Niederselters. Allerhöchste Aufmerksamkeit, Konzentration und Umsicht war gefordert beim Szenario des aktuellen Übungsabends der Freiwilligen Feuerwehr Niederselters. Gemeldet war „H-GAS1Y“ – mit diesem Einsatzstichwort werden gasförmige Gefahrstoffaustritte bezeichnet, bei denen auch Menschenleben in Gefahr sind. Bei Wartungsarbeiten an der Quelleneinfassung im Keller des Brunnentempel galt ein Mitarbeiter als vermisst, eine weitere Person hatte die Kontrolle über den LKW verloren, der Chlorgas geladen hatte und dieses an dem falschem Standort anliefern wollte.
Hierbei kam es zum Anprall an das Gebäude des Brunnentempels, der Fahrer war verletzt.
Gase haben unterschiedliche Eigenschaften, umso besser ist es, wenn die Feuerwehr schon auf der Anfahrt die wichtige Information erhält, um welchen Stoff es sich handelt. Orangene große Warntafeln am Fahrzeug angebracht, tragen mit schwarzen Zahlen-Buchstaben-Codes diese wichtige Information. Sollten Sie bei einem Unfall eine solche Zahl erkennen, melden Sie diese daher unbedingt der Leitstelle, so Wehrführer Theo Neckermann. Er war Darsteller des meldenden Mitarbeiters der Wartungsfirma, der „aufgeregt“ der Feuerwehr den Weg wies. Aufgrund einer angedeuteten Sprachbarriere war die Informationsweitergabe erschwert.
Durch die Lage des Objektes mitten in der tiefgelegenen Ortslage gab es verschiedene Dinge zu bedenken: Die Art des ausgetretenen Stoffes sowie die Verbreitung in der Umgebung – sie müssen vom Einsatzleiter schon bei der Anfahrt berücksichtigt werden. Die Aufstellung der Fahrzeuge sowie die Ausweisung und Kennzeichnung von Sperrbereichen muß schnellstmöglich erfolgen, um eigene Kräfte und unbeteiligte Dritte nicht zu gefährden. Hierzu gehörte auch, dass die Bahnstrecke unverzüglich gesperrt wurde, Warnungen an die Bevölkerung herausgegeben wurden und weitere Kräfte zur Unterstützung herangeführt wurden. Diese Ersteinschätzung muß während des Einsatzgeschehens stets nachgehalten werden, da äußere Einflüsse wie Wind oder in diesem Fall Regen ebenfalls die Lage – oft auch schlagartig verändern können.
Der verletzte LKW-Fahrer wurde schnellstmöglich in den sicheren Bereich verbracht und dann der weiteren Versorgung durch den Rettungsdienst übergeben. Schwieriger wurde es schon für die PA-Träger (PressluftAtmer), die mit ihrer rund 16 kg schweren Ausrüstung zwar besser geschützt aber auch nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden können.
Jegliche Funksprüche, Anforderungen von Material, weiteren Kräften oder Vorkommnisse werden im Einsatztagebuch protokolliert – früher in Papierform, heute auch schon elektronisch. Das Einsatzleitfahrzeug wird zu diesem Zweck in der Nähe aber im sicheren Bereich platziert und hält den Kontakt zur Leitstelle. Ständige Meldungen der aktuellen Lage ermöglichen damit auch der Leitstelle eine entsprechende Reaktion zur Zuführung weiterer – ggf. Sonderkräfte auch aus anderen Gemeinden und ggfs. Landkreisen.
Zusätzlich ist die Auswertung der Aufzeichnungen eine wertvolle Hilfe für die Einsatzkräfte in der Nachbereitung die einzelnen Schritte nochmals kritisch zu hinterfragen und gemeinsam für den nächsten Einsatz zu optimieren.
Im Nachgang zur Übung durften die Einsatzkräfte unter Leitung von Rainer Brink von der Syna einen Blick in den Kellerbereich des Brunnentempels werfen der sicherheitshalber wegen Kohlenstoffdioxid (CO2) Austrittes durch die Quellen für die Öffentlichkeit gesperrt ist . Bürgermeister Jan-Pieter Subat hatte im Anschluss daran noch zu einem kleinen Imbiss und Informationsaustausch eingeladen. Bei dieser Gelegenheit dankte er allen eingesetzten Kräften für ihren Einsatz und die Bereitschaft, ihre Freizeit in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Mehr Informationen zur Arbeit der Wehr auch unter www.Feuerwehr-Niederselters.de
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