Als Austauschschüler im Wilden Westen - Literatur im Gespräch
Der Literaturgesprächskreis trifft sich am Dienstag, den 28. Januar 2025 ab 19.30 Uhr in den Räumen der Bücherei Niederbrechen zum Austausch über Joachim Meyerhoffs „Amerika“, Auftakt der autobiographischen Buchreihe „Alle Toten fliegen hoch“.
Der 1,90 m große, blonde Lockenkopf Joachim charakterisiert sich in seinen Erinnerungen selbst als Landei, das kaum aus seiner kleinstädtischen Enge herausgekommen ist. Er hat Freunde, liebevolle Eltern und sogar eine Freundin, mit der sich gerade Dinge entwickelten, die ihm durchaus gefallen. Seine Schulnoten sind miserabel, dafür zeichnet ihn eine Sportleidenschaft aus sowie sein Vermögen, Wasserscheuen die Angst vor dem nassen Element zu nehmen und ihnen das Schwimmen beizubringen. Joachim reist mit der Bahn in die Großstadt Hamburg. Diese ist für ihn durch drei große Hs bestimmt: H wie Hauptbahnhof, H wie Hafenstraße und H wie Herbertstraße. Diese drei großen Hs will er anlässlich eines Aufnahmetests für ein Austauschjahr in den Vereinigten Staaten erkunden. Damit beginnt seine eigentliche Odyssee.
Entsetzt von den großstädtischen Lackaffen, die sich mit ihm um ein Austauschjahr in den USA bewerben, erkennt er, dass Großstädte wie San Francisco oder New York, von denen er träumt, eher ungeeignet für ihn sind. Eher widerwillig füllt er endlose Fragebogen aus und gibt Antworten, von denen er glaubt, dass sie genau gegenteilig zu dem sind, was seine Altersgenossen mit den Gelfrisuren schreiben. Er bezeichnet sich als tief religiös, behauptet, Baseball spielen zu können und in der ländlichen Einsamkeit besonders gut klarzukommen. Seine Sprachkenntnisse seien ausgezeichnet und auf diese Art fantasiert er das Blaue vom Himmel.
Der Leser vermutet richtig, was den jungen Mann zunächst fassungslos macht: Joachim wird für ein Jahr als Austauschschüler genommen und für ein Jahr zu einer Gastfamilie nach Laramie in den wilden Westen geschickt. Dort begeistern ihn Straßenkreuzer und ein Wasserbett in seinem Zimmer. Konfrontiert mit der amerikanischen Alltagskultur schildert er auf vergnügliche Weise, wie schwer es ihm fällt, Anschluss zu finden oder sich sprachlich verständlich zu machen.
Das ändert sich erst, als er sich in der Schule für die Baseballmannschaft meldet und dabei auf einen Trainer stößt, der einen Deutschland-Fimmel hat. Der nimmt ihn, obwohl er erkennt, dass der Junge keinen Schimmer vom Spiel hat. Teil der Baseball-Mannschaft zu sein, verleiht Joachim Status. Freunde sind plötzlich kein Problem mehr, Mädchen werfen sich ihm an den Hals, sein Körper wird durch intensives Training athletisch und als er sich schlussendlich die Haare scheren lässt, betritt eine glatzköpfige Legende das Spielfeld: »The German«.
Die Teilnehmer des Literaturgesprächskreises treffen sich ca. alle sechs bis sieben Wochen, um sich über das gelesene Werk auszutauschen, die Vorschläge stammen aus dem Kreis der Teilnehmer. Jeder, der für Literatur aufgeschlossen ist, ist als Bereicherung stets willkommen. Allen Interessierten steht die Bücherei Niederbrechen am Sonntag von 9.30 bis 12.00 Uhr, am Mittwoch von 18.30 bis 20.00 Uhr und am Donnerstag von 15.30 bis 16.30 Uhr offen.
Von Jürgen Schühler /UPD