Springe zum Inhalt

Schlossspurt für die Dommusik

Es ist immer noch Baustelle, das Limburger Schloss. Seit 2009 ist dies der Fall. Wir stellen die Schlossbaustelle in mehreren Teilen vor. Auftakt bildet dabei der aktuelle Stand, denn inzwischen lässt sich schon deutlich erkennen, wie die einzelnen Räume Gestalt annehmen. Das ist auch notwendig, denn zur Jahresmitte soll ein Teil des Schlosses an das Bischöfliche Ordinariat vermietet werden, die Dommusik wird sich ausweiten.

„Hier hat sich deutlich etwas verändert. Es ist nicht zu übersehen, dass hier viel gearbeitet wurde“, sagte der 1. Stadtrat Michael Stanke bei einem Besuch auf der Schloss-Baustelle. Viele Wände, die bei der letzten Visite noch sichtbare Bruchsteine oder Lehmziegel aufwiesen, die durchzogen waren mit Schlitzen für Versorgungsleitungen, zeigen sich nun in einem einheitlichen Bild: Sauber verputzt mit einem Kalkputz. Die Außenwände aus Bruchstein haben zusätzlich einen Unterputz aus Lehm sowie eine Matte aus Schilfrohr als Dämmung.

Maueröffnung, Durchbrüche und vieles mehr sind inzwischen verschwunden. Auch was die Haustechnik an Versorgungsleitungen benötigt, ist nur noch an wenigen Stellen zu sehen. Was Heizungsbauer und Elektromonteure an Versorgungssystemen in den vergangenen Monaten aufgebaut haben, ist kaum noch zu sehen. Das Heizungssystem aus Wandheizung und auf den Wänden angebrachten Heizkörpern erfordert viele Rohre, auch die Versorgung mit Strom benötigt eine Vielzahl an Leitungen und nicht zuletzt ist auch die Kommunikationstechnik auf eine entsprechende Infrastruktur angewiesen. „Wenn wir die Räume im Schloss anschließend vermieten, dann benötigen sie auch einen zeitgemäßen Standard“, verdeutlicht Stanke. Nach seinen Angaben wird das Ziel, die Räumlichkeiten Mitte des Jahres übergeben zu können, nach derzeitigem Stand auch erreicht.

590 Quadratmeter ist die Fläche groß, die die Dommusik künftig nutzen will. Sie ist bisher auch schon im Schloss zu Hause und nutzt Räumlichkeiten im Saalbau. In Zukunft wird das Angebot der Dommusik im Schloss konzentriert, dazu stehen verschiedene Räumlichkeiten im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss zur Verfügung. Das Dachgeschoss im Turmbau oder auch im Renaissancebau wird nicht genutzt.

Das Stahlgerüst des Treppenhauses, das künftig zu Erschließung dienen soll, ist bereits eingebaut. Die Tritte aus Eichenholz werden erst eingebaut, wenn die Bauarbeiten fast abgeschlossen sind. „Es gilt immer zu schauen, was wir an historischer Substanz erhalten können und wo wir mit neuen Lösungen aufwarten, die sich jedoch in die umgebende Bebauung einfügen sollen“, sagt Axel Schmitt, der mit seinem Bruder Thomas zusammen als Architekt die Arbeiten im Schloss plant und begleitet.

Verträgliche Lösungen bestehen zum Beispiel darin, alte Fenster zu belassen, wenn es ihre Substanz noch erlaubt. Das ist bei dem Schlossbau nicht gerade häufig und trifft auf Fenster zu, die sich in Bereichen befinden, wo sie vor den Einflüssen des Wetters möglichst geschützt sind. Und wenn es dabei um alte Fenster geht, dann stammen sie nach Angaben von Axel Schmitt aus der Zeit um 1900.

Gerade Fenster sind bei der Frage um Wärmedämmung ein wichtiges Thema. So bekommen weitere Fenster, die erhalten bleiben, noch einen Fensterrahmen davor gesetzt und werden somit zu sogenannten Kastenfenstern. An anderen Stellen sind komplett neue Kastenfenster eingesetzt worden. „Bei manchen Fenstern haben wir die Oberlichter wieder geöffnet, die bei den vielen baulichen Veränderungen in der Geschichte des Schlosses geschlossen worden waren“, ergänzt Thomas Schmitt.

Ein Stück Schlossgeschichte bleibt auch bei den Türen oder den Holzfußböden erhalten. Allerdings werden die noch verwendbaren Türen in den meisten Fällen wieder gestrichen, nur eine Tür aus der Barockzeit wird in Zukunft holzsichtig bleiben. In verschiedenen Räumen des historischen Bauwerks existieren Holzböden. Sie sind wieder hergerichtet und in einigen Fällen mit neuem Holz ergänzt worden. „Das gleicht sich farblich mit der Zeit an“, sagt Axel Schmitt.

Das Schloss ist in vielen verschiedenen Abschnitten entstanden und ist in seiner langen Geschichte ganz unterschiedlich genutzt worden. Manchmal wird die Baugeschichte auch sichtbar. Zum Beispiel im Treppenhaus. Auf einer Wand zeigen sich deutliche Bögen. Das waren mit großer Wahrscheinlichkeit einmal Fensteröffnungen. Und Fenster zu einem Treppenhaus hin machen keinen Sinn. Somit ist für die Fachleute klar, das muss einmal eine Außenwand gewesen sein, die dann umbaut und eingebunden wurde.

Andere Spuren, die zeitlich aus den 1960er, 1970er Jahren stammen, sind bis auf wenige Ausnahmen „verschwunden“. „An verschiedenen Stellen besonders des Renaissancebaus befinden sich Stahlträger, die wichtige statische Funktionen erfüllen. Gerade für den fränkischen Erker des Renaissancebaus haben die Stahlträger eine entscheidende Bedeutung. Wir konnten sie daher nicht ausbauen“, macht Markus Saal, der in der Limburger Stadtverwaltung für den Denkmalschutz zuständig ist, deutlich. In den meisten Fällen sind die Stahlträger inzwischen „verkleidet“ und damit nicht sichtbar. An einigen Stellen zeigen sie sich, sind jedoch mit Lehmziegeln aus Brandschutzgründen eingebunden. © Stadt Limburg

 

Das Schloss im Schatten des Domes

Das Limburger Schloss fristet sein Dasein im Schatten des Domes, der es zum Wahrzeichen der Stadt geschafft hat. Das Schloss dahinter gerät ein wenig in Vergessenheit. Dabei hat der Komplex eine lange und abwechslungsreiche Geschichte mit ganz unterschiedlichen Nutzungen und Verwendungen. In unserer fünften und letzten Folge der Schoss-Serie geht es um die Geschichte des Komplexes.   

Die Geschichte des Schlosses beginnt vermutlich im 7. oder 8. Jahrhundert als zentrale fränkische Fluchtburg. Siedlungsspuren auf dem Berg hoch über der Lahn gibt es aus noch früheren Zeiten, Befunde weisen auf eine eisenzeitliche, keltische Besiedlung hin. Im 10. Jahrhundert entwickelt sich eine Gaugrafenburg als Herrschaftsmittelpunkt an der Lahnfurt der „Hohen Straße“ zwischen Köln und Frankfurt. Innerhalb des Burgbereichs, der vom steil abfallenden Felsen bis zur heutigen Domstraße reicht, entsteht im Ostteil der Anlage eine Herrenburg. 910 gründet Graf Konrad, genannt Kurzbold, das Stift mit Stiftskirche, Vorgängerbau des Doms. Die Burg wird um 1000 bis 1100 weiter ausgebaut. Mit Beginn der Herrschaft des Stifts über die Burg beginnt auch die befestigte städtische Siedlung vor der Burg.

Mit den Planungen für den Bau der neuen Stiftskirche wird um 1180 begonnen, um 1200 werden die Stadtmauern errichtet. Unter den Isenburger Grafen, die um 1220 die Lehnsherrschaft über Burg und Stadt, Vogtei und Stift erreichen, wird die Burg zur Residenz ausgebaut, der Wohnturm errichtet und die Kapelle ausgebaut. Um 1250 wird Imagina von Isenburg auf der Burg geboren, die spätere Frau des deutschen Königs Adolf von Nassau. 1379 folgt der Bau des Saalbaus. Der Ausbau zu einer Verteidigungsfestung scheitert am Widerstand der Limburger Bürger.

Von 1400, 1407 sterben die Isenburger als Herren von Limburg aus, bis 1803 dient das Schloss dem Kurfürstentum Trier als Verwaltungssitz für seine östlichen Gebietsteile. In dieser Zeit gibt es zahlreiche Umbauten. Die Kapelle wird 1534 überbaut, 1612 folgt der Renaissance-Fachwerkbau und 1720 der abseitige Barockbau als Wohnung für den trierischen Amtmann.

Mit der Säkularisation wird das Stift im Jahr 1803 nach fast 900 Jahren aufgelöst. Das Schloss und die Stadt waren bereits im Jahr zuvor in den Besitz von Nassau-Weilburg, dem später das Herzogtum Nassau folgt, übergegangen. Mit der erzwungenen Eingliederung Nassaus in das Königreich Preußen kommt das Schloss 1866 in preußischen Besitz. Von 1883 an bis zum Jahr 1963 werden die Räume des Schlosses für eine Gewerbe-/Berufsschule und eine Fortbildungsschule für Mädchen genutzt. In der Zeit von 1905 bis 1976 ist das Diözesanmuseum im Turm und angrenzenden Räumen.

Der Südflügel des Schlosses, der sogenannte Saalbau, brennt 1929 nieder, der Wiederaufbau folgt in den Jahren 1934/35. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der NS-Herrschaft übernimmt das Land Hessen das Schloss. Das Land bleibt Eigentümer bis zum Jahr 2000 und verkauft es dann für den symbolischen Preis von einer Mark pro Quadratmeter Grundfläche an die Stadt. Das Land nutzte die Immobilie von 1974 an als Regionalstelle Limburg des Landesinstituts für Pädagogik.

Daneben ist das Schloss untrennbar mit einigen Limburger Einrichtungen verbunden. Der erste Jugendclub „Black Out“ hat dort sein Domizil (1967 bis 1973), die Spielschar des Gymnasiums gibt dort Theatervorführungen, die Mährisch-Neustädter Heimatstube findet im Schloss eine Bleibe, ebenso die italienische und die portugiesische Gemeinde. Auch die Verbindung zwischen Schloss und Dommusik kann schon auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken. 1970 beginnt der Domchor seine Proben im Schloss (Saalbau) abzuhalten, später kommen noch die Domsingknaben und die Mädchenkantorei hinzu.

Das Limburger Stadtarchiv befindet sich seit 1977 im Schloss und wird auch in Zukunft dort seine Bleibe haben, wobei die räumlichen Gegebenheiten sich deutlich verbessern sollen.

© Stadt Limburg