Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat, in Kooperation mit den Staatlichen Geologischen Diensten der Bundesländer und den Landesumwelt- und Wasserwirtschaftsämtern, die webbasierte Fachanwendung GRUVO für die Öffentlichkeit entwickelt. Diese Fachanwendung ist freigeschaltet.
Ein auf maschinellem Lernen basierendes Verfahren ermöglich erstmals eine deutschlandweit einheitliche Darstellung vergangener, aktueller und zukünftiger Grundwasserstände, die in regelmäßigen Abständen aktualisiert wird. Die Prognosezeiträume reichen von der Kurzfristvorhersage (bis 3 Monate) über die Mittelfristprognose (10 Jahre) bis hin zur Langfristprojektion (bis 2100). Die Informationsbasis umfasst neben den Grundwasserdaten aus den Messnetzen der zuständigen Landesbehörden auch Wetter- und Klimavorhersagen bis zu Klimaprojektionen des Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Die wichtigsten Funktionen der Fachanwendung auf einen Blick:
• Darstellung der aktuellen Grundwasserstände in fünf Zustandsklassen (von sehr niedrig bis sehr hoch), bezogen auf den Referenzzeitraum 1991-2020
• Monatliche Übersichtsdarstellung der Grundwasserstände auf Bundesebene, auf Ebene der hydrogeologischen Großräume und Räume
• Vorhergesagte Grundwasserstände für die nächsten drei Monate, zehn Jahre und bis 2100
• Darstellung der Modell- und Vorhersagegüten
Die Kenntnis vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Grundwasserstände liefert für Entscheidungen und für die Praxis im Wassersektor wichtige Informationen über langfristige Trends und Veränderungen der Grundwasserverfügbarkeit. Die Ressource Grundwasser ist in Deutschland von großer Bedeutung: gut 70 % der öffentlichen Wasserversorgung und damit ein Großteil des täglichen Wasserbedarfs der Bevölkerung wird aus Grundwasser gedeckt.
Es ist geplant die Fachanwendung nach der jetzigen Freischaltung fortzuentwickeln. Dabei soll die Anzahl der Referenz- und Clustermessstellen erhöht, die Vorhersagequalität kontinuierlich verbessert, die Grundwasserinformation von der Messstelle in die Fläche übertragen und die Vorhersage auf Quellschüttungen ausgeweitet werden.
Die Fachanwendung basiert auf dem sogenannten Referenzmessstellenkonzept. Dafür werden alle verfügbaren Messstellen auf eine überschaubare Anzahl von Referenzmessstellen reduziert. Jeder Referenzmessstelle sind eine Anzahl von Clustermessstellen zugeordnet, die durch die jeweilige Referenzmessstelle relativ zuverlässig repräsentiert werden. Dies erlaubt bei beschränkter technischer Machbarkeit eine weitgehend flächendeckende Vorhersage. Nur eine begrenzte Anzahl von Messstellen kann mit Datenloggern mit Datenfernübertragung ausgestattet werden, und der Rechenaufwand für die monatlichen Aktualisierungen bleibt beherrschbar. So werden in GRUVO an rund 120 Referenzmessstellen aktuelle Messwerte dargestellt, welche dann auf insgesamt rund 4.200 Messstellen übertragen werden, so dass in einem weiteren Schritt Kurzfristprognosen gerechnet werden können. Die Mittelfristprognosen und Langfristprojektionen werden ausschließlich an 60 bzw. 118 Referenzmessstellen dargestellt.
Die Fachanwendung ist über https://gruvo.bgr.de zu erreichen. © Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)