Eine feierliche Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges fand am Sonntag, 14. September 2025, im Kurhaus Bad Camberg statt. Rund 200 Bürgerinnen und Bürger nahmen teil, um gemeinsam zu erinnern und sich der Verantwortung für Gegenwart und Zukunft bewusst zu werden.
Die Veranstaltung war eine gemeinsame Initiative des Vereins Historisches Camberg (VHC) und des Magistrats der Stadt Bad Camberg. Die Organisation lag beim VHC in enger Zusammenarbeit mit der Abteilung Bad Camberg Marketing. Grundlage war ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, der am 6. März 2025 von der Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen wurde.
Nach der Begrüßung durch Doris Ammelung, Vorsitzende des Vereins Historisches Camberg, erinnerte Bürgermeister Daniel Rühl in seiner Ansprache an die historische Bedeutung des 8. Mai 1945 und betonte die bleibende Verantwortung: „Unsere Demokratie benötigt Rückhalt ebenso wie aktives Eintreten – und sie muss im Zweifel wehrhaft gegenüber ihren Gegnern sein können.“
Anschließend schilderte er die letzten Kriegstage in Bad Camberg auf Grundlage der Camberg-Chronik von Albert Schorn. Diese verdeutlicht die dramatische Situation der Bevölkerung, die sich zwischen vorrückenden amerikanischen Truppen und zurückweichenden SS-Einheiten wiederfand. Während einzelne Bürger bereits weiße Fahnen hissten, um ihre Stadt zu retten, versuchten mutige Männer unter Lebensgefahr Kontakt zu den Amerikanern aufzunehmen – und gerieten dabei ins Kreuzfeuer beider Seiten.
Im weiteren Verlauf ordnete Dr. Peter Schmidt die militärischen Entwicklungen im März 1945 ein und gab einen Mitschnitt seines Interviews von 1990 mit Alfred Steurich, Untersturmführer bei den damaligen in Camberg stationierten SS-Truppen preis.
Einen besonders bewegenden Moment schuf Ulrich Menken, der aus den Tagebüchern seines Großvaters, Pfarrer Paul Menken, vorlas. Diese Aufzeichnungen machten spürbar, wie die Camberger Bevölkerung die letzten Kriegstage voller Angst und Ungewissheit erlebte.
Der Höhepunkt des Abends war die Gesprächsrunde mit den Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Magda Uhl, Wilhelm Hartmann, Anne Lenz, Werner Schmitt, Hans Gerhard Schütz und Werner Birkenbihl, die von Hannah Bäumlisberger moderiert wurde. Ihre Schilderungen aus Kindheit und Jugend gaben dem Publikum einen persönlichen Zugang zu den historischen Ereignissen und machten deutlich, wie sehr die Kriegserfahrungen Lebenswege geprägt haben.
Die Schlussworte sprachen Doris Ammelung und Bürgermeister Daniel Rühl, die allen Mitwirkenden und Gästen dankten.
Wie Bürgermeister Rühl bereits zu Beginn mit den Worten von Bundespräsident Richard von Weizsäcker erinnerte: „Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen. Wir haben wahrlich keinen Grund, uns am heutigen Tag an Siegesfesten zu beteiligen. Aber wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg.“
Diese Mahnung ist auch 80 Jahre später aktuell: Frieden und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit – sie müssen immer wieder neu geschützt und bewahrt werden.
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