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Gruppe für Prostatakrebs-Erkrankte eröffnet/Männer sollten zur Vorsorge gehen

Bernd Krause hat zusammen mit Werner Hardt und Armin Weiser in Weinbach im Oktober eine Selbsthilfegruppe für Prostatakrebs-Erkrankte gegründet. „Wir haben gerade weitere fünf Neuanmeldungen bekommen, sind mittlerweile 15 Teilnehmer“, berichtet der 66-jährige Rentner zufrieden. Einmal monatlich trifft sich die neue Gruppe im Alten Spritzenhaus in Weinbach. Mittlerweile gibt es Teilnehmer bis Hadamar und Bad Camberg, aber auch aus Katzenelnbogen im Rhein-Lahn-Kreis. Die Angemeldeten sind alle Betroffene.

„Ich bin selbst im Mai operiert worden, habe die Prostata entfernt bekommen“, erzählt Bernd Krause. Der früher als selbständiger Versicherungsmakler beruflich Tätige sagt, dass man als Betroffener einfach den Erfahrungsaustausch benötige. Der gehe aber nur mit anderen selbst Betroffenen, nicht einmal mit der eigenen Ehefrau. Der Sprecher der Selbsthilfegruppe kann jedem Mann nur raten, ab 45 Jahren jährlich zur Vorsorge zu gehen, denn auf der Prostata gibt es keine Schmerzrezeptoren, so dass Karzinome im Frühstadium keine Schmerzen verursachen, hier ist die Heilungschance jedoch am größten. Prostatakrebs sei bei Männern die häufigste Krebsart.
Bei Bernd Krause wurden 2020 bei einer Routineuntersuchung zwei Karzinome festgestellt. Da sie klein und mittig waren, nur langsam wuchsen, entschied er sich mit seinem Urologen erst einmal, diese in regelmäßigen MRT-Untersuchungen weiter zu beobachten. Einmal im Jahr musste der Betroffene danach jeweils zur Kontrolluntersuchung, Bei der letzten Kontrolluntersuchung war noch alles in Ordnung. Doch einen Monat später war der PSA-Wert des Blutes extrem heraufgegangen, von vorher noch vertretbaren zehn auf beunruhigende 17 und zwei Wochen später sogar auf 19. „Der Urologe und ich wurden dann sehr nervös“, sagt Krause. Bei einer weiteren Biopsie wurde dann festgestellt, dass ein Karzinom aggressiv gewachsen ist. Von daher hat er sich schweren Herzens dazu entschieden, die Prostata operativ entfernen zu lassen.

„Ich gelte nun als krebsfrei“, berichtet der Sprecher der Selbsthilfegruppe. Er ist dankbar dafür, denn er kennt beispielswiese auch andere Betroffene, bei denen der Krebs von der Prostata auf die Knochen und oder andere Organe übergegriffen hat. Jeder Mensch trage Krebszellen in sich, sagt Krause. Bei einigen entwickelten sie sich, bei anderen nicht. Grünes Obst und Gemüse seien gut zur Vorbeugung, rät er. Das Problem in der heutigen Zeit sei aber, dass die die Krebszellen bekämpfenden Salvestrole in gespritzten Pflanzen fehlten.
„Männer beschäftigen sich viel zu wenig mit solchen Themen“, denkt Krause. Frauen würden in der Regel öfter zu Ärzten gehen und sich mehr austauschen. Frauen sind bei Weitem offener als Männer. Frühzeitig Karzinome zu erkennen sei wichtig, weiß der Betroffene. Denn sonst könnten sie aus der Prostata beispielswiese in die Blase hineinwuchern. Er ist sich sicher, dass er einen guten Operateur erwischt hat. Mit seinem Gesundheitszustand ist er aktuell sehr zufrieden. Zum Glück seien die Zeiten vorbei, dass durch eine solche Operation zwingend die Männlichkeit verlorengehe, merkt Krause an. Häufig passiert es durch die Nähe der Prostata zur Blase allerdings, dass der innere Schließmuskel, der unmittelbar an der Blase sitzt, mitentfernt werden muss. Das hat zur Folge, dass der Patient beispielsweise durch Beckenbodentraining lernen muss, mit dem äußeren Schließmuskel den Harn unter Kontrolle zu halten.

Die aktuellen Mitglieder der Selbsthilfegruppe sind fast alles Männer, die auch an Prostatakrebs erkrankt waren oder sind, vieles ähnlich wie Krause erlebt haben. „Das ergibt gute Gespräche. Wir können uns gegenseitig unterstützen und Mut machen“, sagt der Initiator der Selbsthilfegruppe. Ins Leben gerufen hat er sie, weil er selbst eine suchte und feststellen musste, dass es im Oberlahnbereich noch kein solches Angebot gibt. Krause sagt, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Selbsthilfegruppe auch dabei helfen soll, andere Männer für das Thema zu sensibilisieren. Viele Männer hätten Angst vor dem Doktor, doch eine solche Vorsorgeuntersuchung sei keine große Sache und dauere nur zehn Minuten. Wenn Karzinome frühzeitig erkannt würden, habe der Patient hervorragende Heilungschancen.

Pro Jahr gibt es laut Krause in Deutschland zurzeit über 70.000 neue Prostata-Karzinomfälle und es werden seinen Aussagen nach immer mehr. Der Weinbacher berichtet, dass er deshalb andere Männer motivieren wolle, sich mehr mit ihrem Körper auseinanderzusetzen. Krause ist gar für die Einführung einer Vorsorgepflicht in Deutschland. Das Problem, dass sich die Prostata gutartig erweitere, hätten viele Männer in zunehmendem Alter. Folglich entleere sich die Blase nicht komplett, hätten sie ständigen Harndrang und müssten immer wieder auf Toilette. Aber auch für solche Fälle könne eine Operation Linderung bringen.
Wer gerne in der Selbsthilfegruppe Prostataerkrankte mitmachen möchte, erreicht Bernd Krause per E-Mail unter shgprostataweinbach(at)t-online.de, mobil unter 0171-6380732 oder Werner Hardt unter 06471/ 41030. Interessenten können gerne am nächsten Treffen am Montag, 9. Januar, 17 Uhr, in Weinbach vorbeikommen. © Landkreis Limburg-Weilburg