen Interessierten steht die Bücherei Niederbrechen am Sonntag von 9.30 bis 12.00 Uhr, am Mittwoch von 18.30 bis 21.00 Uhr und am Donnerstag von 15.30 bis 16.30 Uhr offen.
Von Jürgen Schühler