• Niederländische Regierung holt europäische Expertise zu Flucht/Migration ein • Limburger Arbeitsvermittlerin referiert über deutsche Strategieansätze
Die niederländische Regierung hat auf einem Kongress internationale Expertise zum Thema Flucht/Migration eingeholt. Manuela Gibbons von der Limburger Arbeitsagentur referierte in Den Haag darüber, wie Deutschland die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt organisiert.
Vor rund zweihundert Entscheidungsträgern aus Politik, Wissenschaft und Flüchtlingsorganisationen aus den Niederlanden -darunter der Arbeits- und Sozialminister sowie der Staatssekretär des Innen- und Justizministeriums- hat jetzt Manuela Gibbons von der Arbeitsagentur Limburgausführlich erläutert, wie die deutsche Arbeitsverwaltung die Arbeitsmarktintegration von Migranten forciert. Ziel der international besetzten „State of the Art conference“ war es, eine Standortbestimmung der Arbeitsmarktpolitik für Geflüchtete auf europäischer Ebene abzubilden und mit den Erfahrungen in den Niederlanden zu vergleichen.
„Es war eine großartige Erfahrung, die unterschiedlichen Verfahren und Strategien kennenzulernen“, berichtet die Expertin aus dem Arbeitsmarktbüro für Flüchtlinge und Migranten. Von besonderem Interesse unserer westlichen Nachbarn sei der Aufenthaltsstatus der „Duldung“ gewesen, den das Königreich der Niederlande so nicht kenne. Dort werden die Asylverfahren zwar in kürzester Zeit entschieden, für humanitäre Sondertatbestände gäbe es jedoch keine vergleichbare Lösung. Der Aufenthalt eines abgelehnten Asylbewerbers werde dort nach einer negativen Entscheidung sofort „illegal“. Sehr große Aufmerksamkeit habe man daher auch den Ausführungen zur „3+2 Regelung“ für in der Ausbildung befindliche abgelehnte Asylbewerber mit Duldung und die in Deutschland übliche Unterscheidung zwischen Geflüchteten mit positiver und negativer Bleibeperspektive geschenkt. Dass die Herabsetzung der Wartezeit für den Zugang zum Arbeitsmarkt auf höchstens drei Monate auch eine erhebliche Entlastung der Sozialkassen zur Folge hat, wurde sehr interessiert aufgenommen. In den Niederlanden ist der Arbeitsmarktzugang oftmals erst nach einem Jahr erlaubt. Nachfragen gab es zudem zur Zuordnung Geflüchteter in die beiden Rechtskreise SGB II und SGB III. Aber auch an sehr anschaulichen Dingen, wie der Strategie: Talentfeststellung-Spracherwerb-Praktikum-Förderung und der Frage, wie man Migranten bei Personalentscheidern präsentiert, war Thema des Vortrages. Die zwei praktischen Beispiele eines irakischen Buchhalters, der nach dem Spracherwerb derzeit zum Krankenpfleger ausgebildet wird und eines pakistanischen Arztes, der, weil er keine Chance auf eine Berufsanerkennung hatte, zum Busfahrer umgeschult wurde, blieben auch nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung ein Gesprächsthema.
„Zu meinem Referat habe ich sehr viele positive Rückmeldungen bekommen“, berichtet die 48-jährige. Seit ihrem Vortrag habe sie etliche Fragen von Kongressteilnehmern erhalten. „Noch mehr freut es mich, dass mich inzwischen Anfragen von Wissenschaftlern und anderen Interessierten aus Holland erreichen, die selbst gar nicht an der Konferenz teilgenommen haben“, freut sich Manuela Gibbons. © Agentur für Arbeit Limburg-Wetzlar