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Der Entwurf für den Bürgerweinberg in Limburg

Der Weinanbau in Limburg lässt sich bis in die Anfangsjahre der Stadt zurückverfolgen, hat also eine lange Tradition. Nun könnte sich ein neues Kapitel hinzufügen, denn der Magistrat hat die ihm vorgelegte Entwurfsplanung für die Anlage eines Bürgerweinberges im Limburger Schlossgarten für gut befunden. Im September wird sich der Ortsbeirat mit dem Thema befassen. Der Vorschlag des Magistrats lautet: Auf Grundlage der Entwurfsplanung soll die Anlage des Bürgerweinbergs weiter vorangetrieben werden.

„Wir sind auf einem guten Weg. Nicht nur wegen der Entscheidung des Magistrats, sondern vor allem auf deshalb, weil die Rahmenbedingungen stimmen: Es hat sich ein Förderverein gegründet, dessen Mitglieder mit anpacken wollen. Und wir erhalten eine spürbare finanzielle Förderung durch das Land Hessen“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich. Wenn alles glatt läuft, könnten im Frühjahr 2024 die Rebstöcke auf dem Hanggrundstück unterhalb des Schlosses in Richtung Huttig gesetzt werden. Bis dann der erste Wein probiert werden kann, wird es allerdings noch etwas dauern.

Wie Eva Struhalla als Leiterin des Stadtentwicklungsamts mitteilt, stammt die Entwurfsplanung für den Bürgerweinberg und die damit verbundene Kostenschätzung von einem Büro aus Eltville. Auf dem Hanggrundstück ist die Anlage von sieben Terrassen vorgesehen, auf denen sich rund 240 Rebstöcke verteilen lassen. „Die Anlage von Terrassen führt zwar zu höheren Investitionskosten als das Setzen der Weinstöcke in der steilen Hanglage, die spätere Betreuung der Weinstöcke durch die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wird dadurch jedoch deutlich vereinfacht“, verdeutlicht Eva Struhalla.

Die Kosten für die Anlage der vorgeschlagenen Terrassierung werden insgesamt auf rund 330.000 Euro brutto in der Bausumme geschätzt. Hinzu kommen Planungskosten und Bauüberwachung in Höhe von 63.000 Euro. Ein Teil der Bausumme und die Planungskosten bis zu einer maximalen Summe von 250.000 Euro (Höhe des Bewilligungsbescheids) können über das Förder-programm Zukunft Innenstadt bezuschusst werden. Die notwendigen finanziellen Mittel werden für den Haushalt 2023 angemeldet.

Stimmt der Ortsbeirat der vorgelegten Planung zu und beauftragt den Magistrat, die weitere Planung voranzutreiben, kann in diesem Jahr die Ausführungsplanung fortgesetzt werden. Die bauliche Umsetzung wäre dann im kommenden Jahr an der Reihe. Die Anpflanzung der Weinreben muss im Frühjahr geschehen, was dann Anfang 2024 der Fall wäre.

Das beauftragte Büro aus Eltville hat die Entwurfsplanung unter das Motto „SonnenWeinGarten“ gestellt. Damit wird Bezug genommen auf die sonnige Süd-Ost-Ausrichtung des Hangs, die Wiederbelebung des Weinanbaus in der Limburger Kernstadt und nicht zuletzt der Eindruck als innerstädtischer Garten durch die begrenzte räumliche Struktur. Neben der Terrassierung und den Rebstöcken mit einer Wegeführung entlang der Höhenlinien gibt es weitere gestalterische und konstruktive Vorschläge zur Gestaltung des Hangs. So sollen Obstgehölzgruppen die Bepflanzung ergänzen, Blühstreifen zwischen den Reben den Naturcharakter verstärken und das Oberflächenwasser soll in einer Zisterne aufgefangen werden, wobei das Wasser zuvor in zwei Versickerungsgräben gesammelt wird.

Das Areal des ehemaligen Schlossgartens war 2018 gerodet worden, um eine Bodenradarprospektion zu ermöglichen. Damit sollte in Absprache mit dem Landesdenkmal untersucht werden, ob sich auf dem Areal noch Spuren alter Gartenanlagen finden lassen, die bei einer Neugestaltung berücksichtigt werden müssten. Die Untersuchungen führten jedoch zu keinen grundlegend neuen Erkenntnissen.

Die Neugestaltung des Areals war Thema einer Masterthesis an der Hochschule in Geisenheim. Nach diesem Konzept war die Gestaltung des Schlossgartens als öffentliche Grünfläche unter dem Motto „Märchengarten“ vorgesehen. Das Konzept sah für das 1400 Quadratmeter große Areal eine sehr aufwendige und komplette Erschließung vor, zudem erschien es schwierig, das Thema Märchen dort in der vorgeschlagenen Intensität zu präsentieren. Das Konzept lieferte aber auch einige Anregungen für die weitere Planung.

Diese wurden dann nach einem Beschluss des Ortsbeirats im September 2019 fortgesetzt, wobei dann zwischen einer öffentlich zugänglichen und einer nicht zugänglichen Fläche unterschieden wurde. Vorgeschlagen wurde dabei die Anlage eines Weinbergs auf dem Steilhang als nicht öffentlich begehbare Fläche. Nach weiteren Zwischenschritten, die auch das Ziel einer Kosteneinsparung verfolgten, wurde die Planung der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine Öffentlichkeitsbeteiligung fand pandemiebedingt durch eine Online-Befragung statt. Die Erkenntnisse aus der Beteiligung flossen ebenfalls in die Planung mit ein. Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung meldeten sich bereits über 20 Bürgerinnen und Bürger, die ihre Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit an einem Bürgerweinberg mitteilten.

Nach Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung vom November 2021 sowie Februar 2022 bewarb sich die Stadt mit der Umsetzung des Bürgerweinbergs sowie den Planungskosten für den öffentlichen Teil der Parkanlage erfolgreich am Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“.

Die Stadt wird das Projekt nicht allein stemmen, sondern hat den neu ins Leben gerufenen Verein Schlosswingert e.V. als Partner. „Ich bin dem neu gewählten Vorstand sehr dankbar für die Aktivitäten, die im Vorfeld darauf verwendet wurden, den Verein ins Leben zu rufen“, verdeutlicht Bürgermeister Dr. Hahn. So werde gewährleistet, dass die getätigten Investitionen, sofern die entsprechenden Beschlüsse noch gefasst werden, auch gehegt und gepflegt werden. „Ohne bürgerschaftliches Engagement wäre so etwas nicht möglich“, so der Hinweis von Hahn. Der im März dieses Jahres gegründete Verein verfügt derzeit über rund 50 Mitglieder.

Beispiele für reaktivierten Weinanbau in der Region gibt es mehrere. Im Limburger Stadtteil Dietkirchen wurden 1998 auf dem Felsen an der Lubentiuskirche wieder die ersten Weinstöcke gesetzt, in Runkel kümmert sich die „Weinbruderschaft“ darum, dass der berühmte „Runkeler Rote“ durch immer neue Jahrgänge nicht in Vergessenheit gerät. © Stadt Limburg