Seit März vergangenen Jahres läuft der Kraftfahrzeugverkehr auf der Alten Lahnbrücke nur noch stadteinwärts, Einbahnstraßenregelung. Das hat zu Beginn für Diskussionsstoff und auch reichlich Fahrten entgegen die Einbahnstraßenrichtung gesorgt, hat sich inzwischen jedoch deutlich normalisiert. Und die Rückmeldungen aus den übrigen Veränderungen zur Gestaltung der Verkehrsfläche sind deutlich positiv. Aus dem Verkehrsversuch wird daher eine dauerhafte Regelung. Von der entsprechenden verkehrsbehördlichen Anordnung erhielt der Magistrat nun Kenntnis, der Stadtverordnetenversammlung wird sie noch mitgeteilt.
„Wir haben gesehen, dass die geänderte Aufteilung des Verkehrsraums auf der Alten Lahnbrücke immer besser angenommen wurde und auch der damit verbundene Einbahnstraßenverkehr umgesetzt wird. Es ist von daher nur konsequent, den Verkehrsversuch in eine dauerhafte Regelung übergehen zu lassen“, macht Bürgermeister Dr. Marius Hahn deutlich. Die Zahl der Skeptiker ist nach seinen Angaben zu Beginn des Versuchs hoch gewesen, doch die Gemüter haben sich deutlich beruhigt. „Ich habe den Eindruck, die Limburger haben das inzwischen gut angenommen“, so Hahn.
Bei den positiven Auswirkungen geht es nach Angaben des 1. Stadtrats Michael Stanke keineswegs um gefühlte Verbesserungen, sondern um messbare Veränderungen: „Wir verzeichnen gegenüber der Zeit vor der Veränderung der Verkehrsflächen ein deutliches Plus an Fußgängerinnen und Fußhängern sowie an Radverkehr. Der Verkehrsfluss ist stabil, die Kontenpunkte rund um die Brücke sind leistungsfähig und die Einbahnstraßenregelung wird umgesetzt.“
Die Phase des Verkehrsversuchs ist durch ein Fachbüro begleitet worden, dass Verkehrsdaten zu verschiedenen Zeiten erhob, Vor-Ort-Begehungen durchführte, den Verkehr per Videoaufnahmen erfasste und zudem Rücksprache mit Polizei, Feuerwehr und Busbetreiber hielt. Die Phase des Verkehrsversuchs, der am 17. März vergangenen Jahres begann, wurde dabei in zwei Phase aufgeteilt, in die Einführungsphase und in den Regelbetrieb. Die Einführungsphase bildet dabei die ersten sechs bis acht Wochen nach der Wiedereröffnung der Brücke ab, der Regelbetrieb ist rund drei Monate nach der Wiedereröffnung gestartet, im Oktober gab es dazu dann auch noch einmal einen Vorort-Besprechungstermin.
Die Sanierung der Alten Lahnbrücke war auch mit einer Neuverteilung des Verkehrsraums verbunden, der mehr Platz für Radfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger brachte sowie eine Anordnung der Verkehrsflächen, die auch „Übertretungen“ ermöglicht. Nach den Zählungen durch das begleitende Fachbüro gibt es eine Zunahme des Fußverkehrs um 45 Prozent und beim Radverkehr um 113 Prozent. Als Vergleichszahlen wurden dabei die sogenannten Morgen- und Abendspitzen über einen Zeitraum von je einer Stunde erfasst und verglichen.
Ein Effekt ist durch die neue Verkehrsführung eingetreten, der nach den Prognosen nicht zu warten war. Der Kfz-Verkehr stadteinwärts ist nach den Feststellungen des begleitenden Büros zurückgegangen. In der sogenannten Morgenspitze um 30 bis 35 Prozent, in der Abendspitze um 10 bis 20 Prozent. Der Effekt war nicht zu erwarten, da sich die Fahrzeit über die Brücke stadteinwärts durch den Wegfall des Gegenverkehrs reduziert hat. Deshalb war zunächst davon ausgegangen worden, dass sich die Einfahrten in die Stadt mit dem Kfz über die Alte Lahnbrücke erhöhen.
In die Beobachtung und die Bewertung des Verkehrsgeschehens ist nicht nur die Alte Lahnbrücke selbst mit eingeflossen, sondern auch die umliegenden Knotenpunkte (Westerwaldstraße/Weilburger Straße/Seilerbahn, Westerwaldstraße/Schleusenweg/Inselweg, Konrad-Kurzbold-Straße/Grabenstraße sowie die Querspange Rampe B8/B49/Weilburger Straße. Auch dort wurden die Erhebungen während der morgen- und abendlichen Hauptverkehrszeiten (6 bis 9 Uhr und 15 bis 19 Uhr) vorgenommen. Eine Zunahme des Verkehrs hat es dabei wie erwartet über den Bypass von der B8/B49 in die Weilburger Straße gegeben sowie zwischen dem Kreisel in der Konrad-Kurzbold-Straße und der Auffahrt auf die Lichfield-Brücke, ohne dass es dort zu Überlastungen kommt.
Das begleitende Fachbüro weist in seiner Untersuchung auch darauf hin, dass es vor allem in der Eingewöhnungszeit vermehrt zu Falschfahrten auf der Alten Lahnbrücke gekommen ist, also Autos entgegen der Einbahnstraßenrichtung unterwegs waren. Bei der späteren Zählung in der sogenannten Regelphase des Versuchs gab es schon eine deutliche Abnahme dieser Fahrten. Der Trend hat sich weiter fortgesetzt, wobei bei dem Vorort-Termin im Herbst auch noch einmal auf die verschiedenen Kontrollen, Werbemaßnahmen und Informationen hingewiesen wurde. Unfälle oder Vorkommnisse auf der Alten Lahnbrücke mit Personen- oder Sachschäden, resultierend aus den geänderten Verkehrsflächen und -richtungen sind nicht bekannt.
Die Brücke ist gerade auch für den ÖPNV und damit für den Busverkehr eine wichtige Verbindung. Die Busse der Stadtlinie dürfen die Brücke daher auch in beide Richtungen überqueren, dazu gibt es für sie eine Freischaltung, wenn sie in Richtung Westerwaldstraße unterwegs sind. Diese Regelung hat auch zu Anpassungen während der Eingewöhnungszeit geführt. Die gewährte Fahrzeit entgegen der Einbahnstraßenrichtung war zu kurz, so dass in der Phase nicht zwei Busse hintereinander die Brücke und den Brückenturm passieren konnten. Die gewährte Fahrzeit wurde daher etwas verlängert.
Der Busverkehr wird auch dann wieder ein Thema, wenn die Stadtlinie wie beabsichtigt ihre Verkehrsleistung mit Beginn des Jahres 2025 deutlich erhöht. Die Anzahl der Busse, die dann ein freies Signal für die Fahrt entgegen der Einbahnstraßenrichtung benötigen, wird deutlich zunehmen. Nach Einschätzung des Fachbüros wird es dann notwendig, die bestehende Funkfernbedienung durch ein Daten-Funk-Telegramm zu ersetzen, um das System leistungsfähiger zu machen. © Stadt Limburg