Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich informiert sich über Fischaufstieg an der Schmaleicher Mühle in Rauschenberg
Gießen/Rauschenberg. Im Rahmen seiner Sommertour besuchte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich gemeinsam mit Michael Emmerich, Bürgermeister der Stadt Rauschenberg, den neu errichteten Fischaufstieg an der Schmaleicher Mühle am Ortseingang von Rauschenberg. In der Sommerzeit bereist der Regierungspräsident die fünf Landkreise im RP-Bezirk zwischen Limburg und Schlitz, Münchhausen und Hungen.
Bisher wurde die Wanderung der Fische am Wehr der Mühle beendet. Durch die Baumaßnahme können sie nun ungehindert flussaufwärts weiter schwimmen. Im Gespräch mit dem Mühleneigner Horst Schleiter erörterte Dr. Ullrich auch die Probleme der Wasserkraftgewinnung bei Niedrigwasser aufgrund eines erneut sehr trockenen Sommers.
„Ich bin sehr froh, dass das Land Hessen den Fischaufstieg mit etwas über 500.000 Euro finanziert hat. Denn ohne diese Gelder hätte das Projekt nicht durchgeführt werden können“, sagte Bürgermeister Michael Emmerich. Er richtete über den Regierungspräsidenten an die Landesregierung die Bitte, auch weiterhin gleichartige Projekte in den Kommunen zu unterstützen. Dr. Christoph Ullrich dankte allen beteiligten Personen und Institutionen. „Diese Maßnahme ist eines von vielen Projekten, mit denen sich das Land Hessen im Bereich der Renaturierung und Wiederherstellung ursprünglicher Flussläufe engagiert“, sagte der Regierungspräsident. Ann-Kathrin Ehrhardt (Dezernat Naturschutz III des Regierungspräsidiums Gießen) ergänzte: „In den vergangenen zehn Jahren konnten bereits über 3,5 Millionen Euro Landesmittel aus der Synergie-Finanzierung für über 40 Maßnahmen bereitgestellt und etwa 70 Kilometer Fließgewässer in Mittelhessen renaturiert werden. Zurzeit befinden sich noch 15 Projekte in der Planungsphase.“
Anika May (Dezernat Oberirdische Gewässer und Hochwasserschutz des Regierungspräsidiums Gießen) berichtete, dass die Stadt Rauschenberg bereits 2016 das Planungsbüro Zick-Hessler mit den Planungen für den Fischaufstieg an der Schmaleicher Mühle beauftragt hatte und 2019 die wasserrechtliche Genehmigung für das Vorhaben durch die Obere Wasserbehörde des Regierungspräsidiums Gießen erteilt wurde. Im vergangenen Jahr wurde durch die Firma Hinterlang aus Bad Endbach mit der Errichtung der Anlage begonnen, welche in diesem Sommer in Betrieb genommen werden konnte.
Die zur Wasserkraftnutzung an der Mühle erforderliche Wehranlage stellte bisher ein unpassierbares Hindernis für die Fische und Kleinstlebewesen in der Wohra da, die in ihrem Lebenszyklus und zur Erhaltung ihrer Arten auf eine Wanderung im Gewässer, etwa zum Laichen, angewiesen sind. Da die Umgestaltung des massiven Wehrkörpers nicht möglich war, wurde am Mühlgraben zur Gewährleistung des Fischaufstieges ein Beckenschlitzpass (Vertical-Slot-Fischpass) gebaut. Mit 24 Becken auf einer Länge von circa 67 Metern ermöglicht er nun die Wanderung von Fischen und Kleinstlebewesen und die Vernetzung von Lebensräumen in der Wohra, erläuterte Katharina Nachtigall (Dezernat Oberirdische Gewässer und Hochwasserschutz). „Dank der neuen Fischaufstiegsanlage ist es für die in der Wohra vorkommenden Fischarten wie Groppe, Bachforelle und Bachneunauge möglich, den Bereich oberhalb der Schmaleicher Mühle zu erreichen“, ergänzte Bernd Flick (Dezernat Naturschutz II des Regierungspräsidiums Gießen).
Die Herstellung der Fischdurchgängigkeit an Fließgewässern ist ein Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Gleichzeitig werden mit dem Projekt auch naturschutzfachliche Zwecke erfüllt. Die Wohra ist als FFH-Gebiet ausgewiesen und die nach EU-Recht geschützte Groppe kann nun wieder ungehindert flussaufwärts wandern. Aus diesem Grund konnte die Maßnahme aus Synergiemitteln finanziert werden. © RP - Gießen