Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich setzt mit zwei Schulklassen 2000 junge Lachse aus
Gießen/Weilmünster. Er ist der Fisch des Jahres 2019 – der Lachs. Lange war er heimisch in der Lahn. Aber Wehre und Wasserkraftwerke versperrten ihm dann allzu oft den Weg. Das hat sich mit zunehmender Renaturierung von Bächen und Flüssen aber gebessert. Der Lachs soll wieder heimisch werden. Gemeinsam mit zwei Schulklassen der Weiltalschule in Weilmünster und der Windhofschule in Weilburg setzte Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich jetzt rund 2.000 Jungfische im Lahnzufluss Weil aus.
„Wir wollen mit gezielten Maßnahmen den Lachs-Bestand in der Lahn und ihren Zuflüssen erhöhen“, sagt Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich am Rande der Aktion, an der neben den Schulklassen rund um die beiden Klassenlehrer Antje Barth (Weiltalschule) und Sven Dombach (Windhofschule) auch Winfried Klein und Matthias Zenkert vom Fischerei-Sportverein Oberlahn sowie Dr. Jörg Schneider vom Projekt „Lachs 2020“ teilnehmen. „Diese und weitere Projekten beschäftigen sich vor allem damit, das gute ökologische Potenzial des Gewässersystems Lahn wiederherzustellen.“
„Der Lachs ist ein prominenter Stellvertreter für alle Fischarten, die auf die Durchgängigkeit der Flüsse und eine gute Wasserqualität angewiesen sind“, erklärt Fischereibiologe Dr. Jörg Schneider. Der Lachs sei ein sehr anspruchsvoller Fisch. Gerhard Schulze-Velmede vom zuständigen Dezernat des RP ergänzt, dass die Zahlen der Lachs-Rückkehrer in den letzten Jahren leider zurückgegangen seien.
„Die Ursachen hierzu sind vielfältig. Die heißen und trockenen Sommer setzen auch den Fischen zu.“ Der Rhein und seine Zuflüsse habe oft nur sehr niedrige Wasserstände. Das Lachsprojekt läuft schon seit vielen Jahren und wird von den Anrainer-Staaten des Rheins mit sehr viel Engagement betrieben. „Auch das Bundesland Hessen beteiligt sich an dem Wiederansiedelungsprogramm des Lachses im Rheinsystem.“
Um mehr auf die Situation des Lachses als Leitfischart für das gesamte Rheinsystem aufmerksam zu machen, wurden Schulen eingeladen, Patenschaften für die Lachse zu übernehmen. Im Rahmen des Projekts haben die Schülerinnen und Schüler die Lachsaufzuchtstation, welche von der IG Lahn betrieben wird, besucht und sich inhaltlich mit der Biologie des Fisches beschäftigt.
Dr. Ullrich ist sich sicher: „Es ist wichtig, gerade in jungen Jahren das Bewusstsein für unsere Umwelt zu schaffen. Später werden sich die Schülerinnen und Schüler beim Anblick der Weil, der Lahn oder des Rheins immer daran erinnern, wie wichtig die Artenvielfalt in unserer Natur ist.“
Hintergrund
Der Lachs ist ein Langdistanz-Wanderfisch und damit in besonderer Weise auf die Durchgängigkeit der Fließgewässer und eine gute Wasserqualität angewiesen. Der Lachs laicht natürlicherweise in den Oberläufen der Fließgewässer auf Kiesbänken. Hier wachsen die Larven auf. Ab einer Länge von 4 cm bezeichnet man sie als Parr. Nach ein bis zwei Jahren wandeln sie sich zu Smolts, die dann in der Lage sind, auch im Salzwasser zu leben. Sie sind jetzt zwischen 10 und 20 cm groß und wandern in Richtung Meer ab. Ihre Reise geht in den Atlantik bis nach Grönland. Dort leben sie etliche Jahre, bis sie ihre Wanderung wieder zurück zu ihrem Geburtsfluss antreten, den sie sich bei ihrer Abwanderung als junge Smolts über den Geruch eingeprägt haben.
Das Land Hessen beteiligt sich über die Oberen Fischereibehörden des RP Darmstadt und RP Gießen am Lachsprojekt der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR).
Die Lachsaufzuchtstation in Villmar-Aumenau wird von der Interessengemeinschaft Lahn e.V. betrieben. Mitgliedsverein ist auch der Fischerei-Sportverein Oberlahn, der das Projekt der Schulen begleitete. © RP-Gießen