Opfer von Gewalt werden mit ihrer seelischen Not nicht allein gelassen“

RP-Reihe „Zahl des Monats“ zum Tag der Kriminalitätsopfer: 54 Menschen haben im vergangenen Jahr eine Behandlung im OEG-Trauma-Netzwerk begonnen
Gießen. „Opfer von Gewalt werden mit ihrer seelischen Not nicht allein gelassen“, sagt Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich zum Tag der Kriminalitätsopfer (Freitag, 22. März). 54 Menschen, die traumatischen Erlebnissen – etwa einer Körperverletzung – ausgesetzt waren, haben sich im vergangenen Jahr in eine fachspezifische Behandlung im OEG-Trauma-Netzwerk begeben.
„Jeder einzelne dieser 54 Menschen hat einen individuellen Schicksalsschlag erlitten. Mit den Beratungsmöglichkeiten des OEG-Trauma-Netzwerks können wir vor allem schnell helfen“, sagt RP Ullrich über die seit mehr als drei Jahren existierende Initiative. Nicht nur direkt Geschädigte können sich an das Netzwerk wenden. „Auch Hinterbliebenen, von Gewaltopfern oder unmittelbaren Zeugen von Gewalttaten wird die Möglichkeit gegeben, professionelle Hilfe des Regierungspräsidiums und der Kooperationspartner in Anspruch zu nehmen“, erklärt Christoph Ullrich weiter.
„Häufig fällt es Betroffenen schwer, über das Erlebte zu sprechen“, sagt Ruth Böhr, kommissarische Abteilungsleiterin und Leitende Ärztin der Abteilung VI beim Regierungspräsidium Gießen. „Opfer von Gewalt tragen die Erlebnisse oft ein Leben lang mit sich herum“. Doch in vielen Fällen helfe die zeitnahe und fachkompetente therapeutische Behandlung eines Traumas um Spätfolgen zu verhindern. „Ich möchte die Betroffenen ermutigen, die Hilfe des Regierungspräsidiums Gießen und unserer Kooperationspartner in Anspruch zu nehmen.“
Seit 1991 macht der Weiße Ring mit dem Tag der Kriminalitätsopfer auf Menschen aufmerksam, die durch Kriminalität und Gewalt geschädigt wurden. Er soll das Bewusstsein für Opferbelange in Deutschland stärken und Informationen zu Prävention, Schutz und praktischen Hilfen geben. Die Idee des Weißen Rings nahm das Regierungspräsidium mit der Gründung einer Gemeinschaft von Kliniken auf, um möglichst unbürokratisch und schnell Trauma-Opfern eine Hilfe in Form einer psychischen Behandlung zu ermöglichen.
Das Regierungspräsidium arbeitet aktuell mit 18 hessischen Einrichtungen zusammen – Tendenz steigend. Sowohl für Erwachsene wie auch für Kinder und Jugendliche stehen hessenweit Fachkliniken zur Verfügung, um zielgerichtet behandeln zu können. Der Umfang beträgt dabei zunächst fünf Sitzungen, der auf 15 Sitzungen erweitert werden kann. Darüber hinaus bietet das Opferentschädigungsgesetz (OEG) weitere Unterstützungsangebote für Opfer sowie deren Angehörige.
Neben neuen Kooperationspartnern sind in diesem Jahr weitere große Projekte im Rahmen des OEG-Trauma-Netzwerks geplant. „In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landeskriminalamt wollen wir ein Konzept erstellen, mit dem wir Betroffene von Gewalttaten noch besser erreichen und über die Arbeit des OEG-Traumanetzwerks informieren können“, sagt Meike Berghöfer, Ansprechpartnerin für das Netzwerk beim RP Gießen. Neben zahlreichen Informationsveranstaltungen werde das OEG-Trauma-Netzwerk auf der Europäischen Leitmesse für Rettung und Mobilität, der RETTMobil, vorgestellt. „Damit können wir die Arbeit des Netzwerks auch in das Bewusstsein von Rettungsdiensten und Verbänden bringen.“
Eine Übersicht aller kooperierenden Einrichtungen sowie weitere Informationen sind unter https://rp-giessen.hessen.de/OEG-Traumanetzwerk zu finden. Betroffene oder Angehörige von Opfern einer Gewalttat finden auch unter dem Stichwort „Opferentschädigungsgesetz“ wertvolle Hinweise.
Stichwort: Zahl des Monats
Eine Zahl besteht aus einer Ziffer oder mehreren, und sie sagt erst einmal nichts aus. Dahinter verstecken sich aber oft spannende Themen mit einem „Ach, das wusste ich noch gar nicht“-Effekt. In der Reihe „Zahl des Monats“ stellt das Regierungspräsidium Gießen interessante Zahlen aus dem Verwaltungsalltag vor und beleuchtet dabei Wissenswertes. Bürgerinnen und Bürger erhalten dadurch einen noch tieferen Einblick in die Aufgaben einer Mittelbehörde, die viel spannender ist, als vielleicht gedacht. © RP-Gießen