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Limburg: Selten gewordene Vögel nisten in ehemaliger Staudengärtnerei

Früher galten Schwalben als Boten des Glücks, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten.

Heute ist die Rauchschwalbe ein gern gesehener Gast bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtgärtnerei in der ehemaligen Staudengärtnerei im Schirlinger Feld in Staffel.
Denn im Gegensatz zu anderen Vogelarten, die ihre Nester in Hecken oder Bäumen bauen, lieben die Rauchschwalben zugluftfreie, warme Innenräume wie die Stallungen von Nutztieren.

„Ich freue mich, dass die Rauchschwalben unser städtisches Gebäude als Brutplatz nutzen“, sagt Michael Stanke, Dezernent der Stadtgärtnerei. „In Deutschland werden sie immer seltener und gehören mittlerweile fast schon zu einer gefährdeten Tierart. Daher tun wir viel dafür, um ihnen optimale Bedingungen zu bieten“, so Stanke weiter.

Wie Thorsten Flöter, Abteilungsleiter der Stadtgärtnerei, mitteilt, seien jedes Frühjahr ab Ende März die Fenster des Lagers geöffnet worden, um den Schwalben den Einflug ins Gebäude zu ermöglichen. Außerdem seien im Außenbereich künstliche Lehmpfützen angelegt worden, damit die Rauchschwalben ihre Nester bauen können.
„Das Anbringen der Kunstnester und Sichtschutzbretter haben die Mitarbeitenden des Bauhofes übernommen“, ergänzt Michael Menier, Abteilungsleiter des Bauhofs der Stadt. Die Sichtschutzbretter sind nötig, da sich die Vögel während der Brutzeit territorial verhalten.

Die fünf bis sechs Paare brüten im Lager der Stadtgärtnerei etwa zwei bis dreimal im Jahr – abhängig vom Wetter – fünf bis sechs Eier aus. Da es in diesem Jahr spät warm wurde, begann die Brutsaison erst spät, sodass Matthias Beul, Abteilungsleiter der Freiflächen- und Landschaftsplanung und bekennender Schwalbenfan davon ausgeht, dass die Schwalben nur zweimal brüten werden.

Bereits zurzeit der Staudengärtnerei nisteten die Rauchschwalben in den Räumlichkeiten und sind dabei sehr standorttreu, was ihre Nester angeht.

„Die Männchen kehren nach ihrer Rückkehr aus Afrika, wo auch die Weibchen und Jungtiere als Zugvögel überwintern, als Erste in ihr altes Nest zurück und verteidigen dieses, bis ihre Partnerin ebenfalls zurückkehrt“, berichtet Beul über die partnerschaftliche Verbundenheit der Tiere. Doch die Reise in den Süden und wieder heimwärts ist gefährlich und oftmals kehren nur wenige Vögel unversehrt zurück.
Kommt einer der Partner nicht zum Nest zurück, sucht sich der verbliebene einen neuen Partner zum Brüten. Ist dieser gefunden, nutzen beide den Sommer für die Aufzucht ihrer Brut, die nach etwa 17 Tagen Brutzeit schlüpft. Nach drei Wochen verlassen die Jungtiere das halbschalenförmige Nest aus Lehm, Halmen und Federn. Währende der Aufzucht von bis zu sechs Jungen fängt das Elternpaar im Durchschnitt etwa 12.000 Insekten.

Dabei jagen Sie hauptsächlich im Flug in ungefähr sieben bis acht Metern Höhe mit einer Geschwindigkeit von 36 bis 72 Kilometern pro Stunde. Oftmals können sie aber auch über Gewässern beobachtet werden, wie sie kurz über der Wasseroberfläche Insekten fangen. Fliegen die Rauchschwalben tief, dann naht Regen, denn sie folgen immer ihrem Futter, das sich bei Tiefdruck näher am Boden aufhält.

Im September treffen sich die Rauchschwalben auf den Hochspannungsleitungen und treten den 12.000 Kilometer langen Flug in Richtung Afrika an. Hierbei legen die pro Tag etwa 300 Kilometer zurück.

Die Mitarbeitenden der Stadtgärtnerei haben ihren Lagerraum, in denen die Rauchschwalben hauptsächlich nisten, so eingerichtet, dass keine Gegenstände oder Materialien beschmutzt werden. Ansonsten sei die Rückmeldung der Kolleginnen und Kollegen, die mit den Rauchschwalben den Arbeitsbereich teilen, sehr positiv und die Freude groß, wenn sie wieder aus ihrem Winterquartier zurückkehren, so Beul.

Die Rauchschwalbe hat ihren Namen von ihrem Nistplatz, der sich früher in den Giebellöchern der Häuser befand und als Rauchabzug diente. In Deutschland schätzt der Nabu den Bestand auf 480.000 bis 900.000 Brutpaare und setzte sie somit auf die Vorwarnliste der gefährdeten Tierarten. Erwachsene Tiere sind 17 bis 19 Zentimeter groß und zeichnen sich durch ihr braunrotes Gesicht aus. Das Gefieder ist glänzend blauschwarz, die Unterseite weiß. Im Flug sind sie an ihrem tief gegabelten Schwanz zu erkennen. Bei Jungtieren ist dieser nicht so stark ausgeprägt. © Stadt Limburg