Weilmünster. Die hessische Landfläche ist mit 42% (895.000 Hektar) bewaldet. Damit bilden wir gemeinsam mit Rheinland-Pfalz die Bundesspitze. Dazu trägt der Landkreis Limburg-Weilburg mit einer Waldfläche von 25.277 Hektar bei. Sowohl durch die zurückliegenden Hitze- und Dürreperioden als auch durch energiepolitische Entscheidungen sowie Gesetzesvorhaben rückt der heimische Wald mehr denn je in den Fokus. Denn bis Ende 2021 wurden in Hessen rund 472 Windenergieanlagen und insgesamt 58 Prozent der gesamten Windenergiekapazität Hessens auf Forstflächen betrieben. Vor diesem Hintergrund lud der Vorsitzende des Arbeitskreises Umwelt, Energieversorgung, Klima und Landwirtschaft der CDU-Kreistagsfraktion, Tobias Grän die CDU-Politiker zu einer Waldbegehung in Weilmünster und parallelem Austauschgespräch mit den zuständigen Vertretern von HessenForst, der Revierförsterei, dem Forstamtsleiter sowie dem Betreiber der Windkraftanlage EAM, ein.
Johannes Rudolf, Bereichsleiter für erneuerbare Erzeugung bei der EAM-Natur, erläuterte den Teilnehmern Einzelheiten zur technischen Leistung und zum Ertrag der drei Anlagen der Windpark Stollberg GmbH, wovon eine auf Weilmünsterer Gebiet und zwei auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Weinbach liegen. Die Anlagen, die seit 2020 in Betrieb sind, gehören inzwischen nicht mehr zum technisch neuesten Standard, überzeugen jedoch mit einer Jahresenergieerzeugung von 24-25.000 Kilowattstunden. Rudolf erläuterte dabei den Mehrwert für die beteiligten Kommunen, da diese durch die Pachteinnahmen profitieren. Dies bestätigte Bürgermeister Mario Koschel und fügte hinzu, dass die Einnahmen durch die Windenergie aktuell außerordentlich positiv sind, sodass die Gemeinde nicht gezwungen ist Einzelmaßnahmen wie separate PV-Anlagen oder landwirtschaftliche Fläche für die Gewinnung von erneuerbarer Energie zu ergreifen. Dies würde zudem die Einzelhaushalte entlasten. In diesem Zusammenhang erläuterte Forstamtsleiter Ahner, dass zwar durch die Errichtung von Windparks mitten im Wald zunächst Habitat verloren ginge, da Fundamente in den Boden eingebracht werden und bestimmte Flächen gerodet werden müssen, jedoch dient dies gerade der Verringerung von CO2-Ausstoß, weshalb der Betrieb von Windanlagen im Wald folglich insgesamt positiv zu bewerten sei. Thomas Scholz, Bürgermeister des Marktfleckens Mengerskirchen, fügte hinzu, dass beim Verlust von Waldfläche in jedem Fall Ausgleichsfläche geschaffen werden müsse, wodurch im Grunde keine Waldfläche verloren geht.
Die Parlamentarier begaben sich im Anschluss an eine der Aufforstungsflächen und begutachteten den Zustand des heimischen Waldes. Bis einschließlich 2023 sind im Landkreis Limburg-Weilburg rund 150.000 junge Bäumchen in die Schadflächen eingebracht worden, die durch Stürme, Bodenfrost und vor allem die Hitzewellen entstanden sind. Forstamtsleiter Ahner erläuterte, dass man bei der Wiederaufforstung auf Mischkulturen aus Laub- und Nadelhölzern sowie neben resistenteren einheimischen Arten zudem vermehrt auf ausländische Baumarten wie die Douglasie setzen muss, um den Wirtschaftsraum „Wald“ gegenüber den bereits andauernden klimatischen Veränderungen zu immunisieren.
Schödel, Förster in Ausbildung, erklärt, dass: „Pflanzen schnell geht, aber die Pflege macht eine Aufforstung zu einem anspruchsvollen Prozess!“ Gemeint ist damit, dass nach dem Setzen der jungen Bäume in der neuen Kultur über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren regelmäßig innerhalb der Kultur gemäht werden müsse, um vor allem die Brombeer-Vegetation niedrig zu halten. Um ein erfolgreiches und nachhaltiges Wachstum erreichen zu können, so Schumillas, setze man innerhalb der besichtigten Kultur auf einen Mix aus drei verschiedenen Baumarten: Douglasie (50 %) als Nadelgehölz, die Vogelkirche (40 %) und die Europäische Lärche (10 %). Dabei bediene man sich verschiedener Fördermaßnahmen, wie zum Beispiel auch der sogenannten Extremwetter-Richtlinie, aus der Gelder für Wiederaufforstung generiert werden können. Stellvertretend für das Land Hessen, bedankt sich Schödel dabei bei dem Landtagsabgeordneten Hofmeister: „Dank der Landesgesetzlichen Regelungen, können wir uns beim Bau von Zäunen, über hohe Zuschüsse freuen, was uns hilft, die neu angelegten Baumkulturen vor Schadverbiss durch das Wild zu bewahren!“, führt Schödel aus. Hofmeister zeigt sich von der Umsetzung überzeugt: „Bei dieser Wette auf die Zukunft, die die Aufforstung ja im Hinblick auf angestoßene Anpassungsprozesse und auch mit Blick auf die klimatischen Veränderungen ist, stimmen mich, so Hofmeister, die hier zu begutachteten Maßnahmen positiv!“ Zum Abschluss zieht auch der Sprecher des Arbeitskreises, Tobias Grän, stellvertretend für die CDU-Kreistagsfraktion ein positives Fazit: „Ein wie hier in Weilmünster praktiziertes, aktives und situativ angepasstes Waldmanagement, welches finanzielle Förderungen klug einsetzt und von gut ausgebildetem Personal umgesetzt wird, kann den Wald der Zukunft sichern, als Wirtschaftsraum für die Kommunen, genauso aber als Standort für ertragreiche Windenergie, eingepasst in einen intakten, ökologisch vernetzten Lebensraum!“ © Tarik Cinar