Die qualifizierte Arbeit mit männlichen Tätern, die Gewalt gegen Frauen ausüben, ist eine wichtige Maßnahme der Prävention von Partnergewalt. Im Hinblick auf die auch im Landkreis Limburg-Weilburg in den letzten fünf Jahren massiv gestiegenen Fallzahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik im Bereich der häuslichen Gewalt (von 147 Fällen in 2019 auf 237 Fälle in 2023) ist Täterarbeit in Männerberatungsstellen deshalb jetzt auch Schwerpunktthema der Tagung der Hessischen Landkreisfrauenbeauftragten in Limburg gewesen, die seit rund zehn Jahren unter dem Dach des Hessischen Landkreistages (HLT) als AG im Referat „Recht, Verfassung und Europa“ unter Leitung von Ute Bebensee-Biederer organisiert sind. „Das garantiert, das bei dem kommunalen Spitzenverband auch die Gleichstellungsarbeit als Querschnittsaufgabe mit angesiedelt ist und die Belange von Frauen landesweit mitgedacht werden – ein echter Meilenstein“; betont AG-Sprecherin Ute Jungmann-Hauff, die Frauenbeauftragte des Landkreises Limburg-Weilburg.
Zu der Tagung hatte die Leiterin des Frauenbüros der Kreisverwaltung dieses Mal aus gutem Grund nach Limburg eingeladen. Denn für die 66-jährige, die zusammen mit ihrer Kollegin Petra Schneider aus dem benachbarten Lahn-Dill-Kreis über 10 Jahre die Doppelspitze dieses Facharbeitskreises bildete, war das zugleich auch die letzte Sitzung der AG. Denn Jungmann-Hauff, die ihre Tätigkeit als Frauenbeauftragte des Landkreises 1993 begann und sich dabei stets für alle frauen- und familienpolitischen Bereiche wie Arbeitsmarktprojekte, die Hebammenversorgung oder die medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung stark gemacht hat, geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin als Sprecherin der landesweiten HLT-Arbeitsgruppe wird Grit Ciani aus dem Main-Kinzig-Kreis.
Das Thema Gewalt gegen Frauen und damit auch das Thema Gewalt in Paarbeziehungen ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und der gesellschaftlichen wie politischen Diskussion gerückt. Und dennoch hat es im Hinblick auf die ständig weiter steigenden Fallzahlen kein Stück an Aktualität und Dringlichkeit verloren. Im Gegenteil: Weiterhin gilt, dass – statistisch gesehen – der gefährlichste Ort für Frauen ihr eigenes Zuhause ist.
Gewalt durch den Partner ist in allen gesellschaftlichen Schichten Realität. Sie richtet sich vor allem gegen Frauen. Die überwiegende Zahl der Täter ist männlich. Täterarbeit ist also auch Opferschutz: Eine nachhaltige Bekämpfung und damit Prävention von häuslicher Gewalt kann nur gelingen, wenn gewaltausübende Menschen in Interventionsansätzen mitberücksichtigt werden. Wenn gewaltausübende Menschen lernen, Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen und gewaltfreie Konfliktbearbeitungsstrategien anzuwenden, kann häusliche Gewalt beendet und weiterer Gewalt vorgebeugt werden. Außerdem wird Kindern ein Aufwachsen in gewaltfreien Familiensystemen ermöglicht und die Weitergabe des gewaltvollen Verhaltens an die mitbetroffenen Kinder verhindert. Auch in der Istanbul-Konvention – dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt - wird die Relevanz der Täterarbeit herausgestellt und der Ausbau von Täterarbeit in Deutschland gefordert. © Landkreis Limburg-Weilburg