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Limburg: Kann Glas rocken?

Die Frage stellt sich, wenn es sich um den Titel einer Kunstausstellung handelt. Denn mit dem Begriff Glas verbunden ist zunächst etwas Profanes wie Fensterglas, Autoglas, das Glas für Getränke oder wenn es um etwas Kunstvolles geht, allerhöchstens eine verschnörkelte Glasvase für Blumen. Wie also kann Glas rocken?

Zwei neongrün leuchtende Fässer aus Glas, zwei etwa zwei Meter große sakrale, blauleuchtende Fenster mit Röntgenbildern von verschiedenen Körperteilen sind nur zwei Objekte, die in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg zu sehen sind und einen Wow-Effekt auslösen. Auch die ersten Besucherinnen und Besucher der Ausstellung zeigten sich erstaunt und begeistert von den Exponaten.

Zur Eröffnung waren neben etwa 80 Gästen, Künstlerinnen und Künstler sowie Lehrende an der Glasfachschule in Hadamar gekommen. „Ich bedanke mich herzlich für die Überlassung der Exponate bei Ihnen. Die Ausstellung hat eine persönliche Bedeutung für mich, da mein Vater lange Zeit Lehrer an der Glasfachschule war und das Kollegium ihn auch heute noch in guter Erinnerung hat“, sagte Dr. Marius Hahn, Bürgermeister der Stadt Limburg, bei der Eröffnung der Ausstellung am 30. Juni. Ihn habe die Kunst der Glasverarbeitung und Glasbearbeitung schon als kleiner Junge bei einem Besuch der Glasfachschule fasziniert und er bewundere, welch großartige Kunstobjekte daraus gefertigt werden.

Die 47 ausgewählten Exponate von 25 Ausstellerinnen und Aussteller zeigen die Vielseitigkeit des Werkstoffes Glas, betont Holger Schmidt, Schulleiter der Staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar. Er erhofft sich von der Ausstellung, dass sich mehr junge Menschen von der Arbeit mit Glas und somit einer Ausbildung in diesem Bereich begeistern lassen.

Einige der ausgestellten Exponate, wie das Zirkuszelt „Albtraum“ von Lena Klockert und „Ein kleiner Schritt“ von Lina Drewski sind für den internationalen Glaskunstpreis der Stadt Rheinbach nominiert. Bis zum 28. August kann per online Voting https://glaskunstpreis-rheinbach.de/hadamar/ für die Kunststücke abgestimmt werden.

Manch einer ist bereits in der zweiten Generation „Glaskünstler“ und Ausbilder von künftigen „Glasvirtuosen“, so wie Andreas Otto, dessen Vater bereits an der Glasfachschule lehrte und ihm das Talent und die Freude an der Glasbearbeitung in die Wiege legte. Sein Werk, Dom goes PopArt 2023, kann bis zum Ende der Ausstellung betrachtet werden. Danach könnte es als Leihgabe in das Rathaus der Stadt Limburg wandern, vorausgesetzt der Künstler stimmt dem Wunsch des Bürgermeisters zu.

Julian Michel, als ehemaliger Schüler mit drei seiner Kunstobjekte vertreten, berichtete, dass „At the frozen Gates“ von einem vormals großen Kunstobjekt stammt und es für eine Kunstausstellung zerschlagen wurde. Er habe eines der Bruchstücke schließlich verwendet und geschliffen. So konnte seine eigene Kunst daraus hervorgehen. Was fasziniert ihn an Glas? Durch die Bearbeitung entstehen Kanten, Aushöhlungen, Rundungen im Glas, die das Licht unterschiedlich brechen. Seine Kunststücke können durch glatte Flächen auch auf verschiedene Weise aufgestellt werden und somit einen anderen Verwendungszweck erfahren.

„Lassen sie sich von der Faszination des Glases mitreißen und tauchen sie ein in die Welt der Glasveredelung“, fordert Schmidt die Besuchenden zur Ausstellungseröffnung auf.
Nun liegt es an den Besuchenden zu entscheiden, ob die Ausstellung ihrem Namen gerecht wird.

Bis zum 3. September ist die Ausstellung „Glas rockt!“ mit Objekten des Lehrkörpers, der Schülerinnen und Schüler sowie Ehemaligen in den Kunstsammlungen der Stadt Limburg zu sehen. Der Eintritt ist kostenfrei.
Die Kunstsammlungen sind Dienstag und Mittwoch: 8.30 bis 14.00 Uhr; Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen: 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Die Staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar besteht bereits seit 74 Jahren. Im kommenden Jahr wird das 75-jährige Jubiläum mit einigen Veranstaltungen gefeiert. Gleichzeitig steht das 700-Jahre-Stadtjubiläum des Standorts der an. Auch hier sind verschiedene Veranstaltungen rund um das Glas geplant. Im Zuge dessen wird zum zweiten Mal der Hadamarer Glaspreis ausgeschrieben und verliehen.
Glaskunst hat sich erst mit der Ansiedlung der Sudetendeutschen, die während des Zweiten Weltkrieges aus Nordböhmen und Schlesien vertrieben wurden, in Hadamar kultiviert. Da für die Glasverarbeitung und -veredelung Mitarbeiter benötigt wurden, wurde eine Fachschule gegründet. Bereits in Sudetendeutschland gab es Fachschulen, an denen Glaskunst gelehrt wurde. Die Geschichte hierzu ist im Glasmuseum im Hadamarer Fürstenschloss zu sehen. © Stadt Limburg