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„Flachköbber macht Laune-der Wilde Osten ruft“-Zündapp-Tour 2019

Reisebericht der Zündapp-Tour 2019 „Flachköbber macht Laune-der Wilde Osten ruft.“
Aber keiner hört ihn rufen.
Eisernes Jubiläum, es ist die 5. „Flachköbber macht Laune-Tour“ in Folge.
Ursprünglich geplantes Ziel und bereits lange gebuchter Camp-ground ist :
Von Montag 27.5. bis Freitag 31.5. Alpen-Camping in Arzbach/Wackersberg bei Bad Tölz.
Viel Vorfreude auf das daneben befindliche Freischwimmbad, das daran angeschlossene gute Speiselokal und den Ausflug nach Bad Tölz ins American Diner „Jail - house“.


Die Teilnehmer:
Navigator - Pimmel,
Pannenbereitschaft – speedy&oily Nils,
Kettenspannerkönig – Michi,
Radfahrer – Niclas,
Restaurator to go – Holgi Ho
Ersatz-Zündappspender – Tim,
Linksausleger – Lars,
Servicemobil-Oldie – Holgi A.
Geplante Streckenlänge ca. 500 Km durch den Taunus, Spessart, Frankenland, Bayern.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Erste Irritationen kommen auf, ob der Montag bereits Reisetag wäre oder erst von Montag auf Dienstagnacht gestartet wird. Der Tourchefmechaniker Nils hat montags noch die Werkstatt voll, somit wird der Campground vom Navigator noch flink umgebucht.

Aber die Wettervorhersage von Katja Horneffer sagt in Bad Tölz für die 4 Tage satte 80 Ltr. Regen auf den qm. voraus. Also entweder 4 Tage im Regen-Kombi leben, oder endgültige Absage Campground Arzbach. Die Abstimmung ergibt - umdisponieren, neues Ziel soll erst Magdeburg, dann aber Halberstadt in Sachsen-Anhalt werden. Bundesweit vorausgesagt die höchste Temperatur und die geringste Niederschlagswahrscheinlich- keit für die angepeilten 4 Tage, macht Halberstadt zum Favorit und der „Wilde Osten“ lockt uns ja bereits seit geraumer Zeit.

Dienstag in der Frühe, 03:00, soll im Finkenweg 5, in Werschau, Abfahrt der 4 Zündapp - Treiber sein. Niclas hat seine Zündapp seit der 1. Ostsee-Tour 2015 nicht rechtzeitig start- klar bekommen, das Zeitfenster war zu knapp, er fährt parallel zu uns, solo, mit dem Fahrrad. Tim hat seine Zündapp bereits im Vorfeld auf dem Anhänger des Servicemobil verzurrt und wird nachkommen. So etwas wäre vor 5 Jahren noch völlig undenkbar gewe- sen, aber die Welt dreht sich, unn „Lebbe geht wieder“, Hauptsache sie sind dabei.


Der Servicemobil-Oldie hat sich, ganz entspannt, vorgenommen frühestens um 06/100 zu starten. Das Mobil muss noch getankt werden, Frühstück und Äppler in den Kühlschrank, persönliche Ausrüstung laden, keep cool – get lässig, wird schon. Es ist trotzdem, wie immer vorher, eine unruhige Nacht. Gegen 2:50 knattert eine Zündapp, unüberhörbar, unter unserem Schlafzimmerfenster durch, aber wieso nur eine !?
Startschwierigkeiten an Nils` Boliden verzögern die Startzeit um eine Stunde auf 04/100, dann ballern alle 4 mit eindeutigem Geräusch und 2-Taktduft hinterlassend, in Formation unter dem Schlafzimmerfenster durch – Hallo wach, aber der Servicemobil-Oldie dreht sich nochmal auf die andere Seite.
1. Pannenstopp in Niederbrechen 04:08 auf der B8 an der Thai-Massage. Michi täuscht ein Kettenspannerproblem vor, aber der Laden hat ja noch gar nicht offen.
Der Servicemobil-Oldie bekommt die erste wA-Nachricht, er könne sich nochmals umdre- hen und dann noch gemütlich frühstücken bevor er starten muss.
2. Pannenstopp 04:38 bei Langhecke.
3. Pannenstopp 05:06 Wolfenhausen
4. Pannenstopp 06:26 Waldsolms
Gegen 07:45 erreicht den Servicemobil-Oldie die Nachricht „Bodo´s Möhre bringst nicht mehr- bitte abholen und aufhuckeln“, also los geht´s, Bodo abholen und die Mühle auf- laden, die Jungs dann einholen und Bodo wieder auf Tim´s Renner umsteigen lassen.
Das wird wohl keine Reise, sondern eine Aneinanderreihung von Reparaturpannen !
Es schifft bereits seit Tourstart ohne Unterlass und als Lars gegen 09/100 aufgesammelt wird ist er froh für einige Zeit im warmen S-Mobil sitzen zu können. Irgendwo bei Kack- stuhlhausen (Schotten), auf einem EDEKA-Parkplatz, findet dann die Wiedervereini- gung statt und es wächst zusammen, was zusammen gehört. Auch wenn Lars eigentlich keinen Bock hat das warme und gemütliche S-Mobil zu verlassen, aber watt mutt – dat mutt, kneifen ist nicht. Tim´s Ersatzmoped ist ja extra für solche Fälle auf dem Anhänger dabei. Nils ist platt und macht in voller Montur ein „Power-napping“ auf der Bank der Vorzimmerbäckerei im EDEKA. Die Anmache der „groben, fetten“ deswegen, die heute eigentlich Berufschule hätte, geht voll nach hinten los, da die Jungs im Vorfeld für ordentlich Kohle dort gefrühstückt hatten und sich die Nummer nicht bieten lassen. Die Mokicks werden, wie es sich gehört, auf dem EDEKA-Parkplatz von älteren, männlichen Speckbauch- Jahrgängen begutachtet und bewundert, während dessen deren ebenso unförmige Lebenspartnerinnen die Einkäufe allein in den Familienkutschen zu verstauen versuchen, sich dabei die Finger quetschen, den Joghurt fallen und aufplatzen lassen und die Speckbäuche entsprechend heftig zur Ordnung rufen. Die alten Säcke haben das wirkliche Leben eben verkackt und sind mit ihren fetten Monstern gestraft genug.


Weiter geht´s in Richtung wilder Osten, schwarzer Regenhimmel, kalt, einfach Kacke halt.
Doch auch dem „Radfahrer“ Niclas st es im Parallel-Universum nicht besser ergangen. Bereits montags gestartet und schon gut 200 Km mit dem Rad zurückgelegt, feuert er sein Handy abends im Dunkeln unbeabsichtigt in die Fulda, sucht in gebückter Demutshaltung 2 Std. tastend im Wasser danach, ohne Erfolg, am nächsten Morgen abermals erfolglos. Das hat sich der Biber geholt, der wollte schon lange ein Telefon in seiner Burg haben. Ohne Handy ist aber keine Navigation und Kommunikation möglich, hinzu kommen noch muskuläre Probleme über dem Knie, also Abbruch und Heimfahrt mit der Deutschen Bundesbahn, um dann, geplant am Mittwoch, gemeinsam mit Tim, im VW-Bulli mit Rad nach zu kommen.
Aufgrund der extremen Regenwetterlage, der Kälte, der Reparaturverzögerungen und überhaupt…. wird das Ziel erneut umdisponiert. Aus Halberstadt wird Schlitz – ohne Witz. Das S-Mobil ist vorgeprescht und Opa Holgi wartet am Ortseingang von Schlitz, leider auf der falschen Seite vom Ort, mehr als 2 Std. im Dauerregen auf die Zündapp- Truppe. Es geht auf 13:00 zu und bis Halberstadt ständen noch einige Stunden Regenreise an. Also was tun - Die Götter sind besoffen – vollgekotzt ist der Olymp? Pimmel hat wohl beim Versuch eines Powerslides um eine Verkehrsinsel herum einen megastarken Abflug hingelegt, den aber leider keiner fotographisch festhalten konnte – hat aber gar nicht weh getan - sagt er. Schade.
Holgi A. checkt den kleinen Campingplatz in Schlitz, das beheizte Freibad ist bei freiem Eintritt mit im Preis eingeschlossen, Toiletten und Duschen sind absolut O.K., wir bleiben.
Die Art und Weise der Parzellenbelegung mit Wohnmobil, 4 kleinen Zelten, Mopedan- hänger und den beiden erwarteten Nachzüglern, ist mit der holländischen Platzwartin nicht soooo ganz einfach, zumal wir eine „Feuerwehr Sicherheitsstraße“ einhalten müs- sen, da noch gaaaanz viele Dauercamper in den nächsten Tagen erwartet werden. Wir bauen so auf wie wir es cool finden, keiner meckert, alles wird gut. Erstmalig haben wir dank Holgi Ho und Kettenspanner-Michi ein 30 Ltr. Fass Bier und die Zapfanlage dazu dabei. Wie geil ist das denn. Holgi A. hat ein Kirmes Beutekörbchen mitgebracht und aus 0,2er Willi-Bechern läuft die Brühe saugutl in den Hals. Äppler aus eigener Produktion ist auch an Bord, gerippte 0,5er-Gläser und ein Bembel sowieso.
Kaum das wir angekommen sind und aufbauen, erreicht Holgi Ho die traurige Nachricht das sein Schwiegerpapa im Sterben liegt, er muss sofort nach Hause, Björni ist bereits unterwegs um ihn abzuholen. Bei jedem gezapften Körbchen werden wir an ihn denken, er hat die Brühe gespendet und wir hätten die 4 geilen Tage gerne gemeinsam mit ihm verbracht.
Der erste Abend plätschert bei schlechter Witterung und kühlen Getränken so dahin, morgen Mittwoch, wird alles wieder gut.
Irgendwann am nächsten Tag kommen dann der hungrige Tim und der Radfahrer Niclas auch auf dem Platz an. Michi hat die Kirmes in Niederjossa als Abendprogramm ausge- rufen und alle sind dafür und dabei. Wir chillen und grillen, labern und rabarbern, das Wetter hat sich deutlich gebessert und jeder macht was er gut kann, Bier trinken, grillen, fressen, pennen, Musik hören, dummes Zeug schwätzen, usw. Nils, der zu faul ist um zum pinkeln aufzustehen, dreht sich liegend im Gras auf die Seite, pinkelt so auf die Wiese und just in diesem Moment kommt ein Opa vorbei um die Zündapps zu bewundern. Nils` blanke,tröpfelnde Wurst bleibt ihm nicht verborgen und unbeeindruckt, es fröhlich laufen lassend, erklärt er ihm die technische Details zu den Mokicks – ein Brüller.
Gegen Abend rufen wir uns Achmed, den Taxi-Driver, der uns nach Niederjossa zur Kirmes bringen soll und dann geht´s richtig los !!
Niclas eröffnet den Kirmestanz, leicht verkrampft, foxend mit einer Dorf-MILF der unteren Mittelklasse, was deren Figur und Ausstrahlung betrifft. Egal, Niederjossa und wir haben Spaß. Der große Auftritt von Niclas kommt zu „Rama Lama lama lama ding dong“, eine sensationell unrhythmische, spastische Tanzeinlage verschafft ihm einen respektvollen Freiraum auf der Tanzfläche, die Notfallassistenten stehen bereit um sofort eingreifen zu können falls einer der Spasmen lebensbedrohlich werden sollte. Aber es kommt alles ganz anders….. Niclas verliert bei der Vorstellung auch sein erst neu besorgtes Handy, verlässt total aufgeregt, halbnackt, das Festzelt und dann nimmt das Unheil seinen Lauf. Die Security will ihn „wegen nackt“ nicht wieder ins Zelt lassen, es eskaliert am Eingang, ratz fatz ist die Blaue Rennleitung vor Ort, legt Niclas die „8“ an und verfrachtet ihn in den Bullen-Bully. Nicht faul, aber gelenkig, flüchtet der Spasmo-dancer durch die Bullenbus- Heckklappe, was nur durch das Geräusch des herausfallenden Verbandskasten die Auf- merksamkeit des jüngeren Gesetzeshüters erregt, der natürlich sofort die Verfolgung aufnimmt und Niclas im dunklen Gebüsch, ohne Zeugen, ordentlich abschmiert, worauf dieser sich dann vor Angst noch einnässt . Ab in die Ausnüchterungszelle nach Bad Hersfeld, gemessener Atemalkohol = 1,9 Promille, er darf bleiben bis zum nächsten Morgen und dann mit dem Taxi für 70.- € wieder zu uns kommen.
Auch Tim ist bereits frühzeitig verlustig der Muttersprache und greift angeblich einigen Dorfschschönheiten auf der Tanzfläche ungeniert an die fetten Hintern. Eine große, blonde „Sauerkrautlocken- MILF“ läßt sich das nicht gefallen und haut und tritt Tim um. Wir zerren ihn vom Tanzboden, ab ins Taxi mit ihm, Nils gibt dem Taxi-Driver im Voraus nen Fuffi für die Heimfahrt, aber der Vogel will Tim unterwegs 3x abkassieren weil er den Braten auf leichte Kohle gerochen hat. Letztendlich ruft auch der Taxi-Mann die Bullerei, aber Tim kommt gut aus der Nummer raus und überbietet Niclas mit 2,3 Promille um satte 0,4.
Während diesem unterhaltsamen Abend erfahren wir, das die anderen Jungs, Daniel, Henni, Maxi, Ruben usw., die zur Zeit auf Malle sind, sich dort mit Afrikanern geboxt und auch einige Blessuren davon getragen haben.
Der Abend/Morgen neigt sich gegen 05:30 dem Ende entgegen bzw. es dämmert. Es wird bereits hell, wir sind stramm, Lars und Michi haben sich mit 2 Mädels aus dem Staub gemacht, übernachten auswärts. Achmed fährt uns zum Campingplatz – coole Nummer Niederjossa.
Der Donnerstag ist geprägt von Langschläfertum, Kopfweh, Restalkoholabbau und warten auf die 3 „Abgängigen“. Am frühen Nachmittag sind alle wieder zurück, Storys werden ausgetauscht und es wird mächtig gelacht.
Wir sind alle leicht benommen und dösen mehr oder weniger vor uns hin, die leichte Brise tut richtig gut. Aber die erste unerwartete Windböe haut uns den Pavillon über den halben Platz, schlägt aber Gott sei Dank nirgends ein, nochmal Schwein gehabt. Allerdings haben wir am Dienstag, beim Aufbau im Regen, geschludert und vergessen die Markise des Wohnmobils zu sichern. So kommt was kommen muß, die nächste Böe haut die Markise hoch, sie reißt komplett aus der Befestigung und fliegt über das WoMo-Dach auf die „Feuerwehrstraße“, gut das es die gibt. Wäre dort wer gelaufen, nicht auszudenken. Auf jeden Fall haben wir den Dauercampern Action pur für lau geboten. Zum Glück können wir das 4 Meter lange Teil mit handwerklichem Geschick und Leihschrauben aus dem Scheinwerfer wieder befestigen und das sogar bedeutend besser als vorher. Das 30 Ltr.-Fass gibt um Punkt 22:00 sein letztes kühles Tröpfchen ab, perfektes Timing. Noch ein letztes, pisswarmes 0,5er Veltins aus der Flasche für Michi unter Murren zum Ausklang, dann hauen wir uns alle auf die Matte, morgen früh geht´s wieder nach Hause.
Freitagmorgen frühstücken wir in aller Ruhe, jeder schmiert sich noch ein Brötchen für die Fahrt mit dem lecker braunen Fett aus dem Auffangbecher des Grills, mit dem Rest werden die Ketten geschmiert, dann packen wir zusammen und brechen auf. Das Wetter ist perfekt, keine größeren Zwischenfälle auf der Heimreise und in Weilmünster treffen sich das Servicemobil und Pimmel, Nils, Bodo und Michi. Der S-Mobil Opa hat 5 eiskalte Sauergespritzte vorbereitet und wartet am „Mitfahrerbänkchen“ auf die Jungs. Auf einer Arschbacke (besonders Bodo) geht´s dann noch bis nach Hause, gemeinsames Abschlußgrillen und das war dann die „Flachköbber macht Laune-Tour“ von 2019
Das Ziel für 2020 ist noch völlig offen, aber die 6. Tour ist 100%ig sicher.

© Holger Asmussen