„Die EU zu den Menschen bringen“
Podiumsdiskussion „Europa, jetzt gilt’s! Wie stehen wir zur EU?“ im Forum Wetzlar
Gießen/Wetzlar. Dort hingehen, wo die Menschen sind. Und nicht erst darauf warten, dass sie kommen. Mit dieser Haltung organisierte das Europe-Direct-Informationszentrum eine Podiumsdiskussion zur Europawahl im Forum Wetzlar. Das kurz EDIC genannte Zentrum befindet sich im Regierungspräsidium Gießen und hatte sich bewusst Mittelhessens größtes Einkaufszentrum für die Veranstaltung „Europa, jetzt gilt’s! Wie stehen wir zur EU?“ ausgesucht. Neben den verschiedenen Perspektiven der Podiumsgäste sollten dabei auch Meinungen, Stimmungen und Fragen aus dem Publikum aufgenommen werden.
„Frieden, Freiheit und Wohlstand lassen sich nur mit einer starken europäischen Gemeinschaft verwirklichen“, plädierte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. „Deshalb dürfen wir Europa nicht denjenigen überlassen, die die diese Idee zerstören wollen.“ In Vertretung für die Hessische Landesregierung warb auch Europa-Staatssekretär Mark Weinmeister dafür, am 26. Mai aktiv von dem Wahlrecht Gebrauch zu machen: „Wenn bei einer 50-prozentigen Wahlbeteiligung hauptsächlich nur die zur Wahl gehen, die unzufrieden mit Europa sind, zählt deren Stimme doppelt. Das wäre fatal.“
Wie erhofft, diskutierten auch die Zuschauer mit und brachten so neben proeuropäischen Überzeugungen auch kritische Punkte wie die „schwer durchschaubare Brüsseler Bürokratie“, die „fehlende Bürgernähe“ oder „unzureichende Informationen über die EU“ ein. Die Runde sah hier im Ergebnis sowohl eine Bring- als auch eine Holschuld von Politik und Öffentlichkeit und legte nahe, nicht jede windige Internetschlagzeile zur EU sofort für eine objektive Berichterstattung zu halten, sondern lieber über Einrichtungen wie Europe-Direct nachzufragen.
Für Politikwissenschaftlerin Dr. Verena Schäfer-Nerlich von der Justus-Liebig-Universität Gießen böten sich über die EU viele Möglichkeiten, für junge Menschen vor allem über das EU-Austauschprogramm ERASMUS+. Europa zu erleben, helfe auch bei der Identifikation mit dem Projekt EU und schaffe mehr Verständnis dafür, dessen Zukunft mitzugestalten. Denn für die Perspektiven der EU gebe es grundlegend unterschiedliche Ansätze, über die miteinander gesprochen werden sollte.
Aus Sicht von Tahireh Panahi, seit 2016 im Landesvorstand der Jungen Europäischen Föderalisten, ist die Zielrichtung klar: am Ende muss ein europäischer Bundesstaat stehen. Dafür setzt sie sich zusammen mit den JEF ein. Aus ihrer Sicht sollte etwa über eine gemeinsame Rundfunkanstalt eine europäische Öffentlichkeit hergestellt werden, um Austausch und Debatte zu intensivieren.
Zumindest im Forum Wetzlar ist dieser Austausch aus Sicht des Veranstalters gelungen: „Wir haben heute viele Menschen erreicht, die wir über Europa-Veranstaltungen in abendlichen Festsälen wahrscheinlich nicht erreicht hätten und hoffen, hiermit ein weiteres Signal für eine starke Europawahlbeteiligung gesetzt zu haben“, erklärte Christian Lemmer, Geschäftsführer des Europe-Direct Gießen.
Im Rahmen einer Aktionswoche vom 4. bis 12. Mai stand das gesamte Forum in den blau-gelben Zeichen Europas: Der Lahn-Dill-Kreis, die Europa-Union, die Stadt Wetzlar und weitere Partner präsentieren die Vielfalt der EU mit einem bunten Programm an mehreren Stationen.
Stichwort: Europe-Direct-Informationszentrum
Das Gießener Europe-Direct-Informationszentrum ist beim Regierungspräsidium Gießen am Landgraf-Philipp-Platz 1-7 im 1. Stock angesiedelt. Es ist Teil des Netzwerks Europe Direct der Europäischen Kommission und informiert die Bürgerinnen und Bürger vor Ort über die Europäische Union.
Interessierte können einen Termin vereinbaren oder spontan während der Geschäftszeiten (Mo.-Do. 8:30 Uhr bis 16.30 Uhr, Fr. 8:30 Uhr bis 14 Uhr) vorbeischauen. Das EDIC-Team berät gerne persönlich bei allen Fragen und stellt Informationsbroschüren zur Verfügung. Eine Kontaktaufnahme ist möglich per E-Mail (eu-infozentrum@rpgi.hessen.de) oder telefonisch (0641 303-3344).
Weitere Informationen sind auf www.rp-giessen.de/edic zu finden. © RP-Gießen