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Konstantinos Balaouras ist Autist/Der gebürtige Grieche erzählt, warum Buchhalter der ideale Beruf für ihn ist und warum er Kaffeeklatsch im Kollegenkreis verabscheut

. Konstantinos Balaouras aus Greifenstein ist Mitglied der Selbsthilfegruppe für Autisten Limburg-Weilburg. Der 37-Jährige ist in Griechenland aufgewachsen und lebt seit sieben Jahren in Deutschland. Er kam hierher, weil er in Zeiten der Finanzkrise wenig Zukunft für sich in der alten Heimat sah.

Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Mathematik-Studium arbeitet Konstantinos in Frankfurt als Buchhalter. Der Abschluss des Studiums lag im persönlich sehr am Herzen. Der Autist weiß nämlich, dass es viele schlecht informierte Menschen gibt, die Autismus gleich mit mangelnder Intelligenz setzen. „Meine Behinderung ist stattdessen eine Kommunikationsstörung, die mich im Umgang mit anderen Menschen beeinträchtigt“, erläutert er. Das fängt schon in einem großen Büro an, wenn andere laut sind und das Konstantinos aus seiner Konzentration bringt.

Der 37-Jährige findet es schade, dass das manchen Kolleginnen und Kollegen trotz Kenntnis seiner Behinderung egal zu sein scheint. Darum hat er jetzt bei seinem Arbeitgeber beantragt, künftig ausschließlich vom Homeoffice arbeiten zu dürfen. Dabei spielt auch eine Rolle, dass ihn als Autisten die Ausfahrt tagtäglich nach Frankfurt mehr als andere Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen stresst und ihm das zu viel Energie für den Arbeitstag raubt. Konstantinos ist aber ein vorbildlicher Arbeitnehmer: „Ich bin hier, um meine Leistung zu bringen und nicht wie andere für Kaffee und Kuchen“.

Alltagsplausch mit Kolleginnen und Kollegen interessiert ihn auch überhaupt nicht. Das ist auch etwas, was mit seinem Autismus zu tun hat. Der Betroffene ist lieber für sich alleine, hat zwei bis drei richtige Freunde, die ihm absolut ausreichen. Große Menschenmengen sind Konstantinos im Alltag zuwider. Gerade zwei Mal war er beispielsweise in seinem Leben auf großen Konzerten. Das konnte er nur ertragen, weil er sich auf die Musik fokussierte und nicht um die Menschenmassen um sich herum. Wenn der Filmfan Konstantinos aber die Wahl zwischen daheim und Kino hat, bleibt er lieber daheim. Beispielswiese entspannt er daheim gerne beim Kochen. Seinen Freunden zuliebe würde er aber schon einmal mit ins Kino gehen.

Konstantinos ist aber ein funktionaler Autist. Das heißt, er kann konzentriert und strukturiert arbeiten und auch seine Gefühle im Zaum halten. Das bedeutet, wenn der Betroffene sich über die Empathielosigkeit seiner Kolleginnen und Kollegen ärgert, kann er auch mal laut werden. Aber wenn er mit der Chefin redet, kann er sich kontrollieren und ruhig bleiben. „Wenn mir aber etwas wirklich nicht passt, dann sage ich das auch sachlich zur Chefin“, so der Autist.

Buchhalter ist für einen Autisten der optimale Beruf, berichtet das Mitglied der heimischen Selbsthilfegruppe. Da er sich mit Zahlen auskennt, wisse er da genau, was er zu machen habe. Ein Beruf, bei dem Konstantinos eigenständige Entscheidungen zwischen mehreren Optionen wählen müsste, wäre für ihn ein Graus. Ähnlich kann es auch privat passieren, beispielsweise wenn er einen Umzug organisieren müsste. Dann könnte es passieren, dass er am Ende gar nicht weiterkommt, weil er sich zwischen mehreren Möglichkeiten nicht entschieden könnte, wie er am effektivsten die Sachen zusammenpackt.

Konstantinos Balaouras rät allen Betroffenen, offen mit dem Thema Autismus umzugehen. Bei jedem Betroffenen sei der Autismus aber unterschiedlich ausgeprägt. Er hänge beispielswiese sehr an seinen Sachen. Das tun in gewisser Weise viele Menschen. Doch wenn Konstantinos beispielsweise sein Billig-Blumentopf für fünf Euro kaputtgeht, kann man ihn nicht damit trösten, dass man ihm einfach eine neuen kauft. Öfter ist Konstantinos folglich von anderen schon als überheblich eingestuft worden, weil er den Verlust einer Sache nicht ertragen kann und ein Ersatzangebot seinen Ärger darüber nicht vertreiben kann. Dass Konstantinos Balaouras anders ist als die meisten Menschen, hat er schon als Kind gemerkt, dass er Autist ist, aber erst vor einem Jahr erfahren. Es war aber befreiend für ihn, zu erfahren, warum er sich anders als die meisten Mitmenschen verhält. Der Betroffene kann Autisten nur raten, offen mit dem Thema umzugehen. Er selbst steht dazu, „denn es ist keine Schande Autist zu sein. Man ist nichts Schlechteres als seine Mitmenschen, nur eben anders“. Kontakt zur Selbsthilfegruppe: Susanne Schilling, Tel. 0160 99457380, E-Mail autismus-limburg@gmx.net. © Landkreis Limburg-Weilburg