Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar finanziert Weiterbildung beschäftigter Arbeitnehmer . Mitarbeiterinnen der Stadtresidenz "Casino Wetzlar" qualifizieren sich zu examinierten Altenpflegerinnen
"Kaum eine Branche leidet so sehr unter dem Fachkräftemangel, wie die Altenpflege: Einerseits werden immer mehr Menschen immer älter, andererseits nimmt die Zahl der Schulabgänger stetig ab", berichtet Dirk Köhler vom Arbeitgeberservice der Wetzlarer Arbeitsagentur. Für viele Unternehmen, die dringend Fachkräfte benötigen, hat Köhler eine einfache, für die Verantwortlichen oft verblüffende Lösung: "Wir suchen gemeinsam mit den Personalverantwortlichen im Betrieb nach entwicklungsfähigen Mitarbeitern und beteiligen uns an den Qualifizierungs- und Lohnkosten", so Köhler weiter. Allein im Altenpflegebereich, in dem die Personalnot schon sprichwörtlich sei, gewinne man so im Agenturbezirk Limburg-Wetzlar jährlich rund sechzig zusätzliche examinierte Pflegekräfte. Dabei übernimmt die Arbeitsagentur die Lehrgangs-, Fahrt- und Kinderbetreuungskosten sowie die Hälfte der bisherigen Lohnkosten - und dies mitunter über drei Jahre. Bei Ausbildungserfolg zahlt die Arbeitsagentur zusätzlich 1.500 Euro Weiterbildungsprämie.
Astrid Langer hat auf diese Weise mit 51 Jahren ihr Examen gemacht. "Mein Pflegedienstleiter ließ nicht locker", lacht die Mutter von zwei Kindern. Die Löhnbergerin arbeitete als Krankenpflegehelferin bei der Stadtresidenz "Casino Wetzlar". Dass ihr letztes Gehalt durch die Förderung der Arbeitsagentur in voller Höhe weitergezahlt wurde, sei ein schlagendes Argument gewesen, erklärt die gelernte Friseurin, die vor ihrer Familienpause viele Jahre für ein Haarpflegeunternehmen Seminare geleitet hat sowie im Marketing und der Kundenbetreuung tätig war. Bereits während der Familienphase habe sie gemerkt, dass sich ihre beruflichen Interessen verschoben haben. Zunächst arbeitete sie stundenweise als Hilfskraft in der Pflege. Dann habe sie die Ausbildung zur Altenpflegehelferin absolviert und als solche im "Casino Wetzlar" gearbeitet. Heute sei sie froh, das Angebot ihres Arbeitgebers wahrgenommen zu haben. "Ich kann und darf jetzt mehr Verantwortung tragen und habe einen erheblich größeren beruflichen Hintergrund. Außerdem verdiene ich als examinierte Kraft monatlich 1.200 Euro mehr, als zuvor", freut sich die Fachkraft, die das Examen als Jahrgangsbeste mit der Note 1,0 abgelegt hat.
Ich begrüße eine Fachkraft lieber um 7.30 Uhr, als gar nicht
Auf einem ähnlich guten Weg ist Marnie Jäger. Sie absolviert ihre Ausbildung zur Altenpflegerin in der gleichen Einrichtung, allerdings in Teilzeit. Die erste Hürde hat die dreifache Mutter mit dem Abschluss als Altenpflegehelferin bereits genommen, die sie ebenfalls mit der Note 1,0 abschloss. Das Examen als Altenpflegerin wird sie 2022 ablegen. "Ohne die Teilzeitmöglichkeit, wäre ein Abschluss nicht möglich", offenbart die 27-jährige aus Burbach, die ihre Schulausbildung seinerzeit wegen der Geburt des ersten Kindes abbrechen musste. Den Hauptschulabschluss holte sie später nach und wird derzeit ebenfalls von der Arbeitsagentur in Wetzlar gefördert. Die schulischen Teile der Ausbildung absolviert sie in Marburg, die Praktika im "Casino Wetzlar". Dabei kommt ihr der Arbeitgeber in Sachen Dienstplan immer entgegen. "Natürlich nehmen wir in solchen Fällen -soweit möglich- Rücksicht auf die familiäre Situation, denn ich begrüße eine Fachkraft lieber um 7.30 Uhr, als gar nicht", berichtet Susanne ter Jung, die Leiterin des Heimes. Natürlich müsse dafür bei allen anderen Kollegen Verständnis hergestellt werden. Besonders freut sich die Heimleiterin, dass die Arbeitsagentur schnell und unkompliziert helfe. Bei Marnie Jäger habe der Schulunterricht in Marburg bereits zwei Tage nach ihrem Entschluss, die Ausbildung aufzunehmen, begonnen. "Auch hier hat es Herr Köhler geschafft, alles in diesen zwei Tagen auf den Weg zu bringen". Durch die Kooperation mit der Agentur für Arbeit konnten in den letzten fünf Jahren zwanzig Arbeitskräfte von ter Jung beruflich weitergebildet werden. Neben den abschlussorientierten Förderungen gehörten dazu auch Teilqualifizierungen zu Praxisanleitern, Qualitätsbeauftragten und Pflegedienstleitern.
Den Kostenanteil der Arbeitsagentur pro geförderter examinierter Kraft beziffert Köhler auf rund 60.000 Euro. Die Förderung nach dem Qualifizierungschancengesetz lohne sich für alle Beteiligten. Das Unternehmen könne so -mit erheblicher finanzieller Entlastung- selbst Fachkräfte heranbilden, bewährte Mitarbeiter belohnen und langfristig an das Unternehmen binden. Die Arbeitnehmer qualifizieren sich weiter, minimieren das Risiko arbeitslos zu werden und erlangen langfristig ein höheres Gehaltsniveau. Sollte dennoch Arbeitslosigkeit eintreten, seien sie deutlich besser vermittelbar, als ohne Qualifikation. Dabei müssen die Teilnehmer während der Weiterbildung nicht mit der Ausbildungsvergütung -oder wie arbeitslose Umschüler mit 60 Prozent des letzten Nettolohnes- auskommen, sondern erhalten ihr bisheriges Einkommen ungekürzt weiter. Aber auch die Arbeitsagentur sieht sich als Gewinnerin. "Wir kommen unserem gesetzlichen Auftrag nach, unterwertige Beschäftigung zu vermeiden, begegnen dem Fachkräftemangel und sichern die Arbeitnehmer langfristig vor Arbeitslosigkeit", unterstreicht Köhler.
Der Agenturexperte weist ausdrücklich darauf hin, dass das Qualifizierungschancengesetz grundsätzlich für alle Branchen und Berufsfelder genutzt werden kann. Interessierte Unternehmen können sich bei ihrem Ansprechpartner der Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 4 5555 20 informieren. © Arbeitsagentur Limburg-Wetzlar